Ostermarsch 2009

Gruss aus der Ferne - Reuven Moskovitz


Aus der Stadt Jerusalem sende ich euch einen Gruss der Solidarität ...

Aus der Stadt Jerusalem sende ich euch einen Gruss der Solidarität und der Dankbarkeit für euere unermüdliche Auflehnung gegen Krieg,Rassismus,Antisemitismus und jegliche Form und Ausdruck von Menschenfeindlichkeit, Unterdrückung und Ungerechtigkeit.
Vor mehr als 2.000 Jahren wurde in Jerusalem ein Jüdischer Prophet, euerem Glauben nach ein Mensch gewordener Gott,von der Gewalt und Habgier der Römischen Macht auf grausamste Weise gefoltert,geschunden und erniedrigt; gekreuzigt,nur weil er sich gegen Hass,Armut,Gewalt und Heuchelei aufgelehnt hatte.
Seine schlimmste Sünde war sein Auflehnen gegen das,was bis heute das Allerheiligste in der geld- und gewaltgierigen Welt ist: Die Vertreibung der Geldwechsler vom Tempel.Damals hat man den Gerechtigkeits- und Friedensfürst gekreuzigt.
Heutzutage kreuzigen meine Machthaber aus Jerusalem,zu meiner Schande und Scham, den Frieden und die Gerechtigkeit.
Vor 35 Jahren bin ich zum ersten Mal nach Deutschland gekommen mit der Frage, ob nur Deutsche im Stande sind, rasch von der Demokratie zur grausamsten Form von Faschismus und Diktatur überzulaufen.
Die letzten Wahlen in Israel haben gezeigt, dass auch die geschundensten OPFER des Nationalsozialismus, wir Juden, nicht gefeit sind gegen
faschistische,kriegerische,rassistische und menschenfeindliche Züge.
Seit über 60 Jahre verweigert mein Staat Israel, ein einmaliges Wunder in der Menschheitsgeschichte, unseren Palästinensischen Nachbarn das Recht, sich selbstzubstimmen; sie leben heimatlos, vertrieben,enteignet,eingesperrt,entmenschlicht und einer herzlosen Besatzung ausgesetzt.

Während meines Aufenthalts in Deutschland habe ich die neue Identität der B.R.D. als Rechtsstaat zu schätzen gelernt und als friedensstiftenden Faktor in Europa und in der Welt.Die Deutschen Kirchen haben mich beeindruckt durch ungewöhnliche Toleranz anderen Glaubensrichtungen gegenüber und durch ein unablässiges Bemühen für Frieden und Versöhnung. Besonders haben mich die Kirchentage beeindruckt, die sich mit einer bewunderswerten Offenheit und Friedfertigkeit ausgezeichnet haben.
In den letzten Jahren zeigt sich ein besorgniserregender Umbruch,insbesondere was die Israelische Politik anbelangt.Israel hat sich rasch entwickelt von der einzigen Demokratie und vom friedenssuchenden Staat im Nahen Osten zu einer regionalen Supermacht, die versucht, ihre territorialen und Sicherheitsansprüche durch ein atomares Machtmonopol zu untermauern. Hinter der raffiniert manipulierten Ausschwitz-Trumpfkarte, im Kalten Krieg und durch die Ölhysterie der Westlichen Staaten hat die Politik Israels den Mittleren Osten in einen gefährlichen Wirbel von Gewalt und Gegengewalt verstrikt.Erstaunlicher- und bedauerlicherweise hat die B.R.D. aktiv diese Politik unterstützt mit
Waffen, die nichts mehr zu tun haben mit dem Palästinensischen Konflikt, sondern mit globalen Strategien. U-Boote mit atomaren Einrichtungen haben nichts mit Palästina oder Antiterrorkrieg zu tun.Mit der Lieferung von solchen Waffen hat die B.R.D. nicht nur das Grundgesetz verletzt,sondern den regionalen und Weltfrieden in Gefahr gebracht.In Israel wird schon längst gesprochen von einem atomaren Angriff auf den Iran. Mit dieser Politik stellt Israel die eigene Existenz in Frage. Das Megaverbrechen in Gaza ist nur ein Preludium für das, was in den Köpfen der kriegssüchtigen Regierenden geplant wird.

In einem Deutschland, das als Ergebnis von Krieg, Rassismus, Arroganz, Expansionismus und Völkermord vor mehr als 70 Jahren in Schutt und Asche lag, müssen alle friedfertigen Menchen,insbesondere Christen,sich aktiv auflehnen gegen diese tödliche Gefahr.Ich rufe euch und alle ehrlichen und lebenswilligen Menschen auf, sich nicht weiter erpressen zu lassen mit der Verunglimpfung des Antisemitismus. Antisemiten sind nicht gegen Krieg,Verfolgung und kolossale Verletzungen von Menschen und Völkerrecht, sondern freuen sich über manches, was in Israel passiert; auch was
die Korruption führender Politiker anbelangt, bestätigt manche abscheuliche antisemitische Vorurteile.

Um Gottes willen,um des Lebens willen, um euerer christlichen Liebe für Frieden und Gerechtigkeit willen,legt euere Verlegenheit ab und lasst laut einen Aufschrei hören gegen das,was in unserer Gegend passiert.
Schreit auf in die Ohren eurer POLITIKER UND KIRCHENFÜRSTEN,damit sie sich abnabeln von Lippenbekenntnissen und sich laut und aktiv für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit für alle unterdrückten Völker und Menschen einsetzen.

- Reuven Moskovitz