Ostermarsch München 2006 - Gina Gillig

Ostermarschseite 2006 * Clemens Ronnefeldt * Jürgen Wagner * Ernst Antoni

Grußwort zum Ostermarsch am 15.04.2006 in München für den
Veranstalterkreis "20 Jahre Tschernobyl - nie wieder"

Gina Gillig ist aktiv in der Gruppe "Mütter gegen Atomkraft" und
Sprecherin der BÜRGER GEGEN ATOMREAKTOR GARCHING
- Es gilt das gesprochene Wort - (korr.)

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Ostermarsches,
liebe Freundinnen und Freunde,

Ich darf sie sehr herzlich grüßen vom Veranstalterkreis "20 Jahre Tschernobyl - nie wieder" der am Sonntag, den 23. April 2006 im Festsaal des Alten Rathauses in München eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Kinder von Tschernobyl veranstaltet.

Herzlichen Dank an die Veranstalter des Ostermarsches, der gerade auch dieses Jahr von besonderer Brisanz und Bedeutung ist.

In wenigen Tagen, am 26. April jährt sich die Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl das 20. mal.

1986 - schon wieder 20 Jahre her - wir vergessen nicht. Mehr noch, dieses Ereignis verpflichtet, sich für eine verantwortbare Energieversorgung einzusetzen. Die Atomkraft ist nicht verantwortbar!

Die Zerstörungskraft der Spaltung des Atoms zeigten im militärischen Bereich die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.

Der wahnwitzge Traum von der sogenannten friedlichen Nutzung zerbrach in den frühen Morgenstunden des 26. April 1986. Eine gewaltige Explosion zerstörte den vierten Reaktorblock des Atomkraftwerks in Tschernobyl/Ukraine und löste die bis heute schwerste Katastrophe in der zivilen "Nutzung" der Nuklearkraft aus.

Deutsche und westliche Atomreaktoren sind sicher, wird immer wieder von der Atomlobby behauptet.

Jedoch: Die Havarie in Harrisburg 7 Jahre vor Tschernobyl in den USA war der erste große Unfall in einem westlichen Atomkraftwerk. Die Aussage, die westlichen Reaktoren seien sicherer als jene im Osten, ist schlichtweg pure Demagogie.

Deutsche Atomphysiker lobten den Reaktortyp Tschernobyl wenige Wochen vorher als einen der sichersten Atomreaktoren der Welt - wenige Wochen später passierte der schlimmste Unfall, der GAU.

Über Nacht wurden riesige Territorien unbewohnbar.

Über Nacht wurden Millionen Menschen zu Opfern, davon viele Kinder. Auch die viele noch Ungeborene sind jetzt schon zu Opfer gemacht, da sie mit großen gesundheitlichen Schäden aufgrund von Erbschäden durch die radioaktive Strahlung geboren werden.

Die IAEO erklärte 2005, dass es durch Tschernobyl bis heute 60 Tote gäbe und 4000 mögliche Tote in der Zukunft. Zitat: "Alles in allem ist das Ergebnis eine beruhigende Nachricht".

Eine unglaubliche Verharmlosung!

Kein Wunder. Denn die IAEO wurde gegründet mit der Vision, die Energieprobleme der Menschheit mit der Atomenergie zu lösen. Es ist sozusagen ihre Aufgabe, die Atomkatastrophe klein zu reden.

Auch in Deutschland, sogar hier in München/Neuherberg am GSF-Forschungszentrum fühlt man sich dieser Denke verpflichtet. So wurde 1998 von der Geschäftsführung der GSF versucht, eine Publikation von drei Wissenschaftlern zu verhindern. Denn diese hatten herausgefunden, dass im Jahre 1987 in Deutschland, - und dabei insbesondere in Bayern, das am meisten verstrahlte Gebiet in der BRD Ð insgesamt 300 mehr Totgeburten auftraten als zu erwarten gewesen wŠre ohne den Fallout durch Tschernobyl.

Doch wir lassen uns nicht verdummen von Leuten, die zwar ihren Doktor- oder Professoren-Titel vor sich hertragen, sich aber zum Büttel der Interessen der Atomlobby machen lassen.

Es gibt kaum einen Bereich, der von Anfang an derartig von Desinformationen, Lügen, Verharmlosungen und Verdrehungen bestimmt war und ist - sowohl hinsichtlich der militärischen als auch der zivilen Nutzung.

Die atomaren Gefahren und Probleme sind die gleichen wie bei einem Atomkraftwerk.

Kaum bekannt: Östlich des Atomforschungsreaktors in Garching werden radioaktive Stoffe in die Isar eingeleitet. Unterhalb der Einleitungsstelle baden im Sommer Erholungssuchende, nichtsahnend, denn die Verantwortlichen wollen nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger das wissen.

Dass die deutsche Atombombe von manchem gewollt wird, zeigt die Äußerung des Exverteidigungsministers Rupert Scholz (CDU) vor wenigen Wochen. Er sagte, dass Deutschland die Atomwaffe selber brauche und bauen sollte. Rupert Scholz (CDU) war Verteidigungsminister von 1988-1989. Just in der Zeit, als die Entscheidung für den Einsatz von atomwaffenfähigem Uran im Münchner Atomforschungsreaktor in Garching fiel.

Tschernobyl fordert uns alle auf, sich dafür einzusetzen,

Robert Jung sagte treffend:

"Lasst uns kaputt machen, was uns kaputt macht."

Ich darf sie sehr herzlich einladen im Namen des Münchner Friedensbündnisses, der Bürger gegen Atomreaktor Garching e.V., der Mütter gegen Atomkraft e.V. und dem Umweltinstitut München e.V. am Sonntag, den 23. April ins Alte Rathaus in München. Um 11 Uhr veranstalten wir dort unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Ude eine Benefizveranstaltung für die "Kinder von Tschernobyl".

Herzlichen Dank.