Münchner Friedensbündnis   misstraut der Kriegspropaganda!

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Roadmap & Roadblock Teil 2, Teil 3


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Bild auf Umschlagseite: Nordwestlich von Nablus. Auf dem Weg nach Jenin


Roadmap und Roadblock

Ein Reisebericht aus Palästina/Israel 2003 (10. – 25.05.03 und Folgen ...)

 Die Seitenangaben beziehen sich auf die gedruckte Ausgabe

Warum / mit wem nach Palästina?

1

ISM International Solidarity Movement

5

IWPS International Women’s Peace Service

6

Mas’ha-Friedenscamp und sog. "Sicherheitsmauer" Instrument zur Sicherheit?

7

Nakhba für Palästinenser Tag der Katastrophe

13

Checkpoints Kontrollstellen Instrument zur Sicherheit?

16

Checkpoint-Watch 

19

Roadblocks Straßenhindernisse auf paläst. Straßen Instrument zur Sicherheit?

21

Nablus 

25

Flüchtlingslager insbes. Balata

26

Provokation so handelt, wer Eskalation will

28

Hauszerstörungen

30

Jenin 

37

Roadmap "Straßenkarte" oder "Fahrplan"? Instrument zum Frieden?

39

Shalom und salam 

41

Ist ISM, ist ein solcher Einsatz sinnvoll? Eine Art Zusammenfassung

42

"Zugaben" Kopftuch – wessen Zeichen der Intoleranz?

44

    Rahels Grab

44

    Aus dem Bericht 2002 (Auszüge): Als Deutsche sich zu Israel äußern? .......

    Haifa – Heimkehrern nachspüren! Warum nach Israel/Palästina?

    Wirtschaft Israels Konflikte in der israel. Gesellschaft

46

  Einige Nachträge

50

Anhänge: Zum Titihaus ("Viel musste geschehen ...
    Interviews

5

    Literatur und Internetadressen

55

Impressum:

Verfasser und V.i.S.d.P.: Günter Wimmer, Sonnenstr. 51a, D-82205 Gilching; 08105/278673. E.i.S. Die Angaben "Veranwortlich im Sinn des Presserechts" und "Eigendruck im Selbstverlag" sind aus presserechtlichen Gründen erforderlich. Letzteres heißt nur, dass es wie vieles in der Friedensbewegung im DDZ DigitalDruckZentrum (Copyshop, Chris Buhmann, Amalienstr. 75, 80799 München, Tel. 089/284734) günstig kopiert wurde. August 2003

Rückmeldungen – gerade auch kritische – können für die Weiterarbeit hilfreich sein! Danke!

Falls Sie über mich etwas wissen wollen: 2 erwachsene Kinder, 1 Enkel; auch von daher ist mir wichtig, wie es mit Frieden etc. weitergeht. Engagiert im Münchner Friedensbündnis, bei Pax Christi, im Bündnis München gegen Krieg und am zeitaufwendigsten seit 17 Jahren in der Gruppe Öffentliche Aufforderung zu gewaltfreiem Widerstand gegen Rüstung und Krieg.

Engagiert auch im Beruf: Sozialarbeiter. Manche werden sagen. "Deshalb ..." Macht nichts. Ich sehe uns nicht "nur" als Sozialklempner (auch Reparatur muss sein!). Sondern aus diesen Erfahrungen heraus müssen wir frühzeitiger warnen, Alternativen fördern, sie ggf. entwickeln – und uns notfalls auch bestimmten Entwicklungen und "Machern" wider-setzen ...

IPGA2  verschlossenes Tor im "Security-Wall" (nordwestl. von Jenin)

Warum / mit wem nach Palästina?

Die Friedensfahrt nach Israel und Palästina 23.2.-9.3.02 (Intifada seit 28.9.2000, spitzte sich zu jener Zeit deutlich zu) war etwas Besonderes: Mit beid-seits vielen bewegenden Begegnungen, wunderschönen und sehr bitteren Erlebnissen, auch tief beeindruckenden Landschaften ... Natürlich dann in München weitere intensive Gespräche mit jüdischen und palästinensischen Freunden. Es war klar: Ich "muss" wieder hin.

Letztes Jahr war ich mehr in Israel, diesmal sollte es – auch angesichts meiner Ein-drücke von der inneren Not, den Ängsten wegen der Attentate und den auch wirtschaft-lichen Bedrängnissen in Israel – hauptsächlich Palästina sein. Nicht gegen Israelis! Sondern mit ihnen zusammen sich auf die Seite derer stellen, die in noch weit dramatischerer Not leben.

In Andreas Bock von attac, 44 J., fand ich, 60 J. alt, einen zuverlässigen Reisegefährten1.
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1 Die meisten Bilder sind übrigens von ihm.
Und „attac” hat nichts mit Attacke zu tun! Das ist die französische Abkürzung für eine junge und breit wirkende globalisierungskritische Bewegung. Ich engagiere mich u.a. beim Münchner Friedens-bündnis und arbeite gerne auch mit Andreas und attac zusammen.
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Freilich: Nach Palästina fliegen? Jetzt?

Nachdem am 16.3.03 die 23-jährige US-Amerikanerin Rachel Corrie durch einen Cater-pillar-Bulldozer – ganz offensichtlich vorsätzlich – getötet worden war; sie hatte im Gaza-streifen zusammen mit anderen Internationalen den Abriss eines Hauses verhindern und damit die dortige Familie schützen wollen.

Da dann am 5.4. und am 11.4. auch noch der US-Amerikaner Brian Avery und der Brite Tom Hurndall schwerstens verletzt wurden. Brian in Jenin durch ein Maschinengewehr; seine Gesichtsverletzung wird ihn, ist zu befürchten, trotz vieler Operationen entstellt bleiben lassen. Und Tom im Gaza durch einen Scharfschützen, als er ein Kind aus der Schusszone zu retten versuchte; er liegt gehirntot im Koma.

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Ganz offensichtlich sollen die "Internationalen" vertrieben werden, bislang immerhin ein gewisser Schutz für Palästinenser und vor allem Augenzeugen der vielfältigen und massi-ven Willkür- und Unrechtshandlungen des israelischen Militärs. "Die Welt" sollte möglichst wenig erfahren, was dort wirklich geschieht ... Doch! Menschenrechte sind unteilbar! Will "die" Welt auch ethisch überleben, muss Zeugnis abgelegt und wo immer möglich dem Unrecht entgegengetreten werden. Auf allen Seiten. Vor allem aber gegenüber der stärkeren. Also für Andreas und mich keine Frage: Wir sehen den Aufenthalt eher für noch nötiger an: Im Einvernehmen mit israelischen Friedensleuten versuchen, etwas 1. konkret zu helfen, 2. eigene Eindrücke gewinnen und 3. diese dann auch hier weiter-geben. Die Reisepläne werden also nicht umgestoßen. Freilich: Was werden wir tun können? Die Situation ändert sich oft täg-lich, ja innerhalb von Minuten. Wir werden zusammen mit den israelischen Friedens-freunden vor Ort sehen, wo und was und wie ...

Andreas flog 8.5.03, zwei Tage früher als ich, nach Tel Aviv, konkretisierte dort vorhe-rige Mail-Kontakte etc. Er beteiligte sich am ¬ Freitag 9.5. an der wöchentlichen Mahn-wache jüdisch- und arabisch-israelischer "Frauen in Schwarz" in Haifa für Frieden und Gerechtigkeit. Männer sind mit dabei, auch, weil die Frauen dort von aufgebrachten Landsleuten als angebliche "Verräter" mehrfach angegriffen wurden.

Bevor etwaige Antisemitismus-gefährdete Leser aus vorliegendem Bericht glauben, "Munition" holen zu können, aber auch wegen unserer Vergangenheit und z.T. auch noch Gegenwart ein-fach Verunsicherte oder andere Interessierte: Ich habe einige Passagen des 2002-Berichts hier ab S. 46 übernommen. Und: Bei allen internationalen, palästinensischen und natürlich auch isra-elischen Freunden, mit denen wir zusammen für mehr Gerechtigkeit eintraten, war unbestrittene

Grundlage das Lebensrecht jedes Israelis und Juden und das Existenzrecht des israelischen Staates und auch der Palästinenser und des erst zu schaffenden Palästinenserstaates.

Sowie – bei aller möglicher Auseinandersetzung – der nötige gegenseitige Respekt.

Wo immer möglich arbeiteten wir also zusammen mit Israelis, die sich durch die schreck-lichen – natürlich erschütternden und ängstigenden – Selbstmord-Attentate von palästi-nensischer Seite nicht von der Suche nach und dem Verfolgen von gewaltlosen Lösungs-wegen ablenken lassen. Attentate, die niemand von uns verteidigt, die aber – auch nach Aussage solcher Israelis – nicht der Grund für die explosive Situation im Nahen Osten sind! Sondern vielfach schreckliche Frucht der anhaltenden Rechtlosigkeit plus Demüti-gungen plus immer noch schlimmere Lebensverhältnisse plus auch unmittelbar erlebte Gewalt: Eine schier keinen Ausweg lassende Mischung. Aber "suicid-bombs" zerstören "bei den anderen" zusätzliches, im übrigen meist ebenso unschuldiges Leben. Sie schaffen dort zusätzliche Ängste und damit Verengungen, Verhärtungen. Sie fördern damit die aberwitzige Hoffnung, mit kriegerischen Mitteln Sicherheit schaffen zu können. Sie lenken ab von der so notwendigen Erkenntnis, dass Grundlage und Voraussetzung des Friedens Gerechtigkeit ist – wie das übrigens auch schon die den Juden und Christen gemeinsame Bibel sagt. Die auch Muslimen die grund-legende Heilige Schrift ist ...

In solchen Einschüben in kleinerer Type versuche ich, Informationen und auch Meinungen einzu-streuen, die für das Verständnis der Reise und vor allem der Lebenssituation dort hilfreich sein könnten (z.T. aus "Denkanstöße 48", siehe hier S. 56): Schon vor der ersten Intifada 8.12.1987 bis 1991/92 war die Lebenssituation für ganz, ganz viele Palästinenser unerträglich. Ein Autounfall im Gaza wurde von Palästinensern wohl zu Recht als Anschlag aufgefasst – Die Gegenreaktionen ergaben Gegen-Gegenreaktionen usw. (Ergebnis im Wesentlichen: Steine gegen Gewehre und Panzer, Verletzungen, Tote ...). Die Hoffnung auf die Osloer Verträge ermöglichte endlich die so nötige Entspannung, damit auch das Ende jener Intifada.

Die Hoffnung wurde dann aber wieder zerstört durch Bedingungen, die auch m.E. ein lebens-fähiges palästinensisches Staatsgebilde und damit ein auch nur einigermaßen würdiges selbst-bestimmtes Leben unmöglich gemacht hätten – trotz aller Versprechungen und Behauptungen auch des sz. US-Präs. Clinton, "Oslo" sei das großzügigste Angebot, das den Palästinensern je gemacht wurde. Verschlimmert noch, weil durch ursprüngliche Hoffnungsträger wie den sz. israel. MinPräs Barak ihr Vertrauen auf endlich einen wirklichen Friedensprozess brutal zerstört wurde (z.B.: Unter ihm sogar noch erheblich verstärkter Siedlungsbau, also noch potenzierter Landraub und Zerstückelung des Landes). Diese tiefen Enttäuschungen und die Lebensbedingungen machten die Situation zunehmend gefährlich explosiv. Genau da hinein und gewiss nicht aus Versehen provozierte Scharon durch seinen Gang mit 200 Sicherheitsbeamten etc. auf den den Juden und Muslimen heiligen Tempelberg – und entzündete damit die seit 28.9.2000 dauernde zweite, von Steinen auf zusätzliche Suizidanschläge gesteigerte Intifada ("Al-Aqsa-Intifada" nach der Al-Aqsa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg). Diese Selbst- und Fremd-Gewalttaten erschienen nicht nur als individueller Ausweg aus unerträglicher Situation, sondern schienen vergleichsweise vielen Palästinensern anfangs auch ein politischer "Ausweg" zu sein: In dem so ungleichen Kampf die ihnen einzig verbliebene Waffe. Eine, wie viele empfanden, schreckliche, aber angesichts der noch viel mehr (strukturell und unmittelbar) erlittenen Gewalt immerhin "relativ" geringe, in ihrer existenziellen Not gerechtfertigte Gewalt. Es ist der, wie sich zeigte, verzweifelte, aber doch untaugliche Versuch, die Okkupation und deren Begleiterscheinungen loszuwerden, und sei es über den Umweg der Weltöffentlichkeit.

[Gedanken-Stopp: Wie viele Menschen haben jeweils ihre eigene Gewalt als nicht gerecht-fertigt dargestellt? "Einfache" Lehre daraus: Non-violance, gewaltfrei! Und engste Kriterien für Verteidigung! Also: Keine "präventive" oder gar "präemptive" "Verteidigung", gar "am Hindu-kusch"! Verhältnismäßigkeitsprinzip! Ehrliche interne und externe Kontrolle! ... Wir haben noch weite Wege dahin! Aber wenn wir nicht jetzt das uns heute Mögliche tun ...]

"Intifada" heißt übrigens nicht, wie bei uns oft unterstellt wird, Revolution, Rechtfertigung von Gewalt oder ähnliches, sondern schlicht "Abschütteln" – der Not und Rechtlosigkeit! "Die Welt", die in diesem ungleichen Kampf doch hätte Druck ausüben können und müssen, ließ sich aber selbst dadurch allenfalls vorübergehend aufrütteln. Sie nimmt die unendlich vielen Schikanen, Demütigungen und die Strangulierung der Menschen und ihrer Lebensbezüge "da unten" kaum wahr. Zwar empfinden viele Israelis wie Palästinenser "die" Weltöffentlichkeit als einseitig jeweils "für die anderen Partei ergreifend". Bei aller Betroffenheit vieler Menschen (nach meiner Einschätzung aber meist nur bei spektakulärer Gewalt, gleich von und gegenüber welcher Seite) bin ich sicher, dass "die Welt" durch ihr sonstiges, überwiegendes Wegsehen oder ihre unentschieden gleichgültige Haltung ("Es müssen halt beide der Gewalt abschwören") und damit Untätigkeit letztlich beide Völker verrät. Und dass, trotz der von uns auch ernst zu nehmenden jüdischen Erfahrungen und Ängste und auch Gefahren durch Attentate, die eben noch ungleich stärkere Existenzbedrohung auf den einzelnen Palästinensern und ihrer Gesamtheit liegt. So wird ihnen "neben" aller unmittelbarer Benachteiligung und Gewalt mit dem Vorenthalten des eigenen Staats auch wirkliche Eigenverantwortlichkeit und Selbstverwaltung verweigert; was auf Dauer – bei solcher, von den USA Jahrzehnte lang weitgehend bedingungslos unterstützter israelischer Politik – nicht nur wirtschaftlich verheerend, sondern sogar lebensbedrohlich ist. Wir sprechen übrigens nie von den vielen "reinen" Suiziden! Uninteressant? "Bemerkenswert" sind Selbst-tötungen nur, wenn wer glaubt, diesem Ausweg dann "wenigstens noch einen Sinn zu geben", indem er Angehörige der Okkupationsmacht mit ins Inferno reißt. Im übrigen halte ich die weit verbreitete Behauptung, die palästinensischen Mütter würden ihre Kinder bewusst zum Mäthyrer-tod hin erziehen, (selbst wenn es Ausnahmen geben sollte) für nicht nur schlicht falsch, sondern auch zynisch. Später, im Abschnitt Hauszerstörungen, dazu noch mehr. Viel zu wenig unterschie-den wird auch zwischen legitimer – bei zu starkem Unrecht auch bewaffneter – Selbstverteidi-gung und Anschlägen auf Zivilisten, aber auch dem weit überwiegenden gewaltfreien Wider-stand. Schon zu versuchen zu arbeiten, nicht auszuwandern, sein Leben weiterzuführen, ist oft Widerstand und wird von Presse und westlicher Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen.

Die Behauptung der israelischen Regierung, möglich sei "im Wesentlichen" nur eine mili-tärische Lösung, wird nach meiner Wahrnehmung und auch Bestätigung durch jüdische, auch israelische Freunde ("nicht erst jetzt, sondern schon seit Jahrzehnten") von der Mehrheit der Israelis geglaubt (Etwa: Ihre Gewalt sei "auch nicht gut, aber leider notwen-dig". Was stark der – offenbar aber inzwischen zunehmend überwundenen – Haltung von Palästinensern entspricht, Gewalt gegen Israelis sei leider unvermeidbar ...). Von daher sind die friedens-bewegten Israelis, mit denen wir viel zu tun hatten, in ihrer Gesellschaft eine Minderheit. Sie haben den Mut, sich diskriminieren zu lassen, dennoch andere Konfliktlösungen anzumahnen, solche selbst auszuprobieren und dafür zu werben. Denn sie wissen, dass die Friedensbemühungen auf beiden Seiten noch massiv verstärkt werden müssen. Aber auch, von welcher Seite die noch ungleich größere Gewalt und damit Bedrohung des Friedens ausgeht. Und dass daher – vor allem von ihrer eigenen Regierung – endlich glaubwürdige und nachhaltige Schritte erfolgen müssen.

Diese – leider nur – Minderheit der Israelis ist meine Hoffnung. Dazu wird eine klare, wirklich israel-freundliche und damit auch die erdrückende Gewalt ihres Militärs aufde-ckende, ihr widerstehende Haltung von uns Europäern kommen müssen – und daraus entsprechender Druck auf Israels Regierung. Einen wirklich verantwortlichen, nicht nur kurzfristige Eigeninteressen verfolgenden Druck der USA, so wichtig er wäre, können wir von Bush offenbar nicht erwarten. Der Druck auf palästinensische Hardliner wird, bin ich sicher, von deren eigener Bevölkerung genügend stark sein, wenn endlich Fortschritte in den (Über-)Lebensbedingungen erzielt werden.

Ich höre schon den Einwand, ich sei voreingenommen, parteiisch. Es ist mir wichtig, beide Seiten zu hören und zu verstehen. Aber ich glaube, dass wir bei zu starker Schlagseite tatsächlich Partei ergreifen müssen: Für die Schwächeren. Graham Greene sagte:

"Früher oder später musst du Partei ergreifen, wenn du menschlich bleiben willst". Über Jahrhunderte weg (und von Deutschland aus dann noch wahnsinnig gesteigert) waren Juden schutzlos, alleingelassen. Trotz also

Ich bin überzeugt, diesmal sind nicht die Juden wirklich existenzbedroht, sondern Palästi-nenser. Ich bin sicher: Hinter der scheinbaren "Ausgewogenheit" vieler auch deutscher Mitbürger verstecken sich viele Motive, unter anderem das verführerische "Wenn es an beiden einigermaßen gleichmäßig liegt, dann brauche ich ja nichts zu tun"...

Ein Zitat, gleichsam von der "anderen" Seite (doch beidseits gültig!), aus dem Buch einer Paläs-tinenserin: Sumaya Fahrhat-Naser schreibt in THYMIAN UND STEINE (S. 147f.; siehe Literatur-hinweise hier S. 56): "Je länger die Besatzung dauerte und je schwerer die Verluste und Nieder-lagen waren – ohne spürbare Verbesserungen unserer Situation – , desto deutlicher erkannten wir, dass es ohne Überleben der Israelis auch für uns kein Überleben gab. Die palästinensische Seite musste sich dieser Tatsache, die lange verdrängt worden war, endlich stellen. Von den arabischen Staaten war keine Hilfe zu erwarten, und unsere Jugend wurde zerstört. Auf der Suche nach Identität und Heimat, im Bestreben nach Existenzsicherung und Selbstbestimmung wurde die Notwendigkeit erkannt, diese legitimen Ziele auch der anderen Seite zuzugestehen (...) Sowohl israelische wie palästinensische Friedensbefürworter gingen Risiken ein, denn auf beiden Seiten sahen radikale Kräfte dieses Bemühen um eine Annäherung als Verrat ..."

Solche Aussagen, alte und ganz neue, können auf beiden Seiten viele gefunden werden (Z.B. s. Fn. 2). Sie können, ja müssen ermutigen: Aktiv zu werden. Versöhnungsarbeit noch mehr verstärken. Für Entrechtete nicht nur "schöne Ratschläge erteilen", sondern Partei ergreifen. "Partei" nicht gegen Völker oder Menschen, sondern für Recht, Gerech-tigkeit, Menschlichkeit. Es gibt Orte, Gruppen, Gelegenheiten dazu. Wir wollten zur

ISM International Solidarity Movement .

weiter im Text (Teil zwei von drei)