„Friedlich bleiben im Widerstand“
Am 24. Mai 2011 sprach Abdallah Abu Rahmah im Hansa-Haus über den palästinensischen Widerstand gegen die israelische Besatzung in seinem Heimatdorf Bil´in. Eingeladen war er von pax christi, der Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe, den Frauen in Schwarz und dem Münchner Friedensbündnis. Die Veranstaltung war mit knapp 60 Teilnehmenden gut besucht.
Die etwa 1.800 Dorfbewohner von Bil´in haben jahrelange Erfahrung mit der Beschlagnahme ihres eigenen Landes durch die israelische Besatzungsmacht:
1980 Bau der israelischen Siedlung Mitat Unze, 1990 Bau der Siedlung Kiryat Sefer, 2002 Bau der Siedlung Mitet Yaaho. Als 2004 bekannt wurde, dass die israelische Regierung auf weiterem zum Dorf Bil´in gehörenden Land den Sperrwall errichten wolle, gründeten die Dorfbewohner ein „Bürger-Komitee gegen Mauer und Siedlungen“, das mit Rechtsanwälten für die rechte der Familien eintrat, deren Land beschlagnahmt worden war. Seither organisiert dieses Bürger-Komitee mit Unterstützung israelischer und internationaler Aktivisten Woche für Woche friedliche und oft sehr phantasievolle Proteste gegen die Besatzung, den Mauerbau und die Siedlungen.
Durch den Sperrwall auf palästinensischem Gebiet wurden vom Territorium der Westbank über 13 % des Landes an Israel angegliedert – und das gehört zu den fruchtbarsten und wasserreichsten Böden. Durch die wachsenden israelischen Siedlungen mitten in der Westbank und die sie verbindenden Straßen – die von Palästinensern nicht befahren werden dürfen – wird der Lebensraum zusätzlich eingeengt.
Obwohl das israelische Militär gegen die palästinensischen Proteste mit massiver Gewalt und willkürlichen Verhaftungen vorgeht, bleiben die Aktivisten bei ihren ausdrücklich gewaltfreien Widerstandsaktionen und lassen sich nicht einschüchtern – im Gegenteil: Sie stärken sich gegenseitig, der Zusammenhalt wächst und die Freitagsdemonstrationen werden international immer bekannter.
Wie können wir, die deutsche Bevölkerung, den gewaltfreien Widerstand unterstützen? Abdallah Abu Rahmah nannte dazu Folgendes:
Druck auf die deutsche Regierung ausüben,
- den Waffenexport nach Israel zu stoppen
- im Herbst die Ausrufung eines eigenen palästinensischen Staates vor der UNO zu unterstützen
- Investitionen in Israel so lange zu stoppen, bis der Staat die Rechte der Palästinenser anerkennt
- Dem Staat Israel deutlich zu machen, dass die Besatzung in Palästina nutzlos und teuer ist.
Seine weiteren Wünsche an uns selber:
- Unterstützung des Boykotts israelischer Produkte, die in den annektierten palästinensischen Gebieten produziert wurden, gerade weil Israel eine eigene Kennzeichnung dieser Produkte verweigert
- Demonstrationen vor den israelischen Botschaften in Deutschland
- und nicht zuletzt Reisen nach Palästina
Abdallah Abu Rahmah betonte, dass die Palästinenser im friedlichen Widerstand in Bel´in keinen Hass auf Israelis und Juden hätten. Ihr Widerstand richte sich ausschließlich gegen die Besatzung.
Gertrud Scherer