Kundgebung am 21. Juli 2006 auf dem Odeonsplatz: "Stoppt Israels Feldzug gegen die arabischen Nachbarn!"

Günter Wimmer am 21. Juli 2006 auf dem Odeonsplatz

Stoppt  Israels  Feldzug gegen die arabischen Nachbarn und die Besatzung Palästinas!
Gegen  j e d e n   Rassismus wie etwa Antisemitismus oder Verachtung und Vernichtung von Arabern!

Ich möchte drei miteinander verschränkte Stichworte aufgreifen, die weitgehend das Denken beherrschen: Verteidigung, Sicherheit, Frieden.
Wenigstens ein paar Facetten davon beleuchten!
Ich werde hauptsächlich von Erfahrungen in der Westbank berichten, erkläre dann aber, was das mit dem Libanon zu tun hat. Im übrigen bin ich überzeugt, dass der derzeitige Libanon-Krieg ganz wesentliche Wurzeln in der „Palästina-Frage“ hat, weshalb auch dort endlich viel engagierter Lösungen gesucht und gefunden werden müssen.

Engagiert bin ich seit vielen Jahren u. a. im Münchner Friedensbündnis sowie im jüngeren Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus.
In  Israel und in der Westbank war ich Februar/März 2002, jeweils April/Mai 2003 und 2004, zwei Monate lang September bis November 2005 und zuletzt wieder einen  Monat lang im Mai dieses Jahres. Wir erleben die jeweils vielfältige Situation mit ihren Schrecken, Ängsten, Hoffnungen etc. in Israel und in der Westbank.
Als Internationale können wir uns auch nicht völlig frei bewegen, aber letztlich doch meist überall hin. Ganz anders als die Israelis und Palästinenser: Die meisten Israelis trauen sich als Zivilisten nicht in die Westbank, abgesehen von den dortigen israelischen Siedlungen, erreichbar auf weitgehend nur Israelis vorbehaltenen Siedlerstraßen.
Zumal ihnen ihre Regierung auch die meisten anderen Regionen in den besetzten Gebieten zu befahren und betreten verbietet. Dies angeblich zu ihrem Schutz. Tatsächlich aber hauptsächlich, weil es mehr als lästig ist, wenn die – die inneren und äußeren, jeweils meist unsichtbaren  „Grenzen“ überwindenden – Israeli „auf der anderen Seite“ erleben und zuhause berichten, was das Militär im Besatzungsgebiet anrichtet und wie die Palästinenser wirklich leben und sind. Israelische Soldaten erleben Palästinenser bei ihren – deren Leben zumindest belastenden – Aktionen wie Dienst an Checkpoints, bei nächtlichen Hausdurchsuchungen und vielem mehr in der Regel als reserviert bis ablehnend, subjektiv oft auch als bedrohlich. Und es hat „natürlich“ auch schon Anschläge auf Soldaten gegeben. So bewegen sich auch Soldaten in den besetzten Gebieten trotz häufigen Eindringens in ihnen „nach Oslo“ eigentlich versperrte Zonen oder in Privathäuser bis in die Schlafräume hinein zwar oft sehr „ungeniert“-verletzend, letztlich aber auch nicht wirklich „frei“. Und Palästinenser dürfen aus ihrer Stadt oder ihrer engeren Dorfregion allenfalls mit – von den israelischen Behörden äußerst restriktiv vergebenen – Permits fahren, wenn sie Glück haben etwa zur Arbeitsstelle.
So waren seit Beginn der 2. Intifada, also Herbst 2000, die meisten Leute z.B. aus Bethlehem, auch wenn sie Verwandte dort haben, nicht einmal im nur 30 km entfernten Hebron oder gar im – bis zur Innenstadt! – nur 11 km entfernten Jerusalem, also dort auch nicht im muslimischen oder christlichen Teil bei ihren Verwandten (und umgekehrt). Und selbst der Besitz eines Erlaubnisscheins garantiert nichts: Ich erlebte an ständigen oder temporären Checkpoints mehrmals offensichtlich willkürliche massive Verzögerungen und auch Zurückweisungen. Das beeinträchtigt dann natürlich auch die Arbeitgeber empfindlich und belastet insgesamt mit die so dringend nötige wirtschaftliche Entwicklung.

Recht auf Selbstverteidigung

Natürlich haben Bush und Merkel Recht, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung hat. Wie jeder andere Staat oder auch jeder Mensch. Und die tief sitzenden Traumata aus Pogromen durch Jahrhunderte und dann alles übersteigend aus dem Holocaust müssen wir ernst nehmen, und wir tun dies. Dennoch: Auch unsere Bundeskanzlerin  macht sich des Verbrechens der Beihilfe zu Menschen- und Völkerrechtsverletzungen mitschuldig, wenn sie die Fortdauer der Angriffe auf ebenso wenig schuldige Araber dadurch letztlich fördert, dass sie nicht dazu sagt: Die Angriffe im Gazastreifen und im Libanon sind eben keine "Selbstverteidigung"! Weil die „Anlässe“ (zunächst: relativ wenig zerstörender, aber natürlich immer ängstigender Beschuss durch Qassamraketen, dann Entführung von Soldaten) nicht der wirkliche Grund, sondern vorgeschobene Grund sind, und weil sie ihrerseits nicht ein erster Zug im tödlichen Spiel sind, sondern bereits Reaktionen (Ohne Qassamraketen gutzuheißen: Wenn die Weltöffentlichkeit den israelischen Rückzugs aus dem Gaza als „Friedensangebot“ missversteht, aber die unerträglich abgeschlossen-eingesperrte Situation von 1,4 Mio. Menschen trotz Erklärungen auf Konferenzen etc. nicht wahrnimmt: Muss es dann verwundern, dass einige in dieser einzig ihnen verbleibenden Form auf ihre Situation aufmerksam zu machen versuchen?). Im Übrigen ist Kollektivbestrafung auch internationalrechtlich verboten, kann nie wirklich gerechtfertigt werden. Und selbst, wenn es eine zunächst verständliche Bestrafung und Schutzmaßnahme wäre: Sie wäre weit überzogen, in ungeheuerlichem Prozentsatz und auch in grauenhaften absoluten Zahlen werden unschuldige Zivilisten getötet, verletzt, ihrer Habe beraubt. Dazu wird – sogar noch gezielt! – lebenswichtige Infrastruktur (z.B. Stromversorgung, Brücken) zerstört, was den angeblichen Aktionszwecken (Soldat befreien, Terroristen entwaffnen bzw. entsprechende Strukturen ausschalten) nicht oder allenfalls nur zufällig dient, meist aber gerade kontraproduktiv wirkt, weil Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben... Gleiches gilt für den Libanon. Dort etwa wurde die Hisbollah in den frühen 1980-er-Jahren gerade durch das Vorgehen israelischen Militärs (inklusiv Gewährenlassen, ja Absichern von Massakern durch Dritte, „Christen“) stark!

Schutz der israelischen Bevölkerung?
Oder den bzw. die Soldaten freibomben? Nein, es geht der Regierung um anderes. Im Fall Gaza will sie in Wirklichkeit eine gewählte Regierung endgültig liquidieren. Über die vorher („Wir haben keinen palästinensischen Gesprächspartner“) immer als u. a. korrupt abgelehnte, aber nun, wenn noch sorgfältiger „auszusiebend“, als doch noch leichter dirigierbar erkannte Fatah-Regierung will Israel in der Westbank dem Ziel näher zu kommen,  sich immer noch mehr Teile von Palästina einzuverleiben. Und im Libanon soll im Verbund mit den USA die erst vor kurzem dort protegierte Regierung in eine noch willfährigere, ihr Land wie die derzeitige Irakregierung gänzlich „ausverkaufende“ neue ausgetauscht werden. Und es würde mich nicht wundern, wenn auch damit gepokert würde, dass der über kurz oder lang verständlicherweise nach Syrien überschwappende Protest bzw. Angriffe von dort dann „Grund genug“ sind, auch gleich dort „endlich aufzuräumen“. Syrien hat, gewiss, eine despotische Regierung – wie es freilich viele „anerkannte Partner“ der USA sind! – aber dort die Menschenrechte und  „Demokratisierung des Landes“ durchzusetzen wäre so glaubwürdig und so schrecklich „wirkungsvoll“ wie etwa im Irak. Die sich immer wieder abwechselnden Behauptungen israelischer Spitzenpolitiker, es gehe im Libanon darum, die Hisbollah zu entwaffnen, auszulöschen, hinter eine Pufferzone von mal 40, mal 30 km zurückzudrängen (Beirut liegt weit jenseits solcher Korridore, wird aber flächenweise zerstört) machen alles nicht glaubwürdiger. Und 1982 in ähnlicher Situation wurde Hisbollah erst richtig stark. Es kann nicht funktionieren, alle Gewalttäter auszuschalten. Dann kommen weiter reichende Raketen. In einer z.B. 500-km-Zone läge sogar das südlichste Eilat.

Den Menschen in Israel, verständlicherweise verängstigt, aber über die realen Gefährdungen hinaus von der Regierung langfristig großenteils medial „hartgekocht“,  geht es zwar - verständlicherweise - um ihre Sicherheit.
Leider glauben die meisten aber nicht oder nicht mehr an die Möglichkeit, in
Frieden mit Arabern leben zu können. So denken zu viele statt an umfassende Lösungen unter Einbeziehung auch der vitalen Interessen „der anderen“ „einfach“ an „Maßnahmen für die eigene ‘Sicherheit‘“.
Und es stellt eben nur eine Minderheit der jüdischen Israelis, die es wagt, die mentale wie die politische „Greenline“ zwischen Israel und Palästina zu überschreiten, fest: Der ganz, ganz große Teil der Palästinenser hat längst das Existenzrecht Israels anerkannt, will  in Frieden mit auch diesem Nachbarn leben, und wäre dazu fähig! – Wenn sie denn überhaupt wirklich leben könnten, ihnen also die Lebensgrundlagen nicht immer noch mehr vorenthalten würden, und wenn „man“ (auch die Weltöffentlichkeit) ihnen zu einem selbst bestimmten Leben in Würde verhelfen würde.
Gewiss, es gibt auch andere Palästinenser:
Die nach jahrzehntelangem eigenen Leiden oder bei jungen Menschen ihnen ebenfalls buchstäblich in Herz und Nieren steckendem Leiden ihrer Familien verzweifelt oder hasserfüllt in totale Hoffnungslosigkeit abgerutscht sind (das sind dann solche, die ihrem buchstäblich aussichtslosen Leben ein Ende bereiten, dabei dann „aber wenigstens noch einige aus dem Volk der Peiniger“ mit in den Tod nehmen wollen).
Und es gibt schließlich die wenigen, die aus ideologischen Gründen nach wie vor das Existenzrecht Israels ablehnen, nicht an für beide Bevölkerungen akzeptierbaren Lösungen interessiert sind (was insoweit meiner Beobachtung nach für einen viel größeren Prozentsatz der Israelis gilt!) und von denen wiederum ein Teil dann (weil sie auf palästinensischer Seite nicht auf die Militärmaschinerie zurückgreifen können) für die total und damit tödlich Verzweifelten die dazu erforderliche Infrastruktur wie Suizid-Sprengstoffgürtel und „Einsatzpläne“ organisiert.
Wobei wir Internationalen alle so erstaunt sind, dass – so schrecklich jede einzelne Explosion eines Menschen und das Leid der wiederum unschuldig Mit-Getroffenen ist – die Zahl solcherart aggressiver Palästinenser angesichts des erlittenen Leides in dem Volk von ca. 3,5 Mio. Menschen so  erstaunlich gering ist.
Jedenfalls realisieren zumindest die Israelis, denen das Schicksal auch der Palästinenser nicht – wie vielen ihrer Landsleute – „egal“ ist: Suizidanschläge, Qassam- und aus dem Libanon Katjuscharaketen zeigen: So unüberwindlich und hoch können Mauer -und Zaun-Anlagen, so stark kann ein Militär nie sein, dass Israel dadurch wirklich geschützt werden kann. Militär ist nur scheinbar effektiv, in Wirklichkeit – und noch verstärkt, wenn derart martialisch –  kontraproduktiv.

Frieden und daraus folgend ein zumindest relatives Maß an Sicherheit erwächst aus ganz anderen Essenzen:
- Aus Gerechtigkeit, damit u. a.
- aus der Möglichkeit für die Menschen auf beiden Seiten, selbst bestimmt und in Würde zu leben.

Aber all den Regierungen in Israel bisher ging und geht es - entgegen aller Beteuerungen -. nicht um Frieden: Es geht um Erweiterung Israels. Wenig beachtet, aber  verräterisch wird die Idee des Groß-Israel als Mini-Karte auf jeder 10-Achorot-Münze gleichsam in alle Hände gelegt!
Es geht auch Olmert nicht um Frieden mit den Palästinensern, sondern in einem noch brutaleren Sinn als beim einseitig dekretierten, eben nicht mit der Palästinensischen Autonomiebehörde vereinbarten und in den Modalitäten abgestimmten Abzug aus dem Gazastreifen: „Frieden“ ohne Palästinenser, ohne diese „Fremden“. Dazu, um das zu „rechtfertigen“, müssen diese als Terroristen beschimpft, entmenschlicht verteufelt werden! Es geht um Vertreibung, die man aber nicht so nennt, nicht mal – ohnehin „fortgeschritten“ schon beschönigend – „ethnische Säuberung“.
Das noch mehr verharmlosende, verhüllende offizielle Wort dafür ist TRANSFER. Und dennoch: Immer wieder führen sogar Minister – Arroganz der Macht – in schonungsloser, zynischer Offenheit aus:  Den Palästinensern sollen die Lebensmöglichkeiten - mit ganz verschiedenen Mitteln - immer noch mehr geraubt, ihnen soll das Leben gänzlich unerträglich werden, bis hin zu  "gezielten Tötungen" (Terror unter dem Vorwand der Terroristenjagd) und etwa Unterbindung von Hilfslieferungen, so dass Lebensmittel, Medikamente etc. fehlen. Damit die restlichen überlebenden „Araber“ endlich auch verschwinden, auswandern, sich in der Welt vollends zerstreuen. Das nennt das internationale wie das deutsche Strafrecht Völkermord. Auch wenn ein dann genügend kleiner Rest verbleiben wird/, um unvermeidliche niedrige Arbeiten erledigen zu „dürfen“, dann auch womöglich noch dankbar, wenigstens diese Anstellung zu finden... Was in Israel geschieht, ist eng verflochten mit und teilweise ein Vorreiter von „Erscheinungen“ des Neoliberalismus, Auswüchsen der globalen Entwicklungen.

Es gibt in Israel die Tageszeitung Haaretz. Aber sie wird von viel zu wenigen Menschen gelesen. Weil sie dort in vielen Artikeln lesen könnten, was das Militär anrichtet. Dass das allermeist keine Vergeltungsaktionen sind, sondern die Umsetzung einer Vertreibungspolitik ist. Weil dort die Menschen auf beiden Seiten, also auch die Araber und speziell Palästinenser, ein Gesicht bekommen, mit ihren vielen Facetten und damit v. a. in ihrem Leid vorgestellt werden. Damit nicht mehr einfach als Terroristen abgetan werden können. Das wollen viele nicht lesen, weil sie dann gewohnte Anschauungen und vertrautes Verhalten überprüfen und über Bord werfen, ihre eigen Regierung in die Pflicht nehmen müssten, politische Forderungen aufstellen und vertreten, sich also zunächst außerhalb des Mainstreams stellen, sich angreifbar machen (Freilich: Wir brauchen nicht auf diese Menschen herunter zu schauen. Wie wenig informiert sind wir oft, und wie viel wissen wir trotzdem, und wie wenig tun, „realisieren“ wir!). Jüdische Freunde wie Gideon Levy, Journalist der Haaretz, sagen klar: In den mehrfach erfolgten monatelangen Pausen zwischen den schrecklichen Serien von Selbstmordattentaten wurden die Drangsalierungen an Checkpoints nicht weniger, die Hauszerstörungen, die gezielten Tötungen nicht beendet, die Zahl der palästinensischen Gefangenen in Israels Gefängnissen von 8 auf 10.000 erhöht (z.B. vor den Kommunalwahlen und kurz darauf vor der Parlamentswahl wurden viele mutmaßlich „falsch“ Wählende – insbesondere der Sympathie für Hamas „Verdächtige“ – unter Vorwänden inhaftiert; aber auch viele Kandidaten, damit sie nicht gewählt werden konnten!!).
Sehr viele Anklagen und Urteile würden wirklich rechtsstaatlicher Überprüfung nicht standhalten, führen aber zu jahre-,  jahrzehnte- und auch lebenslanger Haft. Darüber hinaus bleiben sehr viele – denen wird oft nicht einmal gesagt, was sie denn verbrochen haben sollen – ohne Anklage und damit ohne Urteil in sog. „Administrativhaft“, monate- und jahrelang eingesperrt! Palästinenser hören den Satz, Israel sei der einzige Rechtsstaat im Nahen Osten, mit Bitterkeit: Sie selbst bemühen sich, mit Erfolg, um eine rechtsstaatlich saubere Wahl, aber Israel stört diesen Prozess ganz massiv und handelt hinsichtlich Palästinensern ganz oft, als gebe es keine Grundrechte. Auch Fatah-Anhänger, auch Fatah-Bürgermeister in der Westbank sagten mir: Wenn Hamas die Wahlen landesweit gewonnen hat, dann muss sie auch regieren dürfen. Sie verstehen nicht recht, wieso im Gaza solche Kämpfe zwischen Fatah und Hamas toben, sie jedenfalls könnten bei aller Unterschiedlichkeit von politischen  Zielen und Wegen gut zusammenarbeiten! Zurück zu den massiven Wahlbeeinflussungen mittels Verhaftungen: Wundert es, dass sich „das Volk“ das „nicht bieten“ lassen wollte und nicht so wählte, wie es von ihnen erwartet wurde?
Abgesehen davon, dass sie selbst die korrupte Vorgängerregierung mehrheitlich ablehnten. Die Wahl war also überwiegend nicht eine Hinwendung zum Islamismus, sondern ein Ausdruck der Ablehnung der Fremdbestimmung. Außerdem ist „die“ Hamas ein so vielfältiges Gebilde, dass – für mich gerade im Mai des Jahres sehr erkennbar – zwischen den Flügeln auch wirklich um die angemessenen Lösungen gerungen wurde. Wir sollten sie also nicht versimplifizieren, nicht verteufeln, sondern behutsam (!) die dort durchaus auch starken Reformer, die realistischen Kräfte fördern, und nicht durch Pauschalverurteilungen wieder „Schulterschluss“ provozieren. Selbst Avi Primor wies im Februar darauf hin, dass die Hamas in der ganzen Westbank nicht eine einzige Moschee, aber medizinische und Sozial-Stationen baute (angesichts der Not viel zu wenig, so viel sie mit ihren schwachen finanziellen Kräften halt schaffte)! Es gibt in der Hamas militante und fundamentalistische Strömungen. Viel bedeutsamer, tragend (und für viele andere Palästinenser lebenswichtig) sind vor allem die sozialen Aufgaben, denen sich viele Hamasleute beständig verschrieben haben; nicht nur, wie von israelischer Seite oft gesagt wird, um „Menschen nur zu ködern“. Ähnlich soll es übrigens auch bei der Hisbollah im Libanon sein, wozu mir aber eigene Erfahrungen fehlen.
Ich fragte im Mai eine seit Jahren in Palästina lebende Internationale, wie sie die Entwicklung z.B. hinsichtlich Hamas einschätzt. Sie meinte, sie sehe die Gefahr: Die Hamas hatte ja vor den Wahlen offensichtlich ehrlich versprochen, insbesondere im sozialen Bereich für Entlastung und spürbare Verbesserungen zu sorgen; „Dank“ der gesperrten Rücküberweisung der den Palästinensern zustehenden Steuern und Abgaben, aber auch der Sperrung der  EU-Gelder und insgesamt der Konten (so dass nicht einmal private, institutionelle  oder staatliche Hilfen ankommen) wird die Situation aber ja nochmals schlimmer. Hier könnten eben fundamentalistische Kreise innerhalb der Hamas versucht sein, dann ihrer speziellen Klientel wenigstens „etwas“ zu bieten: Bildungsprogramme für Frauen und auch deren Rechte einschränken. Wenn die anderen Hamas-Gruppierungen und Strömungen nichts vorweisen können, können sie reaktionären Strömungen auch kaum etwas entgegensetzen. Das Ergebnis wäre, dass „der“ Westen dann sagt: Wir haben es ja immer gewusst, worauf „die“ Hamas hinarbeitet – ohne zu realisieren, dass wir am Ergebnis kräftig Mitverantwortung tragen...

Wenn von palästinensischer Seite keine Gewalt ausgeübt wurde, nahm "die Welt" das Leid der Palästinenser kaum mehr wahr. Aber die unmenschliche und insgesamt völkerrechtswidrige Besatzung mit unendlich vielen menschenrechtsverletzenden Einzelaktionen wie etwa zermürbenden nächtlichen Razzien ging und geht weiter. Und als „Extras“:
In der Westbank werden entgegen Kriegsvölkerrecht, entgegen der „Roadmap“ und entgegen allen Beteuerungen weiter Siedlungen ausgebaut, vergrößert, auch ganz neue gebaut, der Landraub und die Zerstückelung des Rests also immer noch mehr „zementiert“ (bzw. betoniert) .
Im Gaza wurden und werden 1,4 Mio. Menschen derart abgeriegelt, dass sie vom so notwendigen Außenhandel abgeschnitten sind; damit gibt es viel zu wenig Produktion und Dienstleistung, damit in diesem weltweit größten faktischen Gefängnis noch weiter gestiegene Arbeitslosigkeit – und keine Perspektiven!

Ohne dass ich Gewalt befürworte: Gegen Besatzung und Besatzungskräfte (nicht gegen unbeteiligte Zivilisten) ist Widerstand inklusive Gewalt völkerrechtlich legal! Aber dies zählt für viele leider nicht. Wenn in dieser Not ein Angehöriger dieser peinigenden, die Luft abschnürenden Armee gefangen genommen (und durchaus auch gefeiert) wurde, dann schreit „die Welt“ wenig wegen der wirklichen Gewalt-Ursachen auf, sondern wegen der im Vergleich dagegen winzigen, aber angeblich „ungeheuerlichen Gewalt-Übergriffe“ der Palästinenser. Ein israelischer Soldat sagte mir im Herbst letzten Jahres „The Palestinians don't count“. Sie zählen nicht. Wie die Tausende gefangenen Palästinenser. Aber wegen des      1 israelischen Soldaten (wo in vergleichbaren Fällen bisher mehrmals und meist recht geräuschlos der Austausch mit wenigstens einigen der arabischen Gefangenen funktionierte) wurde und wird nun statt entsprechender Verhandlungen die Gaza-Bevölkerung u. a. mit Panzer-, Apache-Hubschrauber- und F4-Raketen beschossen, die ungleich zerstörerischer und todbringender sind als alle palästinensischen Qassam. Hinter solchen Haltungen und verharmlosend „Militäraktionen“ genannten Terror-Unternehmen steckt gnadenlose, die Chance und Macht nun endlich voll ausnutzende Politik. Und tiefer Rassismus! Palestinians don't count... Viele Beispiele könnte ich erzählen, etwa von Graffitis wie „Gas the Arabs“, also vergast die Araber.

Und die Entführung der beiden Soldaten in den Libanon? Ich kann dies nicht belegen, hörte aber glaubwürdig, dass sie innerhalb ihrer Einheit (völkerrechtlich unerlaubt) im Libanon „operierten“ und dort festgenommen, also nicht in den Libanon „entführt“ wurden! Natürlich versucht der iranische Präsident Ahmadinedschad sein „Süppchen“ zu kochen, zu „schüren“. Aber ein wesentlicher Grund der Verschleppung dieser zwei israelischen Soldaten war offensichtlich zum einen der Versuch, in Solidarität mit den   – nach dem Coup der dortigen militanten Gruppen zusätzlich so geschlagenen – Gaza-Palästinensern sie zu entlasten und deren Chance auf Gefangenenaustausch zu erhöhen, zum anderen eine eigene Chance zu eröffnen, ihre eigenen ebenfalls größtenteils zu Unrecht in israelischen Gefängnissen einsitzenden Kameraden per Gefangenenaustausch herauszuholen. Erneut fragen die israelischen Politiker (und „unsere“ wie etwa Steinmeier, Merkel, Rice oder Bush!) wie leider auch die Mehrheit der Israelis (und vielleicht auch bei uns) nicht nach den Gründen, sondern sehen sich bzw. die Israelis nur ungerechtfertigt angegriffen und meinen, "die Araber verstehen nur die Sprache der Gewalt". Ich betone nochmals, das ist – ich finde: besonders schrecklich bei einem Volk, das so sehr unter Rassismus gelitten hat – purer Rassismus.

Ich sagte einer Rabbinerin, Mitglied der Rabbis for Human Rights, auf einer gemeinsamen Fahrt in der Westbank, der sog. Sicherheitszaun (eine monströse Sperranlage, nicht nur dort, wo es die 8 m hohe Mauer ist) sei schlicht weiterer Land- und Wasser-Diebstahl, habe nichts mit Sicherheit, nichts mit dem berechtigten Wunsch nach Sicherheit für Israelis zu tun. Sie pflichtete mir nicht nur bei, sondern betonte:
Nothing has to do with security! Das alles hat nichts mit Sicherheit zu tun!

Lassen Sie mich ein anderes Instrument herausgreifen. Ich hatte lange gebraucht, bis ich sicher war, dass nicht einmal die Checkpoints – trotz aller vordergründigen Aktivitäten dort – das wirkliche Ziel haben, zu checken im Sinn von Kontrolle zur Erhöhung der Sicherheit für Israelis. Ich bin gerne bereit, nach der Kundgebung auf Anfrage weitere Beispiele zu nennen und Karten zu zeigen, möchte hier nur 1 Beispiel kurz schildern:
In Hebron gibt es den TelRumeidaBezirk, einen Stadtteil am Rande der Altstadt. Dort und in anderen Teilen ist, wie im Osloprozess vereinbart, für die Sicherheit zuständig nicht die sog. PA, die Palestinian Authority oder Palästinensische Autonomiebehörde, sondern Israel. Im TelRumeidaBezirk leben in einigen Häusern sog. Siedler, Israelis, in unmittelbarer Nachbarschaft aber auch Palästinenser. Weil für die Palästinenser der Zugang so erschwert ist (Umwege z.B. durch Gärten, um israelischen Häusern nicht „zu nahe zu kommen“, dennoch Schläge, Steinwürfe -!- und auch stärkere Bedrohungen durch Israelis)  gibt es von schätzungsweise 20 Läden nur noch einen einzigen Lebensmittelladen, 1 Stoffzuschneidebetrieb in einer Garage und einen ebenfalls winzigen Lederzuschneidebetrieb für die  berühmte Hebroner Schuhfabrikation. Viele Bewohner sind weggezogen. Die verbliebenen müssen also (wenn sie überhaupt eine Arbeitsstelle haben, denn auch im sonstigen Hebron ist die Arbeitslosigkeit enorm hoch) täglich mindestens zweimal „zur Gewährleistung der Sicherheit der jüdischen Bewohner des Bezirks“ einen bestimmten Checkpoint passieren. Ebenfalls – in anderer Richtung – Lehrerinnen und ein Großteil der Schülerinnen der von früher her im Rumeida-Bezirk stehenden Cordoba-Mädchenschule, deren Sprengel aber weit darüber hinausreicht.  Je nach Soldaten-Mannschaft etwas unterschiedlich, aber oft sehr, sehr ekelhaft und langwierig findet trotz Metalldetektor (übrigens auch hinaus, nicht nur beim Weg in den Sicherheitsbezirk) oft noch umständliche Taschenkontrolle, Befragung und immer wieder willkürliche Verweigerung des Durchlasses statt. Viele schlimme Erlebnisse könnte ich erzählen. Zum Beispiel gerade im Fastenmonat Ramadan, wo die Menschen nach heißen Tagen hungrig und durstig großenteils von der Arbeit nach Hause eilen und so kurz wie irgend möglich nach Sonnenuntergang und natürlich im Kreis der Familien – endlich – das tägliche Fastenbrechen begehen wollen (Auch wenn oft nicht viel am Tisch steht, aber immer in festlicher Stimmung: Jedes Mal eine wichtige kleine Familienfeier). Etliche Soldaten hielten nach Hause Eilende und damit deren Familien besonders lange hin.

Aber nun kommt es: 400 m vom Checkpoint entfernt, den Hügel hinauf, kann jede und jeder völlig ohne Checkpoint in den unten so "bewachten" Bezirk und auch heraus gehen. Kein Soldat, kein Polizist, keine sonstige Kontrolle. D.h. wenn die Palästinenser so gefährlich wären, hätten sie seit Jahren stangen- und Rucksackweise Sprengstoff und Waffen hereintragen können. Nur: Der tägliche Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, oder auch der Weg zum Arzt, zur Behörde ist dort "außenherum" in aller Regel nicht möglich, weil sich die Straße innen eben über die 400 m sehr steil eine hohe Geländestufe hinaufwindet, zu der es außerhalb des Bezirks keine Straße hinauf gibt. D.h. sie müssten täglich 6 km mit Sammeltaxi einen Umweg fahren, im spitzen Winkel weg und dann zurück, um außen dorthin zu kommen. Das kann aus finanziellen Gründen niemand! Privat-Pkw ist diesen Palästinensern gar nicht erlaubt, abgesehen davon, dass viele andere natürlich auch keinen haben. Also: Auch hier ist der Alltag massiv erschwert, aber der angebliche Sicherheitscheck am Checkpoint ist nur Zeitdiebstahl und immer wieder neue Lebens-Behinderung, Demütigung, Entwürdigung.
Das hat mit der Sicherheit mit Sicherheit nichts zu tun, schürt allenfalls Zorn, Wut und Hass.

Ich schildere dieses eine von - bitte glauben Sie mir - vielen erlebten Beispielen, weil es im „Kleinen“ zeigt, was  im Großen, so auch jetzt im Libanon gespielt wird: Was als Sicherheitsmaßnahme oder Terroristenjagd „verkauft“ wird, ist allermeist einfach ein massiver willkürlicher Eingriff in das Leben, Einbruch in Privat- und Familiensphären, oft auch zusätzliche Behinderung im ohnehin danieder liegenden Geschäftsleben, um die Wirtschaft vollends kaputt und die Menschen mürbe und bereit zum Auswandern zu machen. Diese (Ausreise-)Anträge werden dann auch interessanterweise sehr schnell bearbeitet, während die israelische Bürokratie – wenn es sonst um Palästinenser geht – meist unerhört langsam und restriktiv arbeitet. So ist es (wenn der Emigrationswillige die Aufnahmezusage eines Ziellandes erhält!) insofern auch viel leichter auszuwandern, als etwa eine Genehmigung zu erhalten, Europa einfach zu besuchen (wenn er dort freilich Vorträge über die Situation zuhause halten will, darf er das nicht zu erkennen geben (Genau so, wie wir Internationale bei der Ein- und Ausreise-Befragung einfach Touristen sind, kein Wort von unserer Friedensarbeit sagen können, weil wir sonst zurückgeschickt werden oder wie bereits Dutzende vor uns ein Wiedereinreiseverbot erhalten. Wir gelten als Staatsfeinde, obwohl nicht das Benennen der Missstände, sondern diese selbst verfolgt werden sollten. Ich bin überzeugt, dass wir im Sinn der so überfälligen Versöhnung und damit auch der jüdischen Israelis handeln, auch wenn dies viele dies und anderes nicht „wahrhaben“ wollen). Die Auswanderung der Palästinenser, sollte ich noch anmerken, erfolgt dann freilich i. d. R. mit allen Konsequenzen und ohne Rückkehrrecht. Was eines Rechtsstaats auch nicht würdig ist. .

Wie oft werden wir Internationalen gefragt/gebeten: Erzählt Ihr auch, was Ihr hier erlebt?! Sie wissen, dass viele unserer Medien sehr selektiv berichten. So ist z.B. klar, dass der Korrespondent Thorsten Schmitz der Süddeutschen Zeitung, von der doch viele Leser zuverlässige Informationen erwarten, Kritik an der israelischen Regierung allenfalls in so geringen Dosen bringt, dass er es nicht gefährdet, von ihr weiter „mit Informationen versorgt“ zu werden, um so mit möglichst wenig aufwändigen Recherchen leicht „berichten“ zu können. Er liest sich streckenweise wie eine Verlautbarung des israelischen Militärs. Wie selten fährt er in die Westbank! Und dann mit gelbem, israelischem Kennzeichen, meist auf Siedlerstraßen, an Checkpoints durchrauschend, kaum erlebend, wie das Leben dort und sonst wirklich aussieht. Und selbst das Gespräch mit Palästinensern! Wie viele haben Angst, dass ihre Kritik so (weiter-) berichtet werden könnte, dass Militär oder Geheimdienst seine Identität entschlüsseln können! Oder: z.B. die Touristen oder Pilger, die nach Bethlehem fuhren, meinen, sie hätten doch vom dortigen palästinensischen Reiseleiter die Situation aus erster Hand erfahren. Sie wissen nicht, dass viele israelische Reiseleiter, wenn sie die Gruppe am Checkpoint wieder in Empfang nehmen, harmlos plaudernd stichprobenartig in Erfahrung bringen wollen, was „der drüben“ denn so erzählt hat. Und wenn dann – arglos – etwas zuviel „rüber kommt“ von den Drangsalen durch die Einschnürung durch die Separations- oder Apartheidmauer... (Dieser Begriff ist z.B. bei der Israelitischen Kultusgemeinde als „diffamierend“ verfemt, wird aber auch von jüdischen Südafrikanern verwendet, die beide Situationen gut kennen!) Oder der palästinensische Reiseleiter verwies zu stark auf die vielen Probleme mit den auch Bethlehem zusätzlich einschnürenden Siedlungen.  Oder er berichtet gar Erlebnisse während der Ausgangssperren und Beschießungen und sonstigen Zerstörungen, etwa durch ganze Straßenzeilen aufreißende oder ebenso mutwillig Autos überrollende Panzer, oder gezielte Tötungen oder... Dann  wird solch ein palästinensischer Reiseleiter halt künftig nicht mehr als „Partner“ verpflichtet. Da aber die Arbeitslosigkeit in der durch z.B. viele christliche Stellen von außen noch relativ stark unterstützten, also „relativ privilegierten“ Stadt Bethlehem trotzdem bei über 40 % liegt und der oft einzige „in Brot und Lohn Stehende“ meist eine verzweigte Familie mit zu füttern hat... Können Sie sich vorstellen, wie viel Not der Reiseleiter Fremden gegenüber wirklich offenbaren wird?

Ein griechisch-orthodoxer Priester in Ramallah bat mich im Mai: Please tell the truth. Sag draußen, was wirklich wahr ist! Wenn Du die Erfahrung machst, dass hier Terroristen sind, dann sag es! Wenn nicht, dann sag es auch! Es ist für uns lebenswichtig, dass mehr Menschen „draußen“ wissen, was hier los ist und Druck auf ihre Regierungen ausüben. Wie oft hörte ich das auch in ähnlicher Weise. Aber nie hatte ich das Gefühl, es ginge ihnen darum, gegen „die Juden“ Stimmung zu machen, sondern über die wirklichen Konsequenzen der israelischen Regierungspolitik aufzuklären. Gewiss, ich erlebte auch Menschen mit Hass (und Hass will immer töten) gegen Juden, mit Bewunderung für Hitler etc. Aber das sind Minderheiten, größtenteils Ungebildete, wie wir sie leider in jeder Gesellschaft haben. Ich erlebte bei allen Besuchen mehr Hass umgekehrt, auf jüdischer Seite gegen Palästinenser. Blinden und tauben Hass: Es interessiert sie nicht, wie es den anderen geht. Auch wenn ich weiß, dass eigenes Leid leicht verschließen kann, weil „man voll ist“: Nur das Ernstnehmen beider Traumata kann zu Lösungen führen, die eben auch einem selbst helfen.

Ich sah „stinkreiche“ Palästinenser, eine winzige Schicht. Reich gewiss nicht durch noch so fleißiges Arbeiten. Welche mafiösen Strukturen mit wem?!
Ich erlebte oft, dass es den palästinensischen Christen aus verschiedenen Gründen insgesamt immer noch ein wenig weniger schlimm geht, aber was ist das schon! Aber sonst erkannte ich keine Abgrenzungen und erfuhr ich von keinen zwischen den beiden Religionen. Wohl aber gibt es zwischen christlichen Konfessionen z. T. beschämende Rangeleien. Die Menschen dort haben unter der Besatzung kaum deshalb zu leiden, weil sie (mehrheitlich) Muslime, sondern weil sie Araber sind. Übrigens gibt es unter Muslimen – wenn auch wohl im geringeren Prozentsatz als bei uns Christen – natürlich auch sehr Religionsfremde. Insgesamt aber glaube ich, dass die angesichts der vielen erlittenen Gewalt erstaunlich geringe Aggression dem Koran zu verdanken ist. Ich weiß, viele werden sagen: kennt er denn nicht die aufhetzenden Suren? Doch, ich kenne sie, aber noch mehr die vielen ebenso von manchen Fanatikern wie z.B. G.W. Bush wie einen Steinbruch verwendeten schlimmen Aussagen im sog. Alten (besser: Ersten) und im sog. Neuen Testament. Da haben wir bei uns so viel Aufklärung noch zu leisten, dass wir es uns kaum „leisten“ sollten, auf Muslime oder Araber herunter zu schauen. Nochmals: Ich spreche vom Wunder, dass es noch nicht ganz anders gekracht hat, trotz der vielen Toten auch auf israelischer Seite. Die schrecklich bleiben, auch wenn sie gegenüber den palästinensischen Toten und Verletzten „nur“ etwa ein Drittel sind. Zahlen helfen hier freilich nicht weiter. Aber das Menschenrecht auf Leben für JEDEN, das sollten wir doch ernster nehmen und mutiger verteidigen. Auch gegen Freunde. Da ist es oft am schwierigsten, wenn sie meinen, Krieg etc. rechtfertigen zu können. 

Ich hoffe und glaube, dass hier nur Menschen sind, die
  1. das Lebensrecht aller Menschen, damit auch der Israelis, verteidigen. Und
  2. das Existenzrecht des Staates Israel in seinen Grenzen bis 1967, also bis zur Greenline, der Waffenstillstandslinie von 1948/49, anerkennen. Von Seiten der Palästinenser ist das ein enormes Zugeständnis, wird aber, anders noch als 1948, und anders, als es auch in Medien immer wieder verbreitet wird, inzwischen längst von den allermeisten Palästinensern befürwortet. Dazu gehört – für uns selbstverständlich –
  3. das Recht   a u c h   der Palästinenser auf ein menschenwürdiges und damit selbst bestimmtes Leben.
Die Frage der Einstaatenlösung (also in einem gemeinsamen Staat mit den bisherigen Israelis) oder    Zweistaatenregelung (also 2 friedlich neben- und hoffentlich auch miteinander lebende Völker in je eigenem Staat) kann ich hier nur sehr kurz anreißen: Ich glaube, dass ein gemeinsamer Staat das Ziel sein sollte; dass er aber zumindest zunächst nicht möglich sein wird, weil viele Juden vor der demographischen Entwicklung vorerst unüberwindliche Angst haben: Sie meinen, dass sie dann schon sehr bald „fremdbestimmt" wären, der Staat nicht mehr jüdisch „bestimmt“, geformt wäre, dann aber auch ihre Sicherheit verloren wäre, in einem eben eigenen Staat zu leben, aus dem sie niemand mehr vertreiben kann. Da sie dennoch praktisch ständig „ums Überleben kämpfen“ zu müssen meinen, selbst mit dem gigantischen Militärapparat wirkliche Sicherheit also nicht zu erkaufen ist, weil sich das leicht zum Militärstaat „weiterentwickelnde“ staatliche Militär „bisher immer  noch als ausreichend“, aber doch nichtunverletzlich erwies. Die Angst steckt doch tief, wenn es heißt:  „Es nützt nichts, 5- oder 10-mal gewonnen zu haben: 1 Krieg verloren, und wir sind weg von der Landkarte“. Also bringt noch so hochgerüstetes Militär keine wirkliche Sicherheit, hilft auch ein „Mehr-des-selben“ nicht wirklich (schafft eben zusätzliche Probleme und fördert den Hass), sondern braucht es andere Erfahrungen:
-   Auch „die anderen“ müssen „etwas zu verlieren haben“, um nicht ggf. selbstmörderisch zu handeln, 
-   Das erfordert ein Mindestmaß an Gerechtigkeit, d.h. u. a. auch Möglichkeit zu wirtschaftlicher Prosperität, wogegen die israelische Politik bislang in besonderer Weise verstößt (unterstützt durch die USA und trotz dortiger Kritik immer noch zu weitgehend geduldet durch die EU)
-  Dazu müssen Wirtschaft und Staat der Palästinenser lebensfähig sein, dürfen nicht durch Zaun/Mauer, Siedlungen und dorthin führende Siedlerstraßen in winzige Bruchstücke parzelliert, ja atomisiert werden. Aber selbst wenn künftig größere Einheiten geschaffen oder gelassen würden: Westbank und Gaza zusammen sind so klein, dass sie keinerlei zusätzliche Einengung vertragen. Westbank und Gaza zuverlässig zu verbinden, ohne wiederum die „kreuzende“ Mobilität und Sicherheit der Israelis einzuschränken: Dass und wie dies und anderes möglich ist, hat der israelische „Friedensblock“ Gush Shalom schon vor Jahren in seinen 80 Thesen veröffentlicht (www.gush-shalom.org).
-  Zaunanlage/Mauer auf der Grünen Linie wäre – dort! - zwar völkerrechtlich kaum zu beanstanden, erscheinen mir angesichts der – nicht nur in Zeiten der Globalisierung – für alle (nicht nur Nachbarländer gegebenen Wichtigkeit vielfältigen regen z.B. wirtschaftlichen und kulturellen  Austausches und noch dazu angesichts der „Größe“ dann beider Staatsgebilde besonders absurd. 
-  Wenigstens vorübergehend in zwei Staaten erleben(!), dass „man" mit den jeweils anderen wirklich und auch besser als alleine leben kann.´, bis die o. g. Ängste genügend reduziert sind...

Die Qassam- und anderen Raketen zeigen, dass schon aus diesem Grund die verzückt teuere und eben palästinensisches Land, Olivenhaine, Wasserquellen etc. raubende Zaun- und Maueranlage  nicht wirklich hilft.

Frau Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, sagt, z.B. Frau Wieczorek-Zeul sei nicht genügend informiert von der Situation. Kennt denn Frau Knobloch die Situation   a u c h   der Palästinenser wirklich? Ist (auch) ihr hinreichend bewusst, dass die häufige Aussage „Die Palästinenser interessieren mich nicht, ich kümmere mich um meine Leute“ auch und gerade dafür schädlich ist? Frau Knobloch empfiehlt den die israelische Politik kritisierenden Deutschen einen
"Perspektivenwechsel: Die Vorstellung, wie es ist, wenn Raketen auf das eigene Haus fallen".
E b e n ! Ich empfehle dem Zentralrat und allen israelitischen Kultusgemeinden auf der Welt
– gerade in Solidarität zu ihren Verwandten und Glaubensbrüdern und -schwestern –
sich einzufühlen, wie es sich unter Militärbesatzung lebt. Wenn wir alle daraus Konsequenzen ziehen, kann –  endlich! –  Frieden werden.

Kein Friedensprogramm, wohl kein einzelner Schritt zum Frieden ist wirklich leicht umzusetzen. Aber leichter und konstruktiver allemal als weitere Jahrzehnte Angst trotz (oder wegen!) Vergeudung gigantischer Beträge für ein Militär, das nur Scheinsicherheit bietet. Geld das so dringend gebraucht wird etwa für Bildungsprogramme, Kulturaustausch, Sozial- und Wirtschaftspolitik und vieles andere. Auch hier lässt mich die Verflochtenheit der Katastrophen im Libanon und in Palästina Wege „an beiden Fronten“  suchen. Natürlich habe ich nicht „die“ perfekte Lösung, aber Vorschläge, die m. E. sehr dringlich im unverzüglichen und fairen Dialog geprüft, ergänzt, korrigiert und umgesetzt werden könnten:
a) Zunächst sofortiger, notfalls einseitiger Waffenstillstand (wie ihn die Hamas einseitig erklärt und trotz der weiter verschärften Abschnürungspolitik Israels erstaunliche 1 ½ Jahre bis zum Frühjahr 2006 durchgehalten hatte). Waffenstillstand, weil Menschenleben in Staaten, die den Anspruch haben, Rechtsstaat zu sein, oberste Priorität haben! Befürchtungen (? Oder doch eher Behauptungen?!), die Gegenseite würde die Zeit nur nutzen zum Wiederaufrüsten, dürfen nicht auf Kosten von Menschenleben „durchschlagen“, müssen im Übrigen politisch bearbeitet werden. Sonst ist alles Gerede vom Krieg als angeblich „letztem Mittel“ eben nur Gerede.
b) Verbindliche Erklärung, glaubwürdiger Wille und erste Schritte dessen, der militärisch ungleich stärker ist, dass ab sofort innen- und außenpolitisch daran gearbeitet wird,  (auch) für die Palästinenser im eigenen Land und außerhalb gerechte Lebensverhältnisse zu schaffen.
c) Mittels solcher (überfälliger) Erklärung und Maßnahmen, die meinetwegen auch als „Vorleistung“ verstanden werden können, über die internationale Staatengemeinschaft, damit auch arabische Staaten, genügend Druck erzeugen, dass militante, u. U. uneinsichtige Gruppen wissen: Sie handeln ggf. nicht im Sinn der Mehrheit, isolieren sich im Falle weiterer Angriffe.
d) Frustrationstoleranz in Führungseliten wie in den Völkern lernen und üben(!), d.h. bei Rückschlägen wie etwa dennoch stattfindenden Anschlägen den „Operationsplan“ überprüfen, ggf. weiterentwickeln und erforderlichenfalls rechtsstaatlich bzw. mittels entsprechender UN-Gremien reagieren/sanktionieren, aber nicht das ganze Ziel und Programm in Frage stellen – auch, um „Renitenten“ nicht noch mehr Macht zuzuführen.
e) Soweit irgend möglich alles in Kooperation bzw. mit gegenseitigen Verständigungen planen und durchführen, um Alleingänge und Überraschungen  zu vermeiden, auch z.B. niemanden unnötig vor vollendete Tatsachen zu stellen (wie es hochproblematisch beim „Gaza-Rückzug“ folgt war), und insgesamt, um Lösungswege im Dialog soweit möglich zu optimieren.
f) Unter anderem in Bildungsprogrammen beidseits darauf hinwirken, dass intensivere und korrekte Kenntnisse von einander gewonnen werden und, wo noch nicht vorhanden, Bereitschaft und Fähigkeit gefördert wird, in friedlicher Nachbarschaft neben- bzw. miteinander zu leben (gewaltfreie Konfliktlösung etc.).
g) Verzicht auf das Ziel Großisrael.
h) Entwicklung eines Programms, unter Berücksichtigung des nächsten Punktes, ansonsten alle         jüdischen Siedler und entsprechendes produzierendes oder dienstleistendes Gewerbe auch aus der Westbank abzuziehen; aber ohne – wie im Gaza – mittels unnötiger Zerstörungen. „Verbrannter Erde“ folgen zusätzliche Probleme wie Aufräumarbeiten, verstärkter Vandalismus..
i) Soweit in der Zeit, so lange noch kein einheitlicher Staat gebildet wurde, jüdische Siedler in ihren Siedlungen verbleiben wollen, sollen sie – wenn keine berechtigten anderweitigen Eigentumsansprüche entgegenstehen – die Möglichkeit erhalten, zu bleiben, die zusätzliche palästinensische Staatsangehörigkeit anzunehmen und analog den – endlich gerecht zu gestaltenden(!) – Lebensbedingungen der bisherigen „48-er-Palästiinenser“ in Israel verbleiben können. Keine „closed areas“!
j) Privater Waffenbesitz, Waffentragen und -verwendung wird sowohl für Siedler und andere jüdische und palästinensische Gruppen und Einzelpersonen per gleichlautenden Gesetzen auf das individuell nachzuweisend erforderliche Maß beschränkt.
k) Die vielen zu Unrecht oder überlang festgehaltenen Gefangenen freilassen. Gegebenenfalls juristische Überprüfungen unter internationaler Aufsicht. Haftentschädigung.
l) Das internationalrechtlich verbriefte Rückkehrrecht aller Flüchtlinge in Israel, in Westbank, Gazastreifen, in anderen arabischen Ländern und überall auf der Welt anerkennen und – soweit irgend möglich, also ohne neuerliches Vertreibungsunrecht zu bewirken – umsetzen.
m) Korrekte Entschädigung für die palästinensischen Flüchtlinge
n) Jerusalem (hier Ost-Jerusalem) als Hauptstadt (auch) für die Palästinenser der Westbank und des Gazastreifens ermöglichen, ohne die Mobilität zwischen West- und Ostjerusalem sowie Umgebung einzuschränken. Abbau aller entsprechenden Sperranlagen hier und überall.
o) Internationale Aufbauhilfen für die zerstörten Einrichtungen im Libanon unter maßgeblicher Beteiligung Israels und der USA (Wiedergutmachung).
p) In vielen oder vielleicht allen Punkten wird es – ohne Verzögerungsabsicht – der Einsetzung entsprechend kompetenter und gerecht zusammengestellter Gremien bedürfen, die mit großem Nachdruck die diversen z. T. schwierigen Umsetzungsfragen klären.

DANN werden die palästinensischen wie auch jüdischen Hardliner sehr schnell wie die Fische im Trockenen sein und können und müssen bei etwaigen weiteren Übergriffen oder Anschlägen mit juristischen Mitteln eingedämmt werden, wie sie in Rechtsstaaten üblich sind. Der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz mit Ubermaßverbot lässt national wie international nur angemessene Rechtseingriffe und andere Mittel zu, die zur Abwehr notwendig und voraussichtlich geeignet sind.

Ich möchte Ihnen und Euch darüber hinaus gerne noch etwas sehr Persönliches mitgeben:
Seit Jahren bündle ich meine Grüße und Wünsche meist in den beiden semitischen Wörtern
SHALOM   u n d   SALAM!
Weil im hebräischen und im damit eben verwandten arabischen Begriff unmittelbarer als in unserem Wort FRIEDEN die GERECHTIGKEIT und das WOHLERGEHEN – auch für den/die andere/n – steckt!
Auch wenn solch schöne Botschaft gerade in jener Weltregion so besonders arg verraten wird.
Dieser Doppelgruß und -wunsch bzw. die Verstärkung durch Berücksichtigung auch der anderen „Sicht“ ist mir weiter wichtig,
weil shalom nicht ohne salam und salam nicht ohne shalom möglich ist.
Weil zu nachhaltigem Frieden immer gehört, die Erfahrungen, Traumata, Ängste, Hoffnungen, Lösungs-vorstellungen etc.  a u c h   des und der anderen fair  m i t   einzubeziehen.
...
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen, den Israelis und den Palästinensern hier und zuhause, allen Menschen, damit auch in Tschetschenien,  im Sudan, im Kongo... von Herzen
Shalom   u n d   salam!



In der Rede am 21.7. machte ich, als ich im Zusammenhang mit Hebron den Osloprozess erwähnte, einen kurzen Einschub etwa mit den Worten: Immer wieder höre ich von Juden und von insbesondere fundamentalistischen Christen, die wegen der deutschen Schuld an Juden Kritik an der jetzigen israelischen Politik als illegitim ansehen, und die meinen, „die Palästinenser“ hätten sich „doch noch nie auf Friedensvorschläge eingelassen“. Der Oslo-Prozess ist eines der etlichen Beispiele, dass dies nicht stimmt. Und gegen Nazi-Propaganda nicht nur „sein“, sondern sich ihr – wenn Nazis durch die Straßen und durch die Gesellschaft „durchmarschieren“ wollen: auch wörtlich – zu widersetzen, ist lange schon wichtig. Aber nicht der „gibt den Nazis Munition in die Hand“, der von entsprechendem Unrecht berichtet, sondern der, der es begeht oder geschehen lässt.

Über die Rede hinaus möchte ich hier gerne ergänzen, weil es für das Gesamtverständnis der ja noch viel komplexeren Geschichte gegenseitiger Verletzungen etc. von Juden und Palästinensern wenigstens eine Spur aufzeigt:

Warum war der von Israelis und Palästinensern so hoffnungsbeladene Friedens-Prozess gescheitert?
Zu den Oslo-Verhandlungen „gehört“ die Legende vom so weitgehenden Angebot („Das weitreichendste je. Wenn das Arafat nicht annahm, zeigte er doch, dass er keinen Frieden wollte“). Tatsächlich machte der damalige israelische Ministerpräsident Barak anfänglich gewisse, aber für eine tragfähige Lösung längst nicht ausreichende „Zugeständnisse“. Dann jedoch schraubte er die Forderungen schnell und immer noch weiter hoch („Nachbesserungen), so dass das nach diesen Vorstellungen „zugestandene“ verbleibende palästinensische Restgebilde absolut nicht funktions- und lebensfähig gewesen wäre. Ein Grund für das Misstrauen der Palästinenser in die ohnehin nur vagen, wenig verbindlichen und v. a. unzumutbaren israelischen „Zusagen“ im Osloprozess und mit ein Grund für dessen Scheitern war, dass Ministerpräsident Barak den Aus- und Weiterbau der israelischen Siedlungen in Palästina während der Phase der „Verhandlungen“ sogar noch verstärkt vorangetrieben hat, also den Friedens-Worten widersprechende Fakten geschaffen hat. Irgendwann mussten die zum Diktat verkommenen „Friedens-Gespräche“ dann von Arafat abgebrochen werden, weil selbst Arafat die „Ergebnisse“ seinem Volk nicht zumuten konnte. So  problematisch seine Persönlichkeit und Vita auch war –  Arafat mit seiner dennoch starken Integrationskraft hatte als einziger überhaupt so weit entgegenkommen können. Israel wäre ihm also eigentlich zu Dank verpflichtet, statt in seiner übermäßigen Ablehnung von eigenen mindestens ebenso problematischen Verwerfungen abzulenken!
Bei Israelis wie Palästinensern, die beide so dringend auf Versöhnung, Ruhe, Frieden, Sicherheit (und die Palästinenser zusätzlich: auf ein normales, selbst bestimmtes Leben) gehofft hatten, bewirkte das Scheitern des Oslo-Prozesses tiefste Enttäuschungen, Ängste, Zorn, Wut. Bei denen, die existentiell auf die erhofften „Autonomie-Gebiete“ und eine (wirkliche) „Palästinensische Autorität“ (PA) angewiesen waren, auch Verzweiflung. Die Lebensverhältnisse waren kaum noch ertragbar. Zusammen mit der Enttäuschung und Perspektivlosigkeit auf palästinensischer Seite ergab das eine hoch explosive Mischung. In diese Situation hinein machte der damalige Oppositionsführer Scharon – mit Billigung Baraks! – im September 2000 den verhängnisvollen „Marsch auf den Tempelberg“. Mit 2000 Sicherheitsleuten! Auf das für Muslime weltweit drittgrößte Heiligtum! Scharon mit einer, meiner tiefen Überzeugung nach, noch mörderischeren Vergangenheit als Arafat (Jeder meinte von sich, er sei Freiheitskämpfer bzw. Retter des Vaterlandes, verbreitete zu jener Zeit aber fortan nie vergessene Angst und Terror) war im übrigen wohl auch noch korrupter als Arafat; nur wurde das trotz aller Tricks doch nicht mehr vermeidbare Strafverfahren „ewig“ verschleppt. Dieser Ex-General, gewohnt, strategisch zu denken, legte nun mit dem für Palästinenser unerträglichen Affront die Lunte an das Pulverfass. Und als es „prompt“ von – m. E. zu recht – empörten Palästinensern in Israel und von Palästinensern in der Westbank und im Gazastreifen riesige gewaltfreie, aber wütende Demonstrationen gab, wurden diese von  Polizei bzw. Armee immer wieder gewaltsam „aufgelöst“.  Nach zumindest Dutzenden von Toten und ca. vier (!) Monaten (!) einseitiger (!) Gewalt – bis auf, wie in der ersten Inifada, reaktive Steinwürfe – kam es dann zu ersten erheblichen Gewaltaktionen von Palästinensern und dann ab wohl Ende Januar 2001 sehr schnell auch zu Anschlägen mit Suizid-Bombengürteln. Diese Darstellung wird von vielen Israelis als böse Lüge abgelehnt, aber von verschiedensten, sehr seriösen anderen jüdischen Leidtragenden eindeutig und detailliert bestätigt. .

Ein weiterer mich sehr beschäftigender Aspekt in diesem Zusammenhang: Die in Israel lebenden Palästinenser („48-er-Palästinenser“, weil sie durch die israelische Staatsgründung, dort lebend, zu Israelis wurden), ca. 20 Prozent der dortigen Bevölkerung, haben zwar einen israelischen Pass und nominell weitgehend gleiche Rechte; das Leben der Mehrheit von ihnen wird aber hauptsächlich durch Militärverfügungen derart behindert und eingeschränkt, dass von Gleichberechtigung, aber auch Mindestvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben  nicht gesprochen werden kann. Diese in Europa praktisch nicht wahrgenommene und letztlich unvorstellbare  Problematik von Benachteiligung, von Vertreibung aus Heimatregionen und Flüchtlingsdasein innerhalb des eigenen Landes, von „nichtanerkannten“ Dörfern und auch Städten (wo die Bewohner normal Landes-Steuern zahlen, aber praktisch nichts an Infrastruktur-Hilfen für Straßen, Wasserleitungen, Schulen etc. zurückkommt), ist erschütternd-eindringlich und präzise beschrieben von der britischen Jüdin und Israelin Susan Nathan in „Sie schenkten mir Dornen – Ausgegrenzt im Land der Verheißung“. Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach, 2005. 383 Seiten. Titel der Originalausgabe ist „The Other Side of Israel: My Journey Across the Jewisch-Arab Divide“. Es verwundert nicht, dass Frau Nathan zu den Juden gehört, die viele „eigene“ Leute als Nestbeschmutzer, Verräter etc. abzutun versuchen, weil sie das Schicksal „der anderen“ nicht interessiert, sie also kaum richtige Vorstellungen und Kenntnisse haben, die ungeheuerlichen Vorwürfe für „unmöglich“ ansehen, sich nicht vorstellen können, dass man gerade aus Liebe zum eigenen Land benennen und dagegen ankämpfen muss, was ja nicht „nur“ andere Menschen entrechtet, sondern auch die eigene Gesellschaft und Menschen verroht und vielfältig massiv gefährdet.

Warnungen... So war ich sehr erschüttert, im letzten Herbst innerhalb von sechs Tagen von einem jüdischen Freund in Jerusalem und von einem Palästinenser in Jenin im Norden der Westbank in fast gleichen Worten – obwohl sie sich nicht kennen – zu hören: Wenn die vielfältig unterdrückende Politik der israelischen Regierung nicht wirklich in naher Zukunft „radikal“ (der andere: „um 180 °“) geändert wird, dann wird „dieses bisher trotz aller Selbstmordanschläge überwiegend so bewundernswert geduldige und leidensfähige Volk“ („werden wir“) plötzlich mal einfach absolut nicht mehr können. Dann wird es („Sie haben nichts mehr zu verlieren“) eine Eruption geben, gegen die die beiden Intifadas nur „ein laues Lüftchen“ waren. Der Freund weiter: „Dann werden nicht ‘nur‘ die anderen, sondern dann werden auch wir Juden in einem Maß leiden, das sich bei uns die meisten gar nicht vorstellen können, dann kann es sein, dass wir in einem grauenvolles Inferno untergehen“. Der Palästinenser sagte: „So, wie sie uns seit Jahrzehnten behandeln, wäre es besser gewesen, sie hätten uns 1948 oder 1967 wie so viele andere auch gleich alle getötet, nicht ‘nur‘ vertrieben“...

Palästinenser, die in der Westbank oder im Gaza leben, haben in manchen Bereichen noch größere Schwierigkeiten als die in Israel. Dennoch greife ich hier „nur“ heraus: Mangels Staat haben sie keinen Pass, nur eine „ID“ bzw. Identity-Card. Etliche Juden wie z.B. der israelische Botschafter Shimon Stein oder ihnen besonders Nahestehende sagen, die Palästinenser lebten nicht in Palästina, sie sprechen auch nicht von der Westbank, sondern von den „besetzten Gebieten“ oder nur von „den Gebieten“; Religiöse sprechen manchmal von Judäa und Samaria, um den eigenen Anspruch gleichsam biblisch zu „dokumentieren“. Ich erlebte häufig, dass den seit Jahrhunderten dort lebenden Palästinensern ihre Identität genommen, zumindest auf die „ID“ beschränkt werden soll. Das gesamte frühere britische und französische Mandatsgebiet war Palästina. Palästina sei schon in der Bibel und damit von Gott den Juden zugesprochen, es gebe also insofern kein „eigenes“ Palästina für „die Araber. Ich frage mich oft, welches „Gottesbild“ die nach ihrem Selbstverständnis frommen Menschen haben, wenn sie glauben, ein/ihr Gott schenke einem auserwählten Volk etwas „auf Kosten“ anderer, ER sei gegen andere Menschen, einfach, weil sie einer bestimmten Gruppe angehören oder aber nicht angehören. Gott ein Rassist?.
Häufig wird „Araber“ gesagt, um entweder die in Israel und die in Westbank und Gaza lebenden voneinander zu separieren. Viele nennen sie aber auch Araber in der verbreiteten Meinung, „die“ könnten und sollten doch „in ihre Heimat in Arabien zurückgehen“, also verschwinden. Im heutigen Gebiet Israels wie der Westbank und des Gaza lebten über Jahrhunderte praktisch ausschließlich (insgesamt mehrheitlich muslimische, aber z.B. in Bethlehem mehrheitlich christliche) Palästinenser; daneben eine all die Zeit immer winzige, aber dort weitestgehend problemlos mit den Palästinensern nachbarschaftlich zusammenlebende jüdische Minderheit. Beider Heimat ist nicht „Arabien“, sondern ihre palästinensische Heimatregion (wie ich, obwohl auch Dänen „Indogermanen“ sind, diese nicht einfach in ihre angebliche Heimat Deutschland oder nach Indien vertreiben kann).  Da ein Teil des historischen und ursprünglich geographischen Gesamt-Palästina 1948 „Israel“ benannt wurde (andere Teile sind Jordanien, Syrien etc.), halte ich es für legitim, dass die Bewohner des „Restes“ (Westbank und Gazastreifen) ihren Teil „Palästina“ nennen. Es ist ein Unterschied für meine Identität, ob ich in einem „Gebiet“ oder in einer historisch, kulturgeschichtlich bedeutsamen und eben benannten Region lebe.

Ich kann nachempfinden, dass die Palästinenser 1947/48 mehrheitlich nicht damit einverstanden waren, dass ihr Land geteilt, ihnen damit ein – sogar größerer – Teil weggenommen wurde: Nicht sie hatten ja die große Schuld am Leid der Juden auf sich geladen und ein „Refugium“ nötig gemacht (das sich einige Zeit lang etliche Juden auch in Afrika oder Kalifornien vorstellen konnten). Der durch den Holocaust massiv verstärkte Immigrationsdruck machte vielen – wie sich längst herausstellte: begründete – Angst, dass über kurz oder lang nun sie ihre Heimat verlieren würden. Zumal schon der Teilungsplan der Vereinten Nationen vom 29.11.1947 für die Juden 56,5% des Landes beanspruchte – Dieses große „Angebot“ auf Kosten Dritter war stark motiviert auch aus dem schlechten Gewissen, dass viele Länder während des von Deutschen begangenen Holocaust die Aufnahme von Juden oder von mehr Juden verweigert hatten..
Trotz der jüdischen Einwanderungswellen seit Ende des 19. Jahrhunderts waren sie auch in den 1940-er-Jahren noch klare zahlenmäßige Minderheit, besaßen im übrigen inzwischen immerhin 6,5% des Landes. Da 0,6 % des Landes wie später Niemandsland als Puffer an manchen Stellen gewesen  wären, wäre für die Bevölkerungsmehrheit ein Palästinenser-Staat von gerade 42,9% ihres ursprünglichen Bereiches übrig geblieben. Darauf mochte/konnte sich die Mehrheit der Palästinenser damals aber noch nicht einlassen.

Auch der „Überfall ‘der‘ Araber“ auf den (weil der 15.5.1948 ein Schabat war) schon am 14.5. ausgerufenen, gegründeten Staat Israel „innerhalb von 24 Stunden“ ist nicht so einfach-einseitig zu sehen, wie es überall „gesicherte Wissen“ zu sein scheint. Vom Westen militärisch bestens ausgestattete jüdische (je nach Sichtweise Befreiungs-, Eroberungs- oder Terror-) Schon im Vorfeld der Staatsgründung machten Gruppen wie Irgun (Kommandant Menachem Begin), die Sterngang (geführt von Yitzhak Shamir, später sogar mehrmals Ministerpräsident) etc. deutlich, sich nicht einmal mit den 56,5% der Fläche zu begnügen: Sie verübten immer wieder Überfälle (Hunderte von Toten), verbreiteten damit Angst und Schrecken, entleerten (tötend und in die Flucht schlagend) und vernichteten nicht „nur“ palästinensische Dörfer, sondern ganz Landstriche, wie etwa am Rande Jerusalems. Als sich dann am 15.5. auch mit Hilfe von – schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten – arabischen „Brudervölkern“ eine breitere Gegenwehr, aber noch außerhalb des laut Teilungsplan dem neuen Staat zugesprochenen Gebietes, formierte, kam es zu noch mehr „Ausfällen“ der vorher paramilitärischen jüdischen und nun regulären israelischen Truppen. Hilfe erfuhren die Palästinenser von anderen arabischen Völkern, kaum aber durch deren – v. a.  eigene Interessen verfolgende – Regime; was heute noch gilt! Mit zunächst enormen Verlusten auch auf israelischer Seite, dann aber Dank Feuerkraft und durch rücksichtslose Vertreibung (Die Angaben „mindestens eine ¾ Million“ oder  „mehr als 800.000“ Menschen erscheinen verbürgt) machte das junge israelische Militär erhebliche Landgewinne. Die dann 1949 endlich erreichte Waffenstillstandslinie, die sog. Grüne Linie, markierte bis zum 6-Tage-Krieg im Juni 1967 die zwar nicht völkerrechtliche, aber faktische Grenze, wie wir sie zwischen Israel und Westbank sowie Gazastreifen kennen. Die Palästinenser hatten (wenn auch zu Jordanien – bzw. Gaza zu Ägypten – gehörend) statt laut Teilungsplan wenigstens 42,9 %  seit dem Waffenstillstand, also 1949 bis 1967, nur noch 22% des ehemaligen britischen Mandatsgebietes. Der Krieg 1967 „führte“ zur Besetzung von Westbank, Gaza, Golanhöhen (zu Syrien gehörend, später gänzlich okkupiert) und Sinai (in den 1970-ern schrittweise an Ägypten zurückgegeben). Im Madrid- bzw. dann Oslo-Prozess und später 2002/2003 in der „Roadmap“, einem „Friedensfahrplan“ des „Nah-Ost-Quartetts“ (UN, USA, EU, Russland) wurde  wieder wie 1947 auch ein palästinensischer Staat (nun „bis 2005“) anvisiert bzw. wurden dann relativ verbindliche Schritte dazu festgelegt. Die Roadmap war der PA (Palestinian Authority, Palästinische Autonomiebehörde faktisch vorgesetzt, von ihr aber akzeptiert worden, während bei der Abfassung Israels Bedürfnisse über die USA weitestgehend berücksichtigt worden waren. (Dass es bei der „PA“ mit Autorität und Autonomie „nicht viel her war“ und beides nicht lange „lebte“, lag auch an palästinensischen „Machtträgern“, vor allem aber an den bald unzähligen Über- und Eingriffen der Israelischen Armee und andererseits der Nichtunterstützung, wenn z.B. nur viel zu wenige Häftlinge freigelassen wurden, die PA also keine Erfolge vorweisen konnte). Nach der Roadmap sollten insbesondere die „Terrorgruppen entwaffnet“, aber ebenso die seit 1967 in Westbank und Gaza gebauten und wie Krebsgeschwüre wuchernden, gerade bestes Land konfiszierenden und auch mit den dazugehörigen Straßen das Land zerstückelnden israelischen Siedlungen aufgelöst werden. Weltweit wurde ganz überwiegend nur die erste Forderung verfolgt. Die „PA“ musste daran scheitern, war insbesondere durch die systematische Zerstörung der Regierungs- und Polizeigebäude, -fahrzeuge etc. selbst viel zu schwach, die weitgehend im Untergrund agierenden Kräfte tatsächlich zu entwaffnen, konnte angesichts der vielfältigen Gewalt durch die Besatzungsmacht und die erkennbare Verweigerung Israels, die Forderung nach Auflösung der Siedlungen überhaupt nur zu betreiben, jedoch auch nicht genügend gesellschaftlichen Druck zu dieser faktisch einseitigen Entwaffnung aufbauen. Dass der palästinensischen Polizei zu jenem Zeitpunkt von Israel sogar das Tragen von Pistolen verboten wurde, macht zusätzlich deutlich, wie „unmöglich“ das Ansinnen war, sie „sollten Ordnung schaffen“. Angesichts der blutigen Vergangenheit und der aktuellen Gewaltpolitik von z.B. Ariel Scharon wirkte und wirkt auch die ständig vorgebrachte Behauptung, Israel habe keinen wirklichen Gesprächs- und Verhandlungspartner berechnend-vorgeschoben (Arafat sei ein Verbrecher gewesen, Abu Maazen habe die Hamas nicht entwaffnet , die Hamas sei terroristisch und „mit Terroristen verhandeln wir nicht“).

Ähnlich auch nun im Libanon: Zu beklagen, dass die Libanesischen Sicherheitskräfte nicht mit der Hisbollah fertig würde und daher ganze riesige Wohnviertel zerbombt werden müssen, ist zynisch: Durch die mit ähnlichen Lügen „begründeten“ israelischen Militäraktionen im Libanon 1982 war Hisbollah erst groß geworden, und auch heute sehen viele Libanesen, die keine Affinität zu Glaubenskriegern haben, diese als einzige Gegenwehr gegen ungeheuerliche Machtansprüche Israels. Ähnlich dem Irak wird es nicht gelingen können, eine komplizierte Situation mit Terror zu „befrieden“. Selbst wenn es für einige Zeit zu einer „Friedhofsruhe“ kommt werden zumindest nach einer Erschöpfungsphase nur noch mehr Menschen in den Widerstand gehen. Und da zu viele gerade auch von den „Machthabern“ nichts hinsichtlich Gewaltfreiheit und konstruktiveren Konfliktlösungsmöglichkeiten abschauen und lernen konnten, werden um so mehr zur scheinbar effektiven Möglichkeit greifen, irgendwann wieder so weit gestärkt, dass sie mit noch leistungsfähigeren Waffen wieder angreifen...

Frieden ist nicht nur das Ziel, sondern muss auch der Weg sein (Martin Luther King): Er kann nur mit (auch selbst-) kritischer Offenheit, (so weit irgend möglich) gerechten Verhältnissen und dialogisch, also im gemeinsamen Suchen entwickelt werden. Selbstherrlich, sogar wenn „man“ die einzig verbliebene Weltmacht ist oder sonst ein „auserwähltes Volk“, wird man keine optimalen Lösungen finden, handelt man also auch gegen eigenes längerfristiges Interesse: Weil man die auch in den einzelnen anderen steckende Kreativität und die in Gruppenprozessen noch ganz anders sich entwickelnden Ideen etc. nicht nutzt, vergeudet. 

Aber: Auch wenn man gemeinsam i. d. R. „weiter kommt“ bleibt ein (dann kleinerer) Rest an Unsicherheit, weil Menschen, Gruppen und Institutionen immer auch zwie- , wenn nicht gar mehr-spältiger Natur sind und nicht alle Konflikte dialogisch ausreichend bearbeitet werden können. Diese Rest-Unsicherheit muss ausgehalten werden (Versprechen z.B., „den Terror auszuschalten“ oder „die Kriminalität zu beseitigen“ sind in sich totalitär! Es kann immer nur – und muss – daran gearbeitet werden, Probleme so gering wie möglich zu halten oder sie wieder zu beschränken). Dazu bedarf es dem Ziel entsprechende Mittel. Wenn das Verhalten aber zu stark gemeinschaftsschädlich ist muss es  rechtsstaatlich korrekt durch die dazu kompetenten, legitimierten und kontrollierten Institutionen (z.B. Justiz) und Fachleute „geklärt“, be-/verarbeitet oder Dritte oder die Allgemeinheit anders geschützt werden. Wenn aber die USA und Israel den für solche „Rest-Fälle“ errichteten Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) boykottieren, muss die übrige Staatengemeinschaft Mechanismen entwickeln, um zu verhindern, dass sich einzelne Staaten weiter außerhalb des Rechts stellen.  Außerdem gilt es, für den IStGH auch noch eine geeignete, ebenfalls kompetente und nach Rechtsstaatsprinzipien zustande gekommene und kontrollierte „Ausführungsstelle zu benennen oder zu entwickeln. Die UN-Strukturen müssen dahingehend korrigiert, demokratisiert, die UN insgesamt gestärkt und vor Erpressungsversuchen durch bestimmte Staaten geschützt werden. Herabsetzungen, Störungen etc. wie solche durch Israel und USA sind erforderlichenfalls zu ahnden. Das System des undemokratisch zustande gekommenen  Sicherheitsrates muss überwunden werden. Die Widerstände dagegen sind gigantisch und werden es bleiben, die Arbeit daran ist gleichwohl weiter dringlich.