Münchner Friedensbündnis  

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Aus Anlaß der Münchner "Sicherheits"-Konferenz 2006
Text des Briefes vom 5.2.06 von Peter Voß, dem diesjährigen Koordinierungsvertreter des Münchner Friedensbündnisses im Aktionsbündnis, an den Polizeipräsidenten Dr. Schmidbauer
(siehe auch: Eindrücke von unterwegs und vom Marienplatz)


Sehr geehrter Herr Dr. Schmidbauer,
ich war in diesem Jahr der Vertreter des Münchner Friedensbündnisses bei der Demonstration gegen die Münchner Sicherheitskonferenz, schreibe Ihnen aber einen Tag nach der Demonstration privat, um Ihnen meine Eindrücke möglichst frisch zu übermitteln.

Zunächst einmal ist Ihnen zu danken für das völlig überzogene Verbot der „venezianischen Masken“. Die Zeitungen haben des Thema freundlicherweise in großer Aufmachung aufgegriffen, und so hat ein erheblich größerer Kreis von Münchnern über die Gefährlichkeit dieser Masken erfahren. Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn die Masken zu einer mehr karnevalistischen Stimmung beigetragen hätten. So blieb nur „Rumsfeld – Massenmörder“, eine Entwicklung, die ich in mehrfacher Hinsicht bedauerlich fand, nicht weil die Behauptung falsch wäre, sondern weil dadurch das eigentlich vorgesehene Hauptthema, nämlich der bevorstehende Krieg gegen den Iran nach bekanntem Schema, weitgehend unterging.

Wie absurd das Verbot der „Masken“ war, kann man daran ermessen, daß besonders an einem windstillen Tag wie gestern jedes simple größere Flugblatt – und jedes Zeitungsformat sowieso - den Zweck der ja ausdrücklich nicht vorgesehenen Gesichtsverdeckung wesentlich besser erfüllen kann als die relativ kleinen Masken, die aus einem gefalteten DIN A4-Blatt bestehen. Aber vermutlich hat vor allem auch die aufgedruckte politische Botschaft nicht gefallen.

Als durchaus positiv empfand ich das Flaschenverbot. Es war vermutlich der Grund, weshalb die Polizeieinsatzkräfte auf das Aufsetzen der Helme verzichteten, was ja ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist. Ansonsten war aber von Deeskalation von Seiten der Polizei wenig zu bemerken. Der vordere Teil der Demonstration wurde von einer Achterreihe (jeweils vier auf beiden Seiten) der Polizei begleitet, die teilweise einen beachtlichen Teil der für die Demonstration vorgesehenen Straßenfläche für sich beanspruchte, oft, wie mir schien, unnötigerweise, d.h. nur zu dem Zweck, den Demonstrationzug schmal zu halten. Die Polizeikräfte werden anscheinend mit Kraftmeierhormonen gefüttert, weil sie sich ihren Platzbedarf, wenn nötig, nur mit Stößen erkämpfen mochten, von denen man auch als Ordner einiges abbekam.

In meiner Eigenschaft als Ordner hatte ich in diesem Jahr erstmals Gelegenheit, die mir bis dahin nur erzählungsweise bekannte brutale Vorgehensweise der Polizei aus eigener Erfahrung kennenzulernen. Dazu ist zu erwähnen, daß ich als Ordner gut zu erkennen war. Ich hatte das Ordnerband, hatte mir ein „Münchner Friedensbündnis“-Schild auf meine (eigens zu diesem Zweck angeschaffte) Mütze geklebt, war deutlich sichtbar mit einem Funkgerät ausgerüstet und gehöre im übrigen schon zu den älteren Herrschaften.

Wie bereits im letzten Jahr am Lenbachplatz, versuchte die Polizei auf dem Marienplatz im Bereich vor dem Hugendubel, zu einer Zeit, als ein Großteil der Demonstranten den Platz schon verlassen hatte, an zwei Demofahrzeugen vorbei, die dort auf dem Platz hielten (d.h. am linken Rand des Bildes), einen Zugriff. Die Menge der meist jüngeren aber auch älteren Leuten stemmte sich den Einsätzkräften unter dem Ruf „Wir sind friedlich, was seid ihr?“ entgegen, was die Polizisten sichtlich nervte. Es war für mich keine Schwierigkeit, an die „Front“ zu kommen. Als ein Polizist in schwarzer Uniform mich plötzlich in der sich inzwischen gebildeten Lücke vor sich erblickte, fuhr er mich an: „Was willst du denn hier?“ und stieß mich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Wucht mit einem Stoß gegen die Brust zurück. MPlatz
Die Polizisten begradigten die Frontlinie und wichen so weit zurück, daß sie weiter außen (hinter dem weißen Fahrzeug) standen. Ich blieb in der vorderen Reihe und hatte genügend Zeit, mir eine Reihe von haßerfüllten Gesichtern anzuschauen, wie ich sie in meinem Leben noch nicht gesehen habe. Direkt unter diesen Gesichtern befanden sich Schlagstücke, neben ihnen eine Batterie von Pfeffersprayern. Ich hatte den Eindruck, einer Horde von in die Enge getriebenen wilden Tieren gegenüberzustehen. Seitlich von mir stand ein älterer Mann mit einer „Pace“-Fahne auf einer dünnen Latte. Ehe er sich versehen konnte, schnellte eine Hand aus der Polizistenreihe heraus und machte daraus einhändig Kleinholz.
Immerhin kam es zu keinen weiteren Gewalttätigkeiten, und die Polizei zog sich unter dem Gejubel der Menge vom Platz zurück.

Diese ganze Aktion wurde von allen Seiten ausgiebig gefilmt, und ich hoffe auf diesen Filmen meinen Angreifer zu finden, um ihn anzuzeigen zu können. Im übrigen hoffe ich, daß das Aktionsbündnis sich im nächsten Jahr darauf vorbereiten wird, bei den Koordinierungsgesprächen im KVR zur Klärung beitragen zu können, wo sich bei diesen Demonstrationen in Wirklichkeit die Gewalttäter befinden.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Voß

Eindrücke von unterwegs und vom Marienplatz

USKMarsch
USK marschiert

Auf dem Marienplatz

GrAndrgMeister

Großer Andrang zur Schlußkundgebung auf dem Marienplatz;  Zurücktreten bitte! Übung macht den Meister

Pfeffspray

Zwei Polizisten schießen wahllos (mehrfach) in die Menge. Ein dritter ist bereit.
Die Pistolen haben eine beträchtliche Reichweite, die wahrscheinlich über 2 m hinausgeht.

PfeffMaedch

Einer der Pfeffersprayer wird von Kollegen zurückgezogen. Das hinderte ihn aber nicht daran, wenig später einem Pressefotografen eine Ladung gezielt ins Gesicht zu setzen. Der war glücklicherweise Brillenträger.


KommAuJ

Kommunikationsversuche von Alt und Jung

ClownVBehandlgPVCloPacePaceVerschw

Erstes Bild: Clown vor der Kopfmassage (vgl. auch Polizeierfolge)
Zweites Bild: P. Voß und der im wahrsten Sinne des Wortes "angeschlagene" Clown, sowie Pacefahneträger
Drittes Bild: Kurz darauf entdeckte ein im Bild nicht sichtbarer Schwarzuniformierter seine Liebe zur Pacefahne. Der Träger wollte sie aber nicht hergeben. Im dritten Bild verschwinden die Reststücke gerade am unteren Rand des Bildes zur linken Seite.