Redebeitrag bei der Münchner Ostermarschkundgebung 30.3.2013 in München -

André war kurzfristig leider verhindert, Richard Forward vom MAPC (Munich American Peace Committee) trug sein Manuskript vor. MAPC kümmert sich immer wieder um "Fälle" wie André.

André Shepherd - vorgetragen durch Richard Forward (MAPC) bei der Ostermarschkundgebung 2013


Edmund Burke, der irischer Philosoph, sagte einmal: „Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen .Diese Worte waren wahr, als er sie sagte – und sie sind es noch heute. Die führende Nation der Welt stürzt kopfüber in einen Sumpf von Chaos und Zerstörung. Es ist für uns umso wichtiger als jemals zuvor, aufzustehen und die falsche Annahme anzugreifen, dass “die Herrschenden alles richtig machen“. Seit den schrecklichen Angriffen vom 11. September führt die USA nicht nur einen Krieg gegen einen vage beschriebenen Feind namens Al-Qaida, sondern gegen die Menschlichkeit an sich. Dieses Jahrzehnt hat eine humanitäre Katastrophe über Länder wie Irak, Afghanistan, Pakistan, Libanon, Libyen und Sudan gebracht. Zurzeit wurde Europa in den Krieg gegen Syrien und Mali mit hineingezogen, auch Iran und Nord Korea werden immer noch bedroht. Millionen haben auf beiden Seiten ihr Leben verloren, mit täglich steigenden Zahlen von Opfern. Tausende wurden gefoltert, gekidnappt, vergewaltigt oder inhaftiert – alles im Namen der Demokratie. Wir können dies auf keinen Fall so weiter laufen lassen.

Als Deserteur der US-Armee kann ich durch eigene Erfahrungen Euch als erstes sagen, dass wir als Soldaten benutzt und manipuliert wurden, so auch andere Menschen gelitten und ausgebeutet für den Profit. Ich bin nicht stolz darauf, was ich während meines Militärdienstes tat. Die Angriffs-„Apache“-Helikopter, die ich reparierte und wartete, tragen nach wie vor entscheidend dazu bei, dass das Leben unschuldiger Menschen zerstört wird. Uns wurde immer wieder erzählt, dass es unsere Aufgabe sei, die bösen Männer der Welt zu fangen. Wir dachten, dass wir die Wächter der Freiheit seien. Versucht einfach mal, meine Überraschung nachzuvollziehen, meinen Schock und meine Wut, als ich herausfand: Das Böse ist nicht der Feind, den wir beseitigen sollten, sondern wir selbst. Wie kann ich meinen künftigen Kindern erzählen, dass auch ich verantwortlich für die Zerstörung dieser Länder war, und ohne Nachzudenken den Befehlen zum angeblichen Wohl der Nation folgte. Als ich meinen Irrtum erkannte – und sah, wie gleichgesinnte wie Bradley Manning und Kimberly Rivera vom Militär mishandelt wurden, weil sie ähnlich über die Angriffe der U.S. Militärs dachten und es laut sagten, entschied ich, dass ich nicht länger Teil dieses Systems sein kann. Also sagte ich vor vier Jahren Goodbye zum Militär - und sehr wahrscheinlich auch zu meinem Land.

Lasst mich folgendes anmerken. Auch wenn es so aussieht, als ob ich über die Männer und Frauen der US-Armee schimpfe, muss ich sagen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Mein Aufruhr richtet sich nicht gegen das Militär der USA, vielmehr ist es ein Kampf gegen die Führung und die Regierung in Washington. Meine Zeit im Militär hat eine Reihe von Werten bei mir gestärkt, die mich zu dieser Entscheidung brachten. Mir wurde wieder und wieder von meinen Vorgesetzten beigebracht, dass ich für das Richtige stehen soll. Die Männer und Frauen der Armee sind gute Leute, die einen großartigen Job leisten, der zur Verteidigung des Landes notwendig ist. Das Problem ist für sie das gleiche wie für mich: sie wurden von den Mächtigen getäuscht. Wie Ihr in den Medien erfahrt, bin ich nicht der einzige aus dem Militär, der diese Ansicht hat. Das Problem ist, dass viele Soldaten eine Entscheidung treffen müssen, die sich aus den Konsequenzen ihrer Situation ergibt. Viele müssen Familien versorgen. Das macht es für sie schwer, Widerstand zu leisten. Mein Herz ist bei allen von denen und ich möchte Euch sagen: Gebt niemals auf. Zehntausende, die offen den imperialistischen Aktionen unserer Regierung entgegentraten, brauchen einen langen Atem, um den Verrat an unserer Lebensweise zu beenden.
Der Antrag auf Asyl ist eine politische und eine persönliche Entscheidung. Dies und ähnliche Aktionen in Kanada können hoffentlich dazu beitragen, dass Zehntausende von Verweigerern in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Vielleicht trägt der Widerstand auch dazu bei, die US-Militärmaschinerie in die Knie zu zwingen. Meine Motivation rührt nicht nur von dem her, was ich gesehen und gelesen habe. Ich traf auch einige Irakis, die wie ich Asyl beantragt haben. Ihre Geschichten zerreißen das Herz. Es sind Augenzeugenberichte über Grausamkeiten, begangen an friedlichen Menschen. Ich fühle, dass es jetzt meine Pflicht ist, ihnen zu helfen, wo immer ich kann. Sie haben unser Mitleid verdient anstatt unsere Bomben. Der Erfolg unseres Widerstandes hängt von unserer Entschlossenheit ab und der beharrlichen Unterstützung von uns allen, nicht nur von Veteranen, Soldaten und Aktivisten.

Obamas Regierung (und der U.S. Kongress) haben sich geweigert, diejenigen (Ihr kennt sie schon!), die uns hierher gebracht und unsere Leben ruiniert haben, vor Gericht zu bringen, was Obama de facto zu einem Komplizen der Kriegsverbrechen macht. Und unser Präsident hat den Nerv, die NATO in einen anderen Angriffskrieg zu involvieren, obwohl nur ein kompletter Rückzug der Vereinigten Staaten zeigen würde, dass sie nicht andere zum Gehorsam zwingen können. Die Realität ist klar: Es wird Veränderungen nur geben, wenn wir sie herbeiführen.
Glaubt nicht dem Mantra, dass wir den Weg des Kriegs gehen müssen, um vorwärts zu kommen. Das ist nichts anderes als eine Lüge, mit der die Mächtigen weiter ihrer Tagesordnung folgen können. Ich rufe die Bürger in allen Ländern dazu auf, ihren Regierungen zu sagen, dass wir keinen weiteren Krieg wollen – dass wir eine friedliche Lösung dieser Probleme verfolgen werden. Es liegt an uns, dem Volk. Nur wenn wir mit einer Stimme sprechen, können wir die sogenannten Führer der freien Welt dazu bringen, deren Terrorherrschaft zu beenden und für ein bessere Zukunft zu arbeiten.

Danke für Eure Zeit und Unterstützung. Möge Gott Euch bei all Euren Bemühungen segnen.