Liebe Emmi, liebe Trauergemeinde, liebe Friedensfreundinnen und -freunde,

was kann ich den wunderbaren Reden von Christiane und Sepp noch hinzufügen.

Ich bin Brigitte Obermayer vom Münchner Friedensbündnis.

Ich habe Helmut so erlebt, wie ihn Christiane beschrieben hat.

Er hat die Arbeit einfach gesehen, auf dem Platz, wo die Demo stattfinden sollte. Er hat nicht gefragt, sondern getan. Er blieb bis zum Schluss, bis alles wieder aufgeräumt war.

Wir waren gemeinsam beim letzten Friedensratschlag in Kassel und er überlegte, ob das Hotel am Bahnhof Wilhelmshöhe im nächsten Jahr nicht getauscht werden soll, damit es nicht so weit zum Konferenzort ist.

Helmut wollte weiterhin für den Frieden arbeiten.

Was hat seine Mutter wohl gedacht, als sie 1939 hoch schwanger, die Kriegsnachrichten erfuhr? 

Krieg – Vertreibung – Flucht
Das Schicksal so vieler Menschen, damals und heute.
Krieg ist die Fluchtursache Nr. 1 – Helmut hat das nie vergessen.

Er hat die Zerstörungen der Städte und Häuser gesehen.

Er war gegen die Wiederbewaffnung, er war gegen die Aufrüstung und gegen die Atomwaffen.

Wie oft war er auf der Straße, um zu sagen „Nie wieder Krieg– Nie wieder Faschismus“

Ungezählt sind die Stunden, die er damit verbracht hat, für den Frieden zu sprechen und Emmi zu unterstützen, die unermüdlich bei Friedensaktionen war. Er war ein guter Ehemann für eine Friedensaktivistin. Männer von Friedensaktivistinnen müssen ganz schön was aushalten können. Danke Helmut, dass Du Emmi so oft den Rücken freigehalten hast.

Am 16. Mai wäre Euer 55 Hochzeitstag. Als Ehepaar wart ihr uns ein Vorbild, Du Emmi schnell und sprudelnd und der ruhige Helmut, der Dich wieder herunterholen konnte, wenn Du Dich über Regierungsentscheidungen extrem aufgeregt hast.

Heute ist der 8. Mai. Ein denkwürdiger Tag – das Ende des 2. Weltkriegs
Der 8. Mai ist ein Tag der Erinnerung.

In Zukunft wird er auch mit dem Abschied von Helmut verbunden sein.

Wir gedenken heute in Trauer aller Toten des Krieges und der Gewaltherrschaft.

Wir gedenken insbesondere der sechs Millionen Juden, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden

Wir gedenken aller Völker, die im Krieg gelitten haben, vor allem der unsäglich vielen Bürger:innen der Sowjetunion und der Polen, die ihr Leben verloren haben.

Der 8. Mai wurde zum Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Auch heute erinnern Friedensfreund:innen in München an diesen Tag.

Helmut hat nicht vergessen, dass die Rote Armee bei der Befreiung vom Hitlerfaschismus die Hauptlast trug. Dafür hat auch seine politisch so wache Familie gesorgt.

Helmut hat eingegriffen als die große Friedensbewegung in den 1980er Jahren aktiv wurde, mit Marion Lehmicke und Dieter Lattmann war er im Münchner Friedensforum. In dieser Zeit entstanden damals 15 Stadtteilinitiativen und Betriebsgruppen (z.B. die Siemens-Friedensgruppe), die nach und nach leider wieder verschwanden.

Übrig geblieben ist eine BiFA-Gruppe, der er angehörte und das Münchner Friedensbündnis formierte sich. Dieses Bündnis unterstützte er bis jetzt. Es sind so viele großartige Menschen, mit denen er arbeitete und die er kannte. Ich müsste so viele nennen und so vielen danken, die diese Arbeit begonnen und weitergeführt haben. Dem werde ich nicht gerecht, deshalb nenne ich stellvertretend für alle - Ernst Grube und den von uns allen sehr vermissten Claus Schreer.

Und ein Pflichttermin, den wir vor allen anderen nennen müssen, die Ostermärsche, schon in den 60er Jahren waren Helmut und Emmi dabei. 

Sie waren selbstverständlich auch in diesem Jahr am 30. März mit uns auf dem Marienplatz.

Jedes Mal schreiben wir die Rüstungsausgaben in unsere Aufrufe. Die Katastrophe vor Augen. Wir sehen doch alle, was passiert. Das Geld fehlt für die Menschen, der Krieg schädigt die Umwelt und zerstört Ressourcen. 

Ulrike Guérot schreibt in ihrem Buch: Endspiel Europa:
„Wie schnell das Friedensprojekt Europa, die EU, mithilfe einer sagenhaften Kriegspropaganda seit Februar 2022 zu einer Drehscheibe für den "Ringtausch schwerer Waffen" wurde, einem Zirkus gleich, kann nur noch fassungslos, wütend und traurig zugleich machen. Seit (zwei Jahren)* brüllt sich Europa erschütternd kriegslüstern und geschichtsvergessen in diesen Krieg hinein, der Russe ist wieder da, ganz als ob Europa auf einen Feind gewartet habe, um sich endlich zu einen. Kämpfen gilt wieder als schick, vor allem in den Mündern jener Politiker oder Journalisten, die ihre eigenen Kinder niemals in den Krieg schicken würden.
Es geht fast nur noch um den militärischen Sieg, es geht wieder um Imperialismus und Einflusszonen - amerikanische hier, russische dort:
Europa muss nun in Kiew verteidigt werden, so wie damals am Hindukusch, so heißt es im Überschwang der politischen Erregung"

Helmut war völlig entsetzt von diesem neuerlichen Krieg in Europa. Der Überfall der Hamas am 7. Oktober und das danach einsetzende und bis heute fortdauernde Schlachten der Palästinenser machte ihn fassungslos. Es gibt keinen gerechten Krieg. Krieg ist Terror.

Kein Krieg wird um Freiheit oder Religion oder Menschenrechte geführt. Es geht immer nur um Macht und Geld. Krieg ist menschengemacht.

Wer profitiert von diesem Krieg am meisten?
Das ist doch die Frage, die wir uns stellen müssen. Würde Helmut sagen.

Vergesst die Frage nicht.

Helmut vergessen – können wir sowieso nicht. 
Ruhe in Frieden
Liebe Emmi, wir sind bei Dir.

*Zeitraum geändert