Beobachter
1. Beobachterbericht
Es hat etwas von der "Neusprech" aus "1984":
"bis zu 3.000 Teilnehmern":
Anhand der Fülle und
Lücken am Marienplatz gegen Ende der Auftaktkundgebung ist
"3000" lächerlich, muss man m.E. von m i n d e s t e n s etwas
mehr als 5000 Teilnehmern ausgehen. Ich denke, dass die
Polizeiführung ihre eigene Schätzung in gewohnter
Weise bei solchen Kundgebungen/Demos um ca. 50 % reduzierte
(während bei anscheinend als staatstragender
eingeschätzten Ereignissen wie z.B.
Biergartenöffnungszeiten-Kundgebung massiv nach oben
"korrigiert" wird.
"Zug hielt auf der
Strecke mehrmals an, u.a...."
Ich fand zwar das
Verwenden der Seitentransparente vom/am "Schwarzen Block" für
kontraproduktiv (weil in s o l c h e r Form
erfolgende Auseinandersetzungen um - unnötige(!) und damit
m.E. widerrechtliche - Demo-Auflagen von unserem gemeinsamen Ziel (das
buchstäblich Mörderische der auf der "SiKo"
repräsentierten und geförderten Politik deutlich zu
machen und die Forderung breiter Bevölkerungsschichten nach
eben wirklich humaner Politik) ablenkend.
Zum Klein-Klein: Wieder Wanderkessel. M e h r als lästig, aber
immerhin wenigstens am Anfang diesmal nicht wieder hautnah. Wenn auch
wieder - wenn denn ein "Kessel" überhaupt gerechtfertigt
gewesen wäre - zu nah.... Aber in engen Straßen
drängten sich die grünen Bereitschafts-Polizisten
völlig widersinnig jeweils zwischen parkende Autos und
Demonstranten, während sie außerhalb "das Feld" eher
besser beobachten könnten und für allenfalls
"nötige" Zugriffe ja schnell "da" wären. Es stimmt
einfach nicht, dass Demonstranten sie an Autos drückten,
"versucht, uniformierte
Polizeibeamte gegen parkende Autos an der
Zugstrecke zu drängen."
Die Polizisten drängten sich dazwischen. Und schrammten wie
schon in Vorjahren mit ihrem gepanzerten und dazu
daranhängenden "Equipment" an den Fahrzeugen entlang. Leider
versäumte ich (vergaß es), die Autonummern zu
notieren, um die Halter ausfindig zu machen, so dass die
hätten Schadenersatz von der Polizei einfordern
können. Das sollten wir nächstes mal systematisch tun.
"Schutzhelm eines
Angehörigen eines
Unterstützungskommandos entrissen und zerstört."
Ich habe diesmal nicht mitbekommen, wie der Helm in den Block kam, nur,
dass er dort offenbar etwas angekokelt und ein wenig später
von einem Ordner Polizisten übergeben wurde. In einem Vorjahr
bestätigte mir ein Polizist bei einem praktisch identischen
Fall, dass die Halterungen der Helme öfters nicht fest genug
sind, also
ohne Gewalt verloren gehen können. Und - ich spreche nun
wieder von gestern - hier war vorher ein eindeutig von Polizisten durch
deren unnötiges Hereindrängen verursachtes Gerangel
und übles Geschiebe. Einige Polizisten drängten sich
besonders weit in den Block hinein, und zwar unter Verwendung von
üblen Griffen an Hälse etc. und - wie ich auch selbst
zweimal spüren musste - gleichsam "unter der Decke" mit
völlig unnötigen Knie- und (schienenbewehrten!)
Schienbeinstößen. Ich versuchte wie auch
andere
"ältere Semester" jeweils möglichst als Puffer und
Schlaghemmfaktor zwischen Polizisten und Demonstranten zu bleiben.
Wobei ich zwar aufgebrachte, aber keine schlagenden Jugendlichen
erlebte, aber etliche recht aggressive Polizisten.
So, wie die - offenbar "polizeitaktisch" eingesetzten
körperlichen Auseinanderstzungen begannen, endeten sie auch:
a) Ich erlebte sie vorwiegend dort, wo Presse vorhanden war!
Übergriffe (die aber, wenn überhaupt, fadenscheinig
"begründet" wurden, aber tolle Bilder von offensichtlich
"notwendigen Polizeieinsätzen" lieferten und eben
Möglichkeiten boten, "unsichtbar" auszukeilen. Und damit
Jugendliche zu reizen!
b) Irgendwann endeten sie nätürlich immer. Zweimal
erlebte ich es, dass von hinten (hier meine ich aus Sicht der
Polizisten) - vorgesetzte(?) - Polizisten sagten "Wir ziehen uns
zurück", und als das umgesetzt wurde, war es sofort wieder
ruhig, bleiben die Demonstranten auch, wo sie waren.
D.h., das ist für mich der zusätzliche Beweis, dass
der Druck nicht von dort ausgegangen war. Lediglich einmal
später (Sonnenstraße vor Telekom bzw. der
früheren Entbindungssklinik. Wo dann hinterher der verletzte
Demonstrant am Boden lag), als es zu etwa sieben solchen
Drucksitutationen an einer Stelle kam (als erstes von grünen
Ber.Pol. und dann zweimal noch brutaler von hinten - im doppelten
Wortsinn - durchstoßenden schwarzen USK) hatte ich einmal
gespürt, dass ein - milderer - Druck zunächst von
offensichtlich genervten Jugendlichen in der Mitte des Blocks ausging.
Interessant an dieser Stelle (Sonnenstr.) erscheint mir auch, dass ich
kurz v o r dem ersten dieser "Angriffe" der Grünen einem
davon, der mit angewinkelten Armen und entsprechendem Gesichtsausdruck
in seiner Reihe stand, sagte "Entspannen Sie sich doch". Er meinte, er
sei doch entspannt, änderte aber seine Körperhaltung.
Ich kann nur im Nachhinein vermuten, dass er schon wusste, dass es
wieder einmal "losgehen" sollte und er halt -
verständlicherweise - nervös war.
Die Wahrnehmung der Polizisten (mit manchen kann "man" ja
überhaupt nicht sprechen, mit anderen durchaus, was ja auch
ein Stück Deeskalation fördern könnte) ist
freilich mehrheitlich, dass die Aggressionen von den Demonstranten
ausgehen. Hier scheint mir noch mehr Projektion vorzuliegen, als
natürlich jeder Mensch in der Gefahr ist, zu "üben"...
Viele meinen auch, sie gingen gegen "links " und gegen "rechts"
gleichmaßen vor, was meinen vielen Beobachtungen nach einfach
falsch ist (aber das wäre hier ein anderes Thema).
"Zum Ende des
Demonstrationszuges am Stachus waren um 16.50 Uhr noch
1.500 Personen anwesend."
Richtig ist zweifellos, dass es da abgebröckelt war, aber die
tatsächliche Zahl dürfte tatsächlich auch
dort noch wieder zumindest doppelt so groß gewesen sein.
"Im Zusammenhang mit dem
Demonstrationsgeschehen kam es zu 36
Festnahmen und 6 Identitätsfeststellungen."
Sehr geschickte Formulierung! Da offensichtlich trotz gekonnter
Provokationen aus dem Zug heraus (für die Rechtfertigung des
immer noch unverhältnismäßig massiven und
teuren Polizeiaufgebots) nicht "genügend" Festnahmen
möglich waren (ich wundere mich manchmal - und bin
natütrlich froh - dass von den Jungen nicht mehr Aggressionen
zurück-kommen!) wurde n a c h Beendigung
noch eine erkleckliche Zahl von Festnahmen vorgenommen: Nach meiner
Wahrnehmung zumindest In der Prielmayerstr. beim Hertie bzw.
dann schnell verschoben näher zum Justizpalast an der
Stachus-Ecke. Wobei ich die erste Festnahme nicht erlebte - i n s o f
e r n leider, als sie recht brutal erfolgt sein soll, aber
womöglich keine wirklichen Zeugenaussagen zur
Verfügung stehen.
Die von mir beobachteten Festnahmen waren freilich schlimm genug: Ein
Polizist sagte "Wer jetzt noch rumsteht, den greifen wir uns", und
entprechend ohne irgendwelche von mir zu beobachtenden Anlässe
wurden junge Menschen gegriffen. Als ich mich mit einigen an den sie
abschirmenden Polizisten vorbei austauschen wollte (ihren Namen
erbitten, damit wir einen Überblick etc. haben; aber auch
ihnen sagen, dass die Polizei womöglich wieder ED-Behandlung
macht, sie dem auch keinen körperlichen Widerstand entgegen
setzen sollten und dürfen, aber deutlich sagen sollen, dass
sie damit nicht einverstanden sind und dass es völlig
unverhältnismäßig und damit rechtswidrig
ist, in welcher Menge oft solche ED's sind) drohten mir Polizisten auch
an, mich festzunehmen. Auf meine Frage nach der Begründung
meinten sie (auch hier. Auch dies inflationär!), ich
würde Amtshandlungen stören. Da sie da gar nicht bei
Befragungen o.ä. waren, ich zwar zu den jungen Leuten wollte,
mich aber nicht körperlich durchdrängte, sagte ich,
das sei lächerlich, woraufhin eine Polizistin "wenigstens"
meinen Personalausweis verlangte und dieser halt wieder einmal per Funk
(offenbar mit dem PP) rückgekoppelt wurde... Mir
persönlich macht das nichts mehr, aber es ist
natürlich eine
(Demonstrationsrecht-Wahrnehmen-)Abschreckungsmaßnahme,
schlimm insbes. für Junge, die womöglich
später mal Lehrer o.ä. werden wollen, jedenfalls
berechtigt Sorgen haben.
Schlimmer aber noch m.E.: - Ein junger Mann wurde von Zivilpolizisten
unverhältnismäßig stark auf den Boden
gedrückt und schließlich - wie leider oft - in sehr
unbequemer gebückter Haltung weggeführt, - ein
anderer von einem Polizisten sichtlich hart im Schwitzkasten gehalten,
obwohl ca. sieben andere Polzisten herumstanden, also eine etwaige
Fluchtgefahr nicht bestanden haben kann, - mehrere Demonstanten, hier
auch etwas ältere, wurden eindeutig nur deshalb festgenommen,
weil sie sich darüber beschwerten und für die anderen
verbal (aufgebracht, aber nicht aggressiv) einzusetzen versuchten -
einige wurden mit Kabelbindern rückwärts
aneinandergefesselt, so dass sie nur schwerer laufen konnten (Das ist
sicher wieder unnötig, und zumindest demütigend,
damit m.E. in sich "eigentlich" rechtswidrig, auch wenn die Polizisten
sicherlich wieder Begründungen "finden" werden, die ein
Gericht anzuzuzweifeln schwer wagen wird, weil gerade in
Demonstationsverfahren das Verhältnis Polizei - Justiz m a n c
h m a l ja etwas gespannt ist, weil sich die Polzisten im
Stich gelassen fühlen..).
Ich müsste noch schildern, dass meiner Beobachtung nach wieder
zumindest einer der Polizeifilmer an Stellen und in Situationen immer
wieder minutenlang in den "Schwarzen Block" filmte, wo nichts geschah.
Meine Bemerkung, damit handle es sich um die sattsam bekannte
Datenvorratsspeicherung, die selbst der frühere
Datenschutzbeauftragte Vetter (CSU-Mann) immer wieder beklagte (was
aber die Polizeiführung und das Ministerium zu keiner
wirklichen Korrektur veranlasste). Wenn der Name stimmt, dann war es
nach seiner Aussage Herr S. , und ein Vorgesetzter sagte auf meine
Frage, es sei die Einsatzhundertschaft Mittelfranken, USK 2. Zug.
2. Beobachterbericht
Hier meine Beobachtungen...
.....
Am Marienplatz war alles ruhig, die Zugänge wurden
kontrolliert, jedoch nicht abgesperrt
Florian Pfaff, der Irak-Kriegs-verweigerende BW Offizier musste den
Platz verlassen, weil er einen Motorradhelm bei sich trug, den er nicht
an seinem Gefährt lassen wollte. Nun, er fügte sich
und ging auf Aufforderung der Polizei.
Der Demozug, speziell der schwarze Block wurde doppelreihig begleitet,
innen grüne und außen schwarze Polizei
Nach einer Weile wurden die schwarzen (wohl eher roten)
Seitenbänder des
Schwarzen Blocks gewaltsam durch die schwarze Polizei entfernt.
Immer wieder gab es polizei-provozierte Drängeleien an
Engstellen, besonders bei geparkten KFZ, da gerade dort die
grüne Polizei immer wieder versuchte, sich zwischen den
eingequetschten Demo-Zug und die KFZ zu drängen - hier gab es
Polizisten, die mit-denkend und de-eskalierend auf den Gehweg auswichen
und solche, die dies eben gerade nicht taten - so wurde der Zug oftmals
angehalten und es kam zu bedrohlichen und schmerzhaften Situationen,
denn die Polizisten sind mit Plastik bewehrt und ihre am
Körper befindlichen Helme drücken einem die Rippen ab
(dazu s.
Ergänzung von Beobachter 6).
Bei solchen Drängeleien seitens der Polizei kam es zu
Würfen von Plastikflaschen und auch von hölzernen
Transparentstangen, die jedoch niemanden verletzten, die Polizisten
trugen gar keine Helme, wie im Polizeibericht behauptet (weswegen
angeblich keiner verletzt wurde)
Wäre die Polizei generell auf Abstand gegangen, wäre
gar nichts passiert - die brenzligen Situation entstanden immer dann,
wenn es eng wurde und die Enge durch die Polizei noch weiter getrieben
wurde
Als bereits alles vorbei war und auch die Lautsprecherwagen bereits
abfuhren, kam es zwischen Hertie und Justizpalast zu von der schwarzen
Polizei provozierten Festnahmen, die die anderen Kollegen im Einzelnen
beobachtet haben.
Ich konnte nur noch sehen wie verschiedene Personen gefesselt auf dem
Boden auf dem Rasen des Justizpalastgeländes lagen, wobei die
mir am nächsten liegende Person auf dem Bauch lag,
Hände auf dem Rücken und somit für mich
augenscheinlich Atemnot hatte. Ich versuchte dies den Beamten deutlich
zu machen, wurde des Platzes verwiesen, blieb aber unter Hinweis auf
mein ärztliches Ethos, woraufhin der leitende Beamte
veranlasste, dass der In-Gewahrsam-Genommene auf die Seite gelegt
wurde, Ingrid Scherf war auch unter den Festgenommenen, sie war an eine
andere Frau gefesselt und wurde mit ihr zusammen in den U-Bahnschacht
abgeführt.
3. Beobachterbericht
Gedächtnisprotokoll: Polizeieinsatz in der
Prielmayrstraße
Nach vorgezogener Auflösung der Demonstration am 10.2.07 um
ca.
17:00 am Stachus stellte ich beruhigt fest, daß,
soweit zu
überblicken, die S-Bahn-Zugänge an der
Schützenstraße zwar jeweils mit 4-6 Polizeibeamten
besetzt
waren, diese aber die Demonstranten auch mit Rucksack und
Transparentstöcken unbehelligt abziehen ließen. [...]
Zurück am Lautsprecherwagen im Gespräch mit zwei
Teilnehmern,
kam ein Demonstrant angerannt und sagte zur mir als 'Beobachter'
sinngemäß: Stehen Sie hier nicht herum, da hinten,
und
zeigte Richtung Prielmayrstr., stehen Zivis zusammen und formieren sich
gerade die Polizeigruppen.
Eiligst bewegte ich mich dorthin. Polizeigruppen sah ich
gehäuft
nur am Straßenanfang, weiter hinten unter der
Tramhaltestelle-Überdachung waren einige für mich
nicht klar
zuordenbare Männer, wohl Zivilbeamte.
[...]
Etwas entfernt von mir Richtung Hauptbahnhof wurde eine Gruppe junger
Menschen zuerst noch locker von einigen Beamten eingekreist. Ein
Beamter stand in der Mitte und sprach ein paar Worte. Kurz darauf hob
er beide Arme (rechtwinklig, die Hände zu Fäusten
einander
zugewandt, wohl ein Zeichen) und rief laut,
sinngemäß:
'Sofort in Gewahrsam nehmen, sie haben sich nicht entfernt.'
Die ganze Situation änderte sich schlagartig. Schnell war auch
ich
von einem weiten Ring Polizeibeamter eingekreist, der sich sofort enger
zog. Die Eingekreisten wurden nun Richtung Justizpalast getrieben und
dort, wie vielfach gesehen und per Photo und Video belegt, meist hart
zu Boden geworfen. Anschließend wurden die ergriffenen
Personen
auf den Boden gepresst, und mit Kabelbindern gefesselt.
Vom Stachus kamen immer weitere Personen hinzu, wohl mehrheitlich
Demonstrationsteilnehmer. Auch Passanten waren noch auf dem Gehweg
unterwegs, sie entfernten sich aber großteils eiligst. Ein
Vater
mit Kinderwagen kam aus Richtung Hauptbahnhof und lief, den Kinderwagen
schnell schiebend, den Fußweg weiter Richtung Stachus, sich
und
sein Kind in Sicherheit bringend.
In der Wiese auf der Blumenerde vor dem Justizpalast stehend und die
Fesselungen beobachtend wurde ich von Beamten
zurückgedrängt.
Um mich herum wurden Platzverweise erteilt, ich zog mich auf die
Straße zurück.
Nahe dem Gehsteig wurde ein am Rücken gefesselter Mann von
Beamten abgeschirmt auf dem Bauch liegend belassen.
Der Arzt Dr. A blieb vor dem gefesselt auf dem Bauch liegenden Mann
stehen und redete auf die Polizisten ein.
Es wurden weiter Platzverweise ausgesprochen, Personen
abgedrängt
und auch weiterhin, zuerst nur die jungen, die einander wohl kannten
und beieinander blieben, dann auch andere, entsetzt zuschauende und
fassungslos kommentierende Personen im Umfeld hinter mir, in Gewahrsam
genommen.
Erstaunlicherweise ließ man Herrn B, soweit ich sehen konnte,
unbehelligt weiter filmen, Herr A konnte vor dem durch die Polizei
abgeschirmten, gefesselt auf dem Bau liegenden Mann, ärztlich
wachend, stehen bleiben. Auch mich ließ man im weiteren
unbehelligt umhergehen.
Zu keiner Zeit vorher konnte ich bei einer der später in
Gewahrsam
genommenen Gruppe von Personen Unrechtmäßigkeit,
geschweige
denn Ansätze von ausgehender Gewalt erkennen.
Abschließend
eine persönliche Bemerkung:
Ein Großteil der eingekreisten, gejagten und zum Teil brutal
in
Gewahrsam genommenen Personen dürften Heranwachsende oder
Jugendliche gewesen sein, ein Teil der vom Hertie kommenden Personen
erschien mir sogar als Kinder und die mir inzwischen vorliegenden
Photos eines Journalisten scheinen das zu bekräftigen.
Zu keiner Zeit konnte ich die vom Polizeipressesprecher am 11.2.07
ausgesprochene massive Bedrängung der Polizisten,
'hier gab
es eine Festnahmeaktion, die wurde massiv behindert, die Leute wurden
bedrängt', beobachten.
Erst als immer mehr Polizei die friedlichen, zumeist sehr jungen
Personen, einkreiste und, wie es erschien, die Jagd auf beliebige
Personen eröffnete, versuchten viele erfolglos zu fliehen und
es
entstand eine Art Tumult.
Die Art der Auswahl durch den Einsatzleiter, welche Personen zu
ergreifen seien, die Art der Fesselungsmethoden, die Art die
Gefesselten am Boden zu halten und schließlich der Abmarsch
eines
Teils der Rücken an Rücken gefesselten Personen zu
Fuß
war entwürdigend, in keinem Falle
verhältnismäßig
und auch nicht in irgend einer ersichtlichen Weise mit dem
vorhergehenden, genau beobachteten Ablauf der Dinge zu rechtfertigen.
Das durch die Polizeikräfte hier an den Tag gelegte Verhalten
ist für einen Rechtsstaat zutiefst beschämend.
Ich erwarte, daß die nicht nachvollziehbaren, völlig
unverhältnismäßigen Handlungen der
Polizeibeamten,
insbesondere auch die nicht nachvollziehbaren Anweisungen des
Gruppenführers, genauestens untersucht werden.
4. Beobachterbericht
Viel neues berichten kann ich eigentlich nicht... auf den Fotos ist
eine Situation zu sehen, wo Babette (Demo-Leitung) von Polizisten
umzingelt ist. In dieser Situation war wieder mal eine "Verengung"
(parkende Autos) vorhanden. Sie kam seitens der Demonstrationsleitung
um mit den Polizisten zu reden. Hierbei wollte sie insbesonders mit dem
Einsatzleiter der USK reden, beziehungsweise denjenigen welcher
kommandierte (keine Erkennungsmöglichkeit, da keinerlei
Dienstgrad o.ä.). Die USK reagierte sehr ruppig.
Das wäre ein Punkt der mir aufgefallen ist: mit den
Bereitschaftspolizisten beziehungsweise auch mit der Einsatzleitung
(wenn sie vor Ort war) gab es die Möglichkeit zu reden. Was
manchmal auch eher deeskalierend wirken konnte. Die USK verweigerte mit
zynischem Lächeln jede Diskussion. Selbst mit den anderen
Polizisten redeten sie nicht. Die Frage ob eine Polizei die sich selber
als "Freund und Helfer" bezeichnet JEGLICHE Kommunikation verweigern
kann sollte schon aufgeworfen werden. Hinzu kommt, dass die USK
scheinbar völlig autark handelt, und nicht immer in
Zusammenarbeit mit den anderen Polizeieinheiten handelt.
Bei der Frage aus welchem Grund noch parkende Autos in einer
bekanntlich engen Stelle stünden antworteten manche der
anwesenden Polizisten antworten dies sei nicht besonders intelligent.
Meistens waren es auch diejenigen welche dann des öfteren auf
dem Gehsteig auswichen..
5. Beobachterbericht
Generell kann man sagen, dass die Polizei immer am oberen Rand der
Verhältnismäßigkeit agierte.
Polizeiaktionen gegen den schwarzen Block wurden immer mit
- Hoher Geschwindigkeit
- Hoher Mannzahl
- Reindrücken in den Block
ausgeführt. Alle 3 Elemente sind, in ausreichend hoher
Dosierung angewandt, ein Mittel der Gewalt.
Die Losung, "Einfach neigeh", also einfach draufgehen, die man
eigentlich nur von Wirtshausschlägern oder minderbemittelten
Türsteherproleten kennt, scheint erstaunlicherweise auch bei
der
Polizei üblich zu sein denn "Einfach neigeh" war die Aussage
eines
schwarzen Polizisten zu seinen Kollegen, um quasi einfach
reinzustürmen.
Die Unverhältnismäßigkeit der Mittel zeigt
sich auch im Übersteigen von Autos, wie ja gut dokumentiert
ist.
Nachdem die Demo aufgelöst war bekam ich einen
vorübergehenden Platzverweis.
Dazu kam es so:
In einer Entfernung von etwa 10m zu einigen Festnahmen filmte
ich
diese; daraufhin stellte sich Polizeihauptkommissar S. neben mich. Als
ich dann die Kamera auf ihn schwenkte sagte er: "So und Sie bekommen
jetzt einen Platzverweis, bei 3 sind Sie hier weg..."
Die Parole "bei 3 sind Sie hier weg" ist Türsteherjargon ...
Man
bedenke aber, dies kam aus dem Mund eines Polizeihauptkommissars, eines
Ermittlungsbeamten der Staatsanwaltschaft bzw. in der gehobenen
Führungsebene des gehobenen Polizeivollzugsdienstes.
Dagegen war sein Kollege, der meine Personalien aufnehmen wollte,
ausnehmend freundlich; er bedankte sich dann sogar für die
gute
Zusammenarbeit. Ich nannte ihm die Personalien - ohne Ausweis. Als
Grund für meine Anwesenheit gab ich Beweisaufnahme an.
Die Frage nach dem Grund des Platzverweises ist weiterhin offen, da
weder von mir Gewalt ausging/auszugehen drohte, noch ich von Gewalt
bedroht zu werden schien.
6. Beobachterbericht
Beobachter 6 schrieb die bebilderte Zusammenfassung und hat dort seine
eigenen Beobachtungen miteingebracht.
Eine Ergänzung:
Der Polizeipressesprecher hatte auf Befragen zu den Ereignissen in der
Prielmayerstr. erläutert:
"... diese
Festnahmeaktion wurde massivst von anderen Leuten
beeinträchtigt, behindert, und unsere Leute wurden massiv
bedrängt, ..
... und
dann wurde ein Platzverweis ausgesprochen, mehrfach, wurde
mit Gelächter beantwortet und keine Aktion."
Ich selber habe auf der Rasenfläche am Justizgebäude
gefilmt, wurde dann aber von einem USK-Polizisten ziemlich heftig von
der Fläche gestoßen mit der Begründung:
Arbeit behindert, fünf Platzverweise nicht befolgt. Die
Einfangaktion war zu diesem Zeitpunkt praktisch beendet, und es wurde
auch nie ein Platzverweis gegen mich ausgesprochen. Als ich dann
außen stehend sein Grinsen kommentierte, sagte sein neben ihm
stehender Kollege:"Sie lachen ja auch." Vielleicht hat es wirklich so
empfunden. Ich sagte jedenfalls:"Ich lachen? Was hier abläuft
ist doch eher zum Weinen."
Aber dann diese Erläuterung des offiziellen
Sprechers: Behindert,
mehrfachen Platzverweis nicht befolgt, Gelächter.
Oh je; alles dabei. Glück gehabt. Der Bonus der
grauen Haare.
Zu ergänzen ist von der Diskussion nach einer
Vortragsveranstaltung etwa 10 Tage danach: Zwei ältere
Teilnehmer berichteten, dass man während der Demonstration mit
den Polizisten hätte reden können, dass einige
Polizisten sogar mit dem Thema der Demonstration sympathisiert
hätten, und dass - was schwer zu glauben ist - einige
Polizisten offenbar Angst vor den Demonstranten gehabt hätten.
Zu erwähnen ist auch, dass bei der gleichen Veranstaltung
der Arzt unter den Beobachtern berichtete, dass er noch
unter der Brustverletzung litt, die er sich durch allzu heftigen
Kontakt mit einem vor einem Polizisten baumelndem Helm während
eines Polizeisturms zugezogen hatte. Diese angehängten Helme
waren wirklich nicht nur für Autos gefährlich.
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