IFFF-Presseerklärung vom 14. März 2016

Die lange geplante Preisverleihung an die Münchner Gruppe der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) wurde plötzlich auf Grund einer Intervention der CSU im Rathaus zurückgenommen. Hier die IFFF-PE (Link weg), mehr dazu in Kürze.

Der Anita Augspurg Preis wird traditionell in München an Frauengruppen verliehen für „ausgezeichnetes Engagement für Frieden, Frauenbildung und Gleichberechtigung“. 2016 hat die Gleichstellungskommission dafür bewusst die Münchner Gruppe der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit/IFFF/WILPF ausgewählt.

Die IFFF/WILPF hat in München exemplarisch und in vielen Bündnissen gegen Gewalt an Frauen und Zwangsprostitution, gegen Waffenschmieden und für Abrüstung, für die Beteiligung von Frauen an Konfliktlösung gewirkt.

Anita Augspurg hat die IFFF/WILPF als Antikriegsorganisation mitten im 1. Weltkrieg mitgegründet. Der Stadtrat hat ausgerechnet der IFFF/WILPF nun den Preis verweigert, und zwar mit dem Vorwurf des Antisemitismus. Er düpierte damit nicht nur die Frauen der Gleichstellungskommission, sondern auch die der städtischen Gleichstellungsstelle, die sich beide einstimmig für die Frauenliga als Preisträgerinnen ausgesprochen hatten.

Die IFFF/WILPF ist international seit Jahrzehnten in Israel und Palästina engagiert. In Kooperation mit Friedenskräften und vielen Frauen auch aus dortigen Ligasektionen versucht sie, Dialogstrukturen trotz schwierigster logistischer Voraussetzungen aufrecht zu erhalten, damit die Begegnung und der gegenseitige politische Austausch nicht verloren gehen. Die Erfahrungen aus diesen schwierigen Prozessen fließen auch in die Diskussionen in München ein und werden von IFFF/WILPF im Rahmen der Menschenrechtsverhandlungen bei der UNO in Genf eingebracht. IFFF/WILPF thematisiert fehlende Friedensperspektiven und vertritt die Universalität der Menschenrechte. Daraus speist sich die Kritik des Stadtrates.

Vor allem Frauen engagieren sich überall auf der Welt für Wege aus der Gewaltspirale jenseits von militärischen und geostrategischen Überlegungen. In der Tradition der Friedensfrauen aus dem 1. Weltkrieg analysieren und benennen die Frauen der IFFF/WILPF auch heute die fatalen Zusammenhänge von Militarisierung, wirtschaftlichen Interessen und Staatsräson von Regierungen, die vorgeben, das Beste für „ihre“ Bevölkerung zu tun. Diese Logik nährt Krieg und Gewalt und nimmt das Leid der Bevölkerung billigend in Kauf. Sie versperrt den Blick darauf, dass nachhaltiger Friede nur durch einen gerechten Ausgleich der Interessen und Bedürfnisse möglich ist.

Das Engagement der Ligafrauen in München endet nicht mit der Verweigerung des Preises durch den Münchner Stadtrat. Wir haben als IFFF/WILPF die Verfolgung durch die Nazis, Ausweisung unserer Mitglieder, Kommunismusverdacht und Bespitzelung bis in die 70er Jahre überstanden und uns ungebrochen für „Frauen. Freiheit. Frieden.“ (Buchtitel zum Jubiläum) eingesetzt. Dafür waren und sind wir preiswürdig!

Wir springen auch über dieses erneute Hindernis, mutig und solidarisch, wir verstärken unsere Netzwerke und, liebe MünchnerInnen, wir sind und bleiben da!

Am 17.3. findet anstatt der Preisverleihung ein Treffen zum Gedankenaustausch in der Seidlvilla ab 19h in München statt.

Wir stehen gerne ab 18.30 dort zu einem Pressegespräch zur Verfügung.

Irmgard Hofer,
Vorsitzende der deutschen Sektion
St. Michaels-Weg 2a
86476 Neuburg
08283-92927