Brigitte Obermayer – ich bin bei der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit und im Münchner Friedensbündnis aktiv (bei der Kundgebung am 16. März 2025 auf dem Marienplatz)
 

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

am 16. März 1945 – heute vor 80 Jahren - wurde Würzburg, von britischen Bombern, nahezu dem Erdboden gleich gemacht- 90 % der Innenstadt war zerstört über 82 % Gebäude der ganzen Stadt. Ca. 5000 Menschen starben.

Nach weiteren Angriffen der Amerikaner, nach dem 16. März, war die Stadt so schwer getroffen, dass man Überlegungen angestellt hat, die Häuser-Skelette und Ruinen zum Mahnmal werden zu lassen.

Wenn man die Überlebenden heute nach dem 16. März fragt, erzählen sie in ein paar Sätzen vom Alarm, vom Keller, von den Bomben dem Feuer und dann lange von der Zeit danach, Trümmer, Hunger, Armut, Ausquartiert, umquartiert.

Wir hatten nichts „sagte Hermann Herbach (87) dem Journalisten Max Weinhold: „Keine Stifte, kein Papier, und dann habe ihnen der Lehrer gesagt. Sie sollten auf den Zeitungsrand schreiben, als ob wir eine Zeitung gehabt hätten.“ Neun Jahre hatte die Familie keine Wohnung.1 

So geht es den Menschen in allen zerstörten Kriegsgebieten. Es gibt nichts. Keine Nahrung, keine Wohnung, keine Schule, kein Krankenhaus, keine Arbeit.

Es gibt Trümmer und Elend. Minenfelder und Umweltschäden. Krieg hinterlässt kontaminierte Böden. Grundwasser und Luft werden vergiftet. Es glaubt doch kein Mensch, dass die Umweltgifte im Kriegsgebiet bleiben – oder? Seht Euch die derzeitige Feinstaubbelastung an.

Da es so viele Kriege und Konflikte gibt müssen die Menschen fliehen. Laut UNHCR waren im Juni 2024 weltweit 122,6 Millionen Menschen auf der Flucht 5 Prozent mehr als noch Ende 2023. Die meisten Flüchtlinge in Deutschland stammen aus Kriegsgebieten, der Ukraine, Syrien, Afghanistan und der Türkei, wo die Kurden bekämpft werden. Wir sollten die Kriege bekämpfen und nicht die Flüchtlinge.2 

Die Kosten von Krieg und Militarisierung haben hauptsächlich Frauen zu tragen.

Sie müssen die Kinder und die Kranken und Alten versorgen. Sie bekommen traumatisierte und verkrüppelte Männer zurück, die sie lebenslang pflegen müssen. Jedes dritte Minenopfer ist ein Kind. Oft kommen die Verletzungen durch Minen Jahre nachdem der Krieg beendet wurde. (Angola) 3

Das Thema Vergewaltigung wurde bereits 1915 beim großen Frauen-Friedenskongress, der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit verhandelt.

Wir protestieren aufs Entschiedenste gegen das furchtbare Unrecht, dem Frauen in Kriegszeiten ausgesetzt sind, und besonders gegen die entsetzlichen Vergewaltigungen von Frauen, welche die Begleiterscheinung jedes Krieges sind.“

Vergewaltigung wird als Kriegswaffe eingesetzt. Am 13.03. kam der Bericht vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen „Mehr als ein Mensch ertragen kann“ über die Übergriffe der israelischen Soldaten. 4

Die dort gesammelten Beweise zeigen eine bedauerliche Zunahme sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt“, sagte Navi Pillay, Vorsitzende der Kommission. “Es gibt keinen anderen Schluss, als dass Israel sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Palästinenser eingesetzt hat, um sie zu terrorisieren und ein System der Unterdrückung aufrechtzuerhalten, das ihr Recht auf Selbstbestimmung untergräbt.“

Und weiter aus dem Bericht: 
Dies ist ein Krieg gegen Frauen. Tausende von Frauen sind getötet worden undHunderttausende leben unter äußerst prekären Bedingungen. Die Zahl der Frauen und Mädchen, die an Komplikationen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt gestorben sind, bleibt unbekannt.

Menschenrechtsverletzungen sind überall. Aus dem Sudan wurden Ende letzten Jahres Berichte laut, dass sich über 110 Frauen aus Angst vor den Milizen selbst getötet haben. Über 11 Millionen Menschen sind dort auf der Flucht. Die Gewalt- und Hungerkatastrophe sind nicht zu beschreiben, aber wir sehen nicht hin.5

Und nach Kriegen und Konflikten steigt die Gewalt in den Familien extrem an.

Wenn wieder etwas Gras über die Sache gewachsen ist, bereitet man den nächsten Krieg vor, denn Krieg war schon immer ein gutes Geschäft. Nicht für uns kleine Leute, sondern für Banken und Konzerne.

Irrsinnige Summen Geld, wertvolles Wissen und unwiederbringliche Ressourcen werden für Tod und Zerstörung ausgegeben. Das Sondervermögen bzw die Sonderschulden, die unsere Regierung jetzt für das Militär mobilisieren will, ist vergeudet.

Investment ins Militär ist kein Investment in die Zukunft.
Was wir brauchen, ist soziale Sicherheit

Gesundes Essen, Gute Bildung und Arbeit, ordentliche Wohnungen, eine funktionierende Infrastruktur, eine intakte Umwelt und ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben für alle Menschen und wir brauchen Kunst und Kultur. Dafür müssen wir arbeiten und forschen und miteinander reden, uns gegenseitig helfen.

Deshalb Soziales rauf – Rüstung runter.

Die Erinnerungen des 16. März 1945 verblassen in Würzburg, so wie der Zweite Weltkrieg der Vergangenheit angehört

Doch die Kriege sind nahe und sie werden vorbereitet vor unseren Augen.

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde, In Europa geht es nicht mehr um Abschreckung – es geht um Kriegsvorbereitung.

Wir werden uns beim diesjährigen Ostermarsch am 19.04.2025 um 11.15 – auch hier auf dem Marienplatz mit der geplanten Stationierung der neuen US-Mittelstreckenraketen beschäftigen und gegen die Aufrüstung protestieren. Bitte unterstützt uns. Wir brauchen Eure Hilfe – Wir müssen viel lauter werden, denn jeder Krieg betrifft uns direkt.

 

Danke 

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    https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/bayern/wuerzburg-bombardierung-zerstoerung-1945-zeitzeugen-e601042/?reduced=true

  • 2

    https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/aktuelles/blog/artikel/jahresbilanz-2024-weltweit-mehr-fluchtbewegungen-und-neue-hoffnung-in-syrien

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    https://www.halotrust.org/where-we-work/africa/angola

  • 4

    https://www.ohchr.org/en/press-releases/2025/03/more-human-can-bear-israels-systematic-use-sexual-reproductive-and-other

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    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/sudan-massen-suizid-aus-angst-vor-vergewaltigung-die-erschuetternde-lage-der-frauen-li.2268005