Eine Kopie eines Leserbriefes an die Süddeutsche von einigen MAPClern

Die Ereignisse, die sich am Abend des 1.2.02 unter den Augen vieler Pressevertreter am Marienplatz abgespielten, haben anscheinend bewirkt, daß die gleichzeitig am Rotkreuzplatz durchgeführte Polizeiaktion kaum wahrgenommen wurde. In der Presse war nur zu lesen, daß sich dort etwa 70 Punker und Linke versammelt hatten, von denen 50 Personen in Gewahrsam genommen wurden.

Die Unterzeichnenden sind Augenzeugen des ersten Teils der Polizeiaktion, die etwa gegen 18.00 Uhr stattfand. Zu dieser Zeit befanden sich in der Tat etwa 70 Personen auf dem Rotkreuzplatz, darunter auch eine Gruppe von Polizisten. Alle diese Personen einschließlich der Polizisten standen dort in kleinen Gruppen herum. Es fand ganz eindeutig keine Kundgebung statt. Unter diesen Personen waren für uns keine Punker und auch keine ersichtlich Linken zu erkennen. Eine einzige junge Dame trug ein Plakat, das sie schweigend auf einem erhöhten Platz vor sich hielt. Zeitweilig waren zwei Teams mit großen Videokameras anwesend, eines ohne Herkunftshinweis und eines mit einer SAT1-Markierung. Das SAT1-Team entfernte sich etwa eine Viertelstunde vor der Polizeiaktion, vermutlich, weil das Ganze für eine Reportage absolut nichts hergab.

Die Polizeiaktion wurde dadurch eingeleitet, daß plötzlich und völlig unerwartet eine Armada von Polizeiautos mit Blaulicht auf den Rotkreuzplatz zufuhr. Aus den Fahrzeugen sprangen ein Vielzahl mit Schlagstöcken und schwerer Schutzausrüstung ausgestattete Polizisten, die im Laufschritt die in kleinen Gruppen zusammen stehenden Personen einkreisten und auf einen engeren Raum zusammentrieben. Zu keiner Zeit zwischen 17:00 Uhr und dem Abschluß der Einkesselung erging eine Aufforderung, den Platz zu verlassen. Nachdem der Kreis einige Zeit geschlossen war, wurde den Zusammengetriebenen über ein Megaphon mitgeteilt, daß sie an einer nicht genehmigten Kundgebung teilgenommen hätten und daß deshalb Ihre Personalien erfaßt würden. Danach hätten sie sich zu entfernen, wobei die U-Bahn nicht benutzt werden könne. Die Gruppe der Eingeschlossenen nahm diese Mitteilung gelassen auf. Einige der Leute unterhielten sich mit den Polizisten, der Großteil ließ sich aber durch die Polizei in ihrer Unterhalt ung nicht stören. Wichtig scheint uns der Hinweis zu sein, daß es absolut ruhig blieb.

Es bildete sich eine Schlange von Wartenden für die Ausweiskontrolle, wobei angenehmerweise das eigentliche Schlangestehen am Erfassungsfahrzeug zum Teil von Polizisten übernommen wurde. Wir entfernten uns in dieser Phase der Aktion. Wir empfanden die Einkesselung als absolut unangemessen und die Art der Polizeidurchsage als ungeheuer aggressiv. Hingegen war, soweit wir es sehen konnten, das Verhalten der einzelnen Polizisten bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu beanstanden.

Am nächsten Tag erfuhren wir, daß die Ausweiskontrolle offenbar unmittelbar nach unserem Weggehen abgebrochen wurde und daß, wie in der Presse erwähnt, 2/3 der anwesenden Personen abtransportiert wurden. Dabei kam es nach dem Bericht eines Betroffenen zu absolut unwürdigen Szenen (u.a. Abtasten des Intimbereichs und Entblößen von weiblichen Personen in aller Öffentlichkeit). Wie bekannt, wurden die letzten Personen erst gegen 5 Uhr in der Früh freigelassen.

München, d. 3.2.02

Richard Forward, Marion von Hofacker, Alfred von Hofacker, John Otranto, Marie Voß, Dr. Peter Voß
MariePeter@MuPVoss.de