Vor 60 Jahren – im Jahr 1961 –
fand der erste Ostermarsch in München statt.
1957 hatten 18 führende Atomwissenschaftler, darunter 3 Nobelpreisträger, mit ihrem berühmten „Göttinger Manifest“ die Öffentlichkeit vor den Plänen der Adenauer-Regierung gewarnt, die Bundeswehr mit Atomwaffen aufzurüsten. Damals hatten hatten die USA – unter strengster Geheimhaltung – damit begonnen, atomare Kurzstrecken-Raketen in Westdeutschland zu stationieren. Die Regierung unter Konrad Adenauer und Franz Josef Strauß und die Bundeswehrführung forderten die Verfügungsgewalt über diese Atomwaffen.
Daraufhin entstand mit der Kampagne „Kampf dem Atomtod“ – eine breite Protestbewegung gegen die atomare Aufrüstung – mit hunderttausenden Teilnehmern in der Bundesrepublik. Und danach begannen die „Ostermärsche der Atomwaffengegner“. Sie wurden damals über drei Tage durchgeführt. Vorbild war Aldermaston-Marsch, der vom britischen Atomwaffenzentrum Aldermaston nach London führte.
Der erste Ostermarsch in München fand 1961 statt. Der Ostermarsch begann an der KZ-Gedenkstätte in Dachau und endete am Königsplatz in München. Bei der Abschlusskundgebung am Ostermontag auf dem Königsplatz sprach der Schriftsteller Erich Kästner, dessen Bücher 1933 von den Nazis verbrannt wurden.
Der Kampf gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr war bis Mitte der 60er Jahre das zentrale Thema der Ostermärsche. Die damalige Bundesregierung unter Konrad Adenauer und Franz Josef Strauß und der Führungsstab der Bundeswehr forderten bereits 1958 die Verfügungsgewalt über die in Deutschland stationierten Atomwaffen und 1962 eigene deutsche Atomwaffen. 1964 verlangte der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Trettner, die Realisierung von Planungen des Pentagon zur Errichtung eines Atomminengürtels entlang der innerdeutschen Grenze.
Diese abenteuerlichen Pläne konnten schließlich – auch aufgrund der jahrelangen Proteste der Friedensbewegung – verhindert werden. Die ca. 6 000 taktischen Atomwaffen, die in den 1960er Jahren in Westdeutschland stationiert waren und die im Ernstfall auf dem Gebiet der DDR oder der BRD zum Einsatz gekommen wären, wurden schließlich – ebenso wie die Pershing-II Mittelstrecken-Raketen – bis zum Ende des „Kalten Krieges“ von den USA abgezogen.
Übrig geblieben sind bis heute die auf dem Bundeswehr-Luftwaffenstützpunkt in Büchel stationierten US-Atombomben. "Keine Atomwaffen auf deutschem Boden", diese Losung von damals gilt heute immer noch und gehört weiterhin zu den zentralen Forderungen bei den Ostermärschen. Deutschland muss dem UN-Atomwaffenverbots-Vertrag beitreten und dafür sorgen, dass die in Büchel stationierten US-Atombomben abgezogen werden.
Text: Claus Schreer