Leserbrief Konflikt Palästinatage 2014

Hier eine weitere Reaktion auf das Verhalten des OB - der Leserbrief von Karin Nebauer,
siehe mehr dazu nebenan.

Leserbrief zum Artikel "Reiter distanziert sich von Palästina-Tagen" von Thomas Anlauf vom 17.9.2014

Die diesjährigen Palästina-Tage werden interessante Zeugnisse palästinensischer Kultur und Identität zeigen, wie sie sonst kaum zu sehen sind. Dieses Thema wird aber von der Welle der Entrüstung über die Verwendung des Begriffs "Genozid" im Vorwort des Veranstaltungsflyers vom Tisch gewischt.

Statt auf die Veranstaltung selbst einzugehen, und wie es gemäß dem Recht auf freie Meinungsäußerung in einer Demokratie zu erwarten wäre, den verwendeten Begriff "Genozid" zur Diskussion zu stellen, wird die Keule des Antisemitismus (diesmal sogar des "puren Antisemitismus") geschwungen, um von vornherein jede Diskussion zu unterdrücken und wieder einmal das EineWeltHaus zu attackieren. Dabei wird der Begriff ganz sachlich und weder "antisemitisch" noch "rassistisch" verwendet.

Die UN-Konvention 260 A zur Verhütung und Bestrafung des Völkermords definiert Völkermord als eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:
a) das Töten von Angehörigen der Gruppe,
b) das Zufügen von schweren körperlichen und seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe,
c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
[...].
Für die Bewertung genügt bereits das Zutreffen eines dieser Tatbestände.
Durch die mehr als hundert Jahre lange Geschichte des Zionismus und die des israelischen Staates zieht sich, vielfach dokumentiert, wie ein roter Faden die Absicht, die einheimische Bevölkerung wie auch immer los zu werden, um das Land in Beseitz zu nehmen.

Mit der Keule des "puren Antisemitismus" wird nicht nur eine Diskussion, sondern auch jeder "Dialog" verhindert, der die Grundlage jeder Suche nach einer Friedenslösung sein muss. Nicht die Wortwahl im Veranstaltungsflyer ist für einen Dialog "wenig hilfreich", sondern die versuchte Verhinderung einer Diskussion.

Den Palästina-Tagen ist zu wünschen, dass sie kulturelle Zeugnisse palästinensischer Identität vielen Menschen näher bringen und die Offenheit für alle Menschen in der Region fördern.

Karin Nebauer
München