Ostermarsch München 2010 - Dr. Sabine Schiffer

Die Redner_innen: Walter Listl * Dagmar Henn * Dr. Sabine Schiffer * Stephan Lippels

Rede zum Ostermarsch am 3. April 2010 auf dem Marienplatz (auch zum Download PDF 92k)
Dr. Sabine Schiffer (IMV)

Wir wollen Eure Kriege nicht!

Gerechtigkeit statt Geld für Krieg und Krise!

In UNSEREM Namen wird Krieg geführt Deutschland hat sich zur Kriegsdrehscheibe entwickelt. Gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung, aber auch ohne ihr vehementes Eintreten dagegen.
Darum wünsche ich mir mehr Unruhe, wie es die Künstlerinitiative Unruhestiften fordert - wir brauchen weniger Ruhe und Hinnehmen, sondern aktives Auflehnen im Sinne von Bürgerrechten und Bürgerpflichten! Unsere demokratischen Mittel und Möglichkeiten sind hier noch lange nicht ausgeschöpft!

Wirtschaftsfragen dominieren die Weltkriegspolitik: Hier wird deutlich: Wirtschaftswachstum kann nicht wertfrei, um jeden Preis, erzeugt werden. Wenn Wirtschaftswachstum ohne Ethik und nur um seiner selbst willen produziert wird, Wenn Wirtschaftswachstum ohne Verantwortung für die Natur und nur zum Erhalt eines schädlichen Wirtschaftssystems erzeugt werden muss, Darum müssen ethische und ökologische Maßstäbe Grundlage der Welternährungsfrage sein und Menschen- und Völkerrecht tatsächlich die Grundlage unseres politischen Handelns werden!
Die Erde bietet genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier!
Geben wir Geld lieber fürs Leben aus, als für Tod und Kriegswirtschaft!
Wie viel Entwicklungshilfe wäre möglich, wenn nicht täglich 1 Mrd. US-Dollar allein für den Afghanistan-Krieg ausgegeben würden!
Wie unnötig wären Entwicklungshilfe und Krieg, wenn Rohstoffe zum Nutzen aller Menschen normal bezahlt und sinnvoll genutzt würden?!

Kriegswirtschaft - Wirtschaftskrieg

Hingegen wird ein verlogener Wirtschaftskrieg auch gegen Deutschland geführt: Unsere Regierung befolgt Embargoforderungen etwa gegen Iran, während die US-amerikanische Wirtschaft ihren Absatz genau dorthin vervielfacht hat. Dies erinnert an die Angriffe auf deutsche Firmen im Vorfeld des Irakkrieges.
Auch diese Debatte erfordert mehr Ehrlichkeit. Und Gerechtigkeit auch für ressourcenstarke Länder, die oft zu den ärmsten und machtlosesten gehören, wenn sie nicht direkte Vasallen der Staaten sind, die mit ihrer Währung den Welthandel kontrollieren!
Und zu einer „Währung“ der pseudopolitischen Mitsprache scheint zunehmend militärische Stärke zu werden, wofür die 300.000 Bundeswehrsoldaten in internationalen Einsätzen seit 20 Jahren mahnend stehen.
Wie sparsam aber wäre der faire Handel im Gegensatz zur teuren Kriegswirtschaft mit eingebauter Kollabiermachanik?!


Um zu verschleiern, dass die Ursachen von Krieg und Terror in den Weltwirtschaftsstrukturen liegen, müssen Feindbilder her. Jedoch entlarvt sich der vermeintliche „Krieg gegen den Terror“ schnell, wenn man die wechselnden Kriegsgründe beobachtet.

In Afghanistan etwa sollte zuerst Was soll man glauben? Wie geht es den Menschen in Afghanistan wirklich? Sind von den USA gegründete Frauen-Selbsthilfeorganisationen glaubwürdige Informationsquellen für die Fortsetzung des Krieges?
Und was ist mit den Frauen in Brasilien? Rechtfertigt das die Kontrollversuche der US-Strategen von SOUTHCOM in Lateinamerika und darüber hinaus bis nach Haiti? Rücken aus „humanitären Gründen“ aktuell Menschenrechtsfragen zu Kuba ins Blickfeld? Wer sorgt dafür? Nur zufällig ein geostrategisch wichtiger Ort mit Blick auf ganz Südamerika? Schließlich hatten sich etliche südamerikanische Staaten erfolgreich gewehrt gegen die Folgen einer US-amerikanischen Wirtschaftskontrolle, wie Naomi Klein es ausführlich in ihrem Buch Schockstrategie beschrieben hat.
Neben mehr Ehrlichkeit wäre also der Abzug von USA, EU & Co. in Afghanistan, Haiti und anderswo zu fordern!
Raus aus Afghanistan kann also nur unsere Minimalforderung sein! Angesichts Tausender deutscher Soldaten in Einsätzen weltweit.
Der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan wäre ein erstes wichtiges Signal für den Ausstieg aus der Weltkriegspolitik des 21. Jahrhunderts!
Auch mit Blick darauf, dass bisher noch alle Kriege zu uns zurück gekommen sind - die Unterdrückten werden sich wehren, wie Jean Ziegler indirekt warnt!

Propaganda heißt heute PR oder (Reform-)Kommunikation

Für Propagandazwecke sind unsere Medien als Vehikel fest eingeplant - von Think Tanks, Regierungen und ihren lobbyistischen Schattenkabinetten. Gerade die Wirtschaftskrise und die der Medien kommt professionellen Einflüsterern und begriffsverwirrenden Spin-Doctoren in PR-Agenturen zu pass.

Mehr Bewusstsein für diese Instrumentalisierungen wäre überall wünschenswert - bei Medienmachern und uns Mediennutzern. Denn unsere Medien vermögen zu vergrößern und zu verkleinern. Sie vergrößern oder verkleinern Diktatoren, Gefahren, Lügen und Fakten und lenken unsere Aufmerksamkeit auf einige wenige und helfen dabei, die anderen - vielleicht viel relevanteren - auszublenden: Unsere Medien sollen dabei helfen, von all diesen Zusammenhängen abzulenken und von vielen mehr: Der Mehrzahl unserer Medienmacher fällt es zunehmend schwer, vorgegebene Sichtweisen zu hinterfragen:

Neusprech für den Krieg - und andere Werbestrategien

Auch schönfärberische Sprachpflege kann uns nicht mehr täuschen: Ob „Stabilisierungseinsatz“ statt „Besatzung“, „Friedensmission“ statt Krieg oder „EU-Verteidigungsagentur“ statt „Kriegsministerium... - WIR brechen das Völkerrecht und schüren damit den Terror, den wir vorgeben zu bekämpfen. Als wäre der Terror gar als Propagandamittel mit all seinen möglichen Verlusten eingeplant.
Darum müssen wir dringend, die tatsächliche Einhaltung von Menschen- und Völkerrecht fordern und dafür eintreten, damit nicht deren fortschreitende Entwertung durch ihre Instrumentalisierung weiter betrieben werden kann!

Die Ehrlichkeit beginnt auch bei unseren Kindern. Klar wird nicht jeder PC-Shooter zu einem Soldaten oder Amokläufer, aber die Akzeptanz von Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung - ja, oft als einziges - und die Abstumpfung gegenüber physischer wie psychischer Gewalt, verändert unsere Gesellschaft nachhaltig.
Darum fordern wir:
Dazu unterstützen wir die Medien und Aufrechten, die diese Machenschaften aufdecken und die Vorkriegslügen entlarven!

Dazu verbünden wir uns mit den Friedenskräften weltweit - und zwar den ehrlichen. Das sind nicht immer die, die das Wort „Frieden“ im Namen tragen, wie die sog. „Scholars for Peace in the Middle East“ oder die sog. “Bürgerbewegungen Pax Europa“, sondern Gruppen, die das Völkerrecht zur Grundlage ihrer Arbeit machen und nicht nur das humanitäre Völkerrecht. Und die Menschenrechte als allgemeingültig anerkennen und nicht nur selektiv zugunsten der vermeintlich „zivilisatorisch höher stehenden“.
Denn ohne Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit wird es keinen Frieden geben. Deswegen brauchen wir auch keine „friedenssichernden Maßnahmen“, weil es den Frieden ja noch gar nicht gibt. Den wird es nur für alle oder für niemanden geben!

Und es gibt genügend Kräfte, die das erkannt haben und sich dafür einsetzen. Das sind unsere Partner - weltweit!

In diesem Sinne wünsche ich uns ein besinnliches Oster- und Pessahfest!