Für eilige LeserInnen:
Gedächtnisprotokolle möglichst rasch (bis Sonntag vormittag, wegen der Presseinformation) an
repression@muenchner-friedensbuendnis.de oder
Beobgr@gmx.de schicken! Wenn Ihr Fotos oder Videos (Gesichter verwischen!) bei indymedia einstellt, informiert uns bitte per mail!
In den mails nennt vorsichtshalber keine Namen anderer beteiligter Personen.
(
Ermittlungsausschuß Tel: 448 96 38;
Rote Hilfe:
muenchen@rote-hilfe.de.)
Weshalb eine BeobachterInnengruppe zur SiKo?
Alljährlich lädt ein Rüstungslobbyist und aktives
CSU-Mitglied (Horst Teltschik ist Präsident von Boeing
Deutschland) auf Kosten des deutschen Steuerzahlers und mit
tätiger Hilfe der Bundeswehr einflußreiche Politiker aus den
USA und weltweit, Militärs, weitere Rüstungslobbyisten,
Abgeordnete und sympathisierende Journalisten zu idyllischen Tagen in
den Bayerischen Hof ein. Damit sie erleben, daß es sich in netter
Gesellschaft über Krieg und Frieden so sprechen läßt,
als handele es sich um ein Geschäft. Interessierte Politiker
erproben aktuelle Sprachregelungen, wie weit man gehen kann mit vagen
oder konkreten Kriegsdrohungen, und testen die Reaktion.
Dagegen protestieren Münchnerinnen und Münchner jeden Alters
und ihre Gäste unter anderem, indem sie eine Kundgebung und eine
Demonstration ordentlich anmelden und nach der Genehmigung
friedlich durchführen. Genau so, wie es das Grundgesetz vorsieht.
Doch die Polizei traut dem Frieden nicht, sondern tritt in einer Weise
auf, als handele es sich um einen mit allen Mitteln zu
bekämpfenden gefährlichen Aufstand und nennt das ein
bayerisches Erfolgsrezept einer "Deeskalation durch Stärke". Viele
fühlten sich, wenn sie die Polizeipräsenz in den
Straßen sahen, an Bilder aus lateinamerikanischen Diktaturen oder
aus Bürgerkriegen erinnert.
Aber die Friedens und Antikriegsbewegung handelt nicht
gewalttätig, so daß sie einzig durch Stärke und
Übermacht des Staates gebändigt werden könnte. Einer
friedfertigen Menge und erst recht den einzelnen Protestierenden darf
die Polizei nur mit sehr begrenzten Mitteln zuleibe rücken.
Die TeilnehmerInnen einer angemeldeten, genehmigten und
friedlichen vielleicht rechtswidrig von Polizeibeamten in Zivil
durchsetzten Demonstration dürfen nicht flächendeckend
gefilmt werden, das ist rechtswidrig. Es ist absolut
unverhältnismäßig, friedliche Teilnehmerinnen und
Teilnehmer einer friedlichen Demonstration massenhaft in Gewahrsam zu
nehmen (wie es in der Vergangenheit regelmäßig
geschah) anscheinend hauptsächlich, um dadurch im nachhinein
einen teuren überzogenen Polizeieinsatz rechtfertigen zu
können, oder: um vor allem junge Menschen einzuschüchtern,
mit dem Kalkül, daß ihr "Respekt" vor dem Rechtsstaat zu,
und ihre künftige Wahrnehmung von Grundrechten wie der
Versammlungsfreiheit abnimmt.
Falls der Polizei eine Feststellung der Personalien oder eine
Gewahrsamnahme nötig scheint, muß und darf sie nicht
gewaltsam agieren wie in einem Krimi, als handele es sich um Mafiosi
oder Terroristen. Dazu setzt die Polizei implizit voraus, daß
alle Menschen, die sie im Zusammenhang mit Kundgebungen und
Demonstrationen der Friedens und Antikriegsbewegung antrifft, so gesund
sind, daß sie auch eine äußerst rüde Behandlung
durch die Polizei ohne weiteres verkraften als benötige man
ein amtsärztliches Attest zur Ausübung elementarer
Grundrechte wie der Meinungs und der Versammlungsfreiheit.
Bislang sind uns zum Glück keine bleibenden gesundheitlichen
Beeinträchtigungen bekannt, "nur" vorübergehende
Hämatome, Prellungen u.ä., und lange andauernde ernsthafte
Traumatisierungen nach Gewahrsamnahmen.
Wenn es ein juristisches Nachspiel gibt, setzt die Polizei auch schon
mal fingiert wirkende Vorwürfe eines "Widerstand(es) gegen die
Staatsgewalt" ein, selbst wenn bereits der Augenschein dagegenspricht:
vor wenigen Wochen berichtete Alexander Krug im Lokalteil der SZ von
einem Verfahren gegen eine junge zierliche Frau, die allein gegen zehn
bestausgerüstete hochtrainierte Bereitschaftspolizisten Widerstand
geleistet und eine Gefangenenbefreiung versucht haben soll. Die Aussage
eines einzigen der beteiligten Polizisten gegen die der jungen Frau hat
der Amtsrichterin genügt.
Was kann da eine Beobachtergruppe helfen?
Wir verschaffen uns ein Bild von der
Verhältnismäßigkeit bzw.
Unverhältnismäßigkeit des polizeilichen Handelns. Wir
können unsere Eindrücke bezeugen. Wir fördern die
Dokumentation des Geschehens.
Wir haben die Mitglieder des Innenausschusses des bayerischen Landtages
informiert und ihnen die Gesprächsgrundlage mit der Polizei
geliefert. Im Kontakt mit der Leitung der Polizei wirken wir auf eine
Mäßigung ihrer Methoden und die Einhaltung der gesetzlichen
Vorschriften hin. Wenn unsere Kräfte reichen, wollen wir gern
über die Medien die öffentliche Meinung erreichen: Es soll
nicht so bleiben, daß Zeitungsfotos von Polizeigewalt von den
LeserInnen so aufgefaßt werden, als müsse per
logischem Rückschluß die Gewalt vom Opfer ausgegangen
sein. "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf", das ist bislang die
ganz rasche unbewußte Reaktion der Bevölkerung.
Selbstverständlich muß polizeiliches Handeln tatsächlich justiziabel werden!
Wie wir arbeiten:
Beim ersten Einsatz haben wir von der Polizei die offizielle
"Erlaubnis" erhalten, "Streife zu gehen": wir melden uns jedes Mal
erneut an. Die meisten von tragen einen Anstecker mit einem
stilisierten Auge und Aufschrift "BeobachterIn", eine weitere
Kennzeichnung (etwa mit Schärpen) wird erörtert.
Wir arbeiten mit den Anmeldern von Kundgebung und Demonstration, sowie
mit der "Roten Hilfe" und dem Ermittlungsausschuß zusammen. Wir
stehen zur Verfügung für erste Berichte von Vorkommnissen
(u.U. empfiehlt sich, ein Aufnahmegerät mitzunehmen, damit das
frische Gedächtnis nicht verlorengeht). Wir ermuntern zu
Gedächtnisprotokollen, leiten sie weiter, verwenden sie nach
Rücksprache. Einige von uns bemühen sich um Videoaufnahmen
und Fotodokumentation. Alle sind in ihrem Handeln eigenständig.
Ggf. können wir auswärtigen JournalistInnen oder Abgeordneten
anbieten uns zu begleiten, so daß sie sich ein Bild auch von
kritischen Situationen machen können.
Die Nachbesprechung des Polizeieinsatzes 2005 im Innenausschuß
des Landtags haben wir durch eine Mängelliste, Kontakte und
Präsenz begleitet.
Wir sind nicht einseitig festgelegt, wer "Täter" und wer "Opfer"
ist: wenn die Polizei z.B. Steinwürfe (meist im Plural, also
mindestens zwei) beklagt, versuchen wir sie konkret nachzuvollziehen.
Nur so läßt sich ermitteln, ob es nicht vielleicht
polizeiliche Provokateure waren. Oder ob Drängeleien und
Rempeleien in einer dichten Teilnehmergruppe womöglich von
Polizeibeamten in Zivil ausgegangen sind.
Wer wir sind:
"ÄrztInnen, JuristInnen, TheologInnen, JournalistInnen,
Abgeordnete und Mitglieder von Menschenrechtsgruppen". Wir wollen,
daß man unsere Aussagen respektiert. Als Mitglied unserer
Menschenrechtsgruppe seid Ihr alle bei uns willkommen, egal welche
Ausbildung, welcher Beruf. Nach Bedarf können wir eine kurze
Rechts-Schulung organisieren.
Was muß ich tun, wenn ich mitmache?
Hingehen, Augen offenhalten, ansprechbar sein für TeilnehmerInnen,
die ganz frisch empört sind, ein "Gedächtnisprotokoll"
schreiben: einen Bericht über die Erfahrungen, und zwar
möglichst rasch: Die Demonstration ist am Samstag, die Polizei
macht am Sonntag um 11 Uhr eine Pressekonferenz, in der sie die Medien
füttert, dementsprechend ist dann die Berichterstattung am Montag.
Spätere Nachträge interessieren die Presse nicht mehr, das
Thema ist dann "durch". Wir sollten in die Lage kommen, bis Sonntag
mittag eine Presseerklärung zu versenden.
Einige werden fotografieren oder filmen wollen, das ist auf alle
Fälle sinnvoll. Ebenso: weitere BeobachterInnen zu gewinnen.
Was ist mein Status als "BeobachterIn"?
Trotz der offiziellen Vereinbarung werden BeobachterInnen der Erfahrung
nach von der Polizei nicht in diesem Amt respektiert. Wenn Du z.B.
wissen willst, wie es einem Verletzten geht, wenn Du mit Festgenommenen
zur "Gefangenensammelstelle" mitgehst, wirst Du nach Belieben
abgewiesen, oder auch nicht. Evtl. wirst Du auch selbst in Gewahrsam
genommen, das hängt nicht von Deinem Verhalten ab. Du kannst es in
Maßen durch Deine Kleidung steuern: helle Farben, lieber Mantel
statt Jacke, Hut statt Mütze, "bürgerlich respektabel".
Umgekehrt: alles, was nach "schwarzem Block" aussieht, ist am meisten
gefährdet, hier sind BeobachterInnen am meisten gefordert. Jedoch:
wenn es Dir da unheimlich ist, geh lieber zum leiseren
Lautsprecherwagen von attac, zu den Regenbogenfahnen der
Friedensbewegung.
Wenn es Dir möglich ist, bleibt bis zum Schluß: in der
Vergangenheit war es so, daß Gewahrsamnahmen geballt zu einem
Zeitpunkt auftraten, als alle gesagt hätten, die Veranstaltung ist
vorbei. Auch wurden nach Ende der Abschlußkundgebung
TeilnehmerInnen massenhaft und ohne Grund am Zugang zur
Fußgängerzone gehindert.
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Termine:
DIENSTAG, 6.Februar 2007 um 15.00 h
Demonstration vom Stachus zum Hotel Bayerischer Hof: "Krieg ist geil!"
Gespensterzug der Rüstungsmafia unter dem Motto: "Für den
Profit der Reichen gehen wir über Leichen". Begleitet vom
wütenden Volk.
FREITAG, 9.Februar 2007 um 16.00 h
PROTESTKUNDGEBUNG auf dem Marienplatz zur Eröffnung der "NATOKriegstagung"
SAMSTAG, 10.Februar 2007 um 12 Uhr auf dem Marienplatz:
Auftaktkundgebung und GROSSDEMONSTATION zum Tagungsort der
Nato-Kriegsstrategen im Bayerischen Hof
Kontakt:
repression@muenchner-friedensbuendnis.de oder
Beobgr@gmx.de
(Wer keinen internet-Zugang hat: 089 98 70 01)