Im Münchner Friedensbündnis finden sich Gruppen und
Initiativen zusammen, die sich für die Ziele Frieden und
Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Uns verbindet die
Überzeugung, dass soziale Ungerechtigkeit, Gewalt und Krieg die
Hauptursachen für menschliches Leid sowie eine Gefahr für den
Fortbestand von Mensch und Umwelt darstellen.
Wir kommen aus Gruppen unterschiedlicher gesellschaftlicher und
weltanschaulicher Herkunft und wollen im offenen Umgang miteinander
diese Wurzeln auch gegenseitig anerkennen.
Positionen
Mit folgender Positionsbeschreibung möchten wir zu einer klaren, selbstbewussten und effektiven Arbeit beitragen, dies sowohl innerhalb des Bündnisses als auch in der Zusammenarbeit mit anderen.
Friede:Friede ist für uns wesentlich eine Gesellschaftsstruktur, die auf Gerechtigkeit gründet und in der Konflikte als Chance zum Besseren angenommen und gewaltfrei ausgetragen werden. Friede ist Weg und Ziel, Mittel und Zweck zugleich. Ein „Friede“, der mit Gewalt erzwungen wird, ist für uns kein Friede, denn er trägt den Keim zu neuer Gewalt in sich.
Gewaltfreiheit:
Gewaltfreiheit bedeutet für uns die klare Entscheidung, auf
verletzende Gewaltanwendung zu verzichten. Sie erwächst aus der
Achtung der Würde des Gegenübers. Sie erfordert die
Erkenntnis der Gewalt in ihrer physischen, psychischen, strukturellen
und kulturellen Ausprägung. Sie erfordert die Emanzipation von
ihr, in der eigenen Person, in der eigenen Gruppe, im eigenen Volk und
in der ganzen Welt. Sie fußt auf persönlicher Entscheidung
und begründet eine Gesinnung und ein Lebensprogramm. Sie strebt
einen grundsätzlichen und damit auch einseitigen Gewaltverzicht in
allen Beziehungen an, auch gegenüber jenen, die keine
Gewaltfreiheit anstreben. Prüfstein ist die Art und Weise, wie
Konflikte ausgetragen werden. Gewaltfreiheit bedeutet nicht
Passivität und Unterwerfung, sondern impliziert den entschiedenen
Widerstand gegen eine Gewalt- und Kriegskultur.
Pazifismus:
Wir verstehen darunter die Gesamtheit individueller und kollektiver
Bestrebungen für eine friedliche und gewaltfreie Politik zwischen
Staaten, Völkern, Ethnien, Religionsgemeinschaften,
weltanschaulichen Gruppen und Minderheiten. Diese Politik sucht Frieden
und Sicherheit durch Kooperation, im Bewusstsein, dass ein Miteinander
besser ist als ein Gegeneinander. Sie sucht gewaltsame Strukturen
abzubauen und dafür neue zu entwickeln, durch die ein gerechter
Ausgleich zwischen Kontrahenten möglich wird. Deshalb verzichtet
eine pazifistisch orientierte Politik vom Prinzip her auf alle
militärischen Mittel, sowohl auf nationaler wie auch auf
internationaler und globaler Ebene. Das entschlossene Bemühen um
Reduzierung der Drohpotenziale bis hin zur vollständigen
Abrüstung und gleichzeitige Betonung von vertrauensbildenden
Maßnahmen ist nach unserer Überzeugung der entscheidende
Beitrag zur Befriedung in den internationalen Beziehungen und zu einer
verbesserten Lebensqualität der Menschen.
Zivilgesellschaft:
Die Entwicklung einer gerechten und solidarischen
Gesellschaft stellt einen stetigen und nicht endenden Prozess dar.
Dieser Prozess ist auf die Beteiligung möglichst vieler Menschen
angewiesen. Die wesentlichen Werte in einer Zivilgesellschaft nach
unserem Verständnis sind Gewaltfreiheit, Pazifismus,
Menschenrechte und Verteilungsgerechtigkeit. Ihre Struktur ist
netzartig. Dialog-Beziehungen mit Vereinbarungscharakter erhalten auf
allen Ebenen gegenüber Weisungs-Beziehungen den Vorzug. Sie ist
ferner gekennzeichnet durch Dezentralisierung und Partizipation in
Staat und Wirtschaft. Sie beseitigt strukturelle Gewalt und entwickelt
basisdemokratische Mechanismen zur politischen Willensbildung. Sie gibt
einerseits dem Einzelnen Raum für Mitsprache und Mitgestaltung
seines persönlichen und lokalen Lebensumfeldes, andererseits gibt
sie auch Impulse für transnationale Vernetzungen. Dadurch wird
demokratisches Verantwortungsbewusstsein auf breiter Basis angeregt und
gestärkt und soziale Kompetenz erworben. Ihre Sicherheit
gründet die Zivilgesellschaft auf ihre netzartige
Beziehungsstruktur, auf individuelle Verantwortung und Zivilcourage,
nicht auf militärische Mittel. Sie verteidigt ihre Institutionen
und Werte mit den Mitteln der Sozialen Verteidigung wie Symbolhandlung,
Demonstration, Boykott, Streik, Steuerverweigerung u.s.w.. Deshalb ist
sie auch schwer zerstörbar oder durch Machthaber gewinnbringend
beherrschbar.
Arbeitsweise
Verhältnis zum gesellschaftlichen Umfeld:
Unsere Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gilt
gesellschaftlichen Zuständen und Entwicklungen. Wir beobachten und
analysieren Entwicklungen, die zu sozialer Ungerechtigkeit, Krieg und
anderen Formen der Gewalt führen. Die so gewonnenen Erkenntnisse
sind wesentlicher Bestandteil unserer öffentlichen Stellungnahmen,
Veranstaltungen und Aktionen. Dabei ist es uns ein wichtiges Anliegen,
auf positive Alternativen hinzuweisen.
Friede als gesellschaftlicher Prozess kann nicht durch Friedensgruppen
allein, sondern prinzipiell nur mit weiteren Teilen der Gesellschaft
zusammen entwickelt werden. Dazu gehören auch Personen, Gruppen
und Organisationen, die nicht bereit sind, unsere Positionen
hinsichtlich Gewaltfreiheit, Pazifismus und Zivilgesellschaft zu
teilen. Dabei dürfen aber die eigenen, oben dargelegten Positionen
weder aufgegeben noch unkenntlich gemacht werden, denn so verlören
sie ihre verändernde, friedensstiftende Kraft. Voraussetzung
für unsere Friedensarbeit ist der achtungsvolle Umgang mit
Andersdenkenden.
Aus unseren Positionen ergeben sich folgende Zielvorstellungen:
- Ablehnung jeder militärischen Gewalt
- Klare Ablehnung von Krieg (einschließlich sog. humanitärer Aktionen)
- Deutliche Schritte zur Abrüstung
- Ächtung und Abschaffung aller Atomwaffen und sonstiger Massenvernichtungswaffen
- Stopp aller Rüstungsexporte, inklusive entsprechender Lizenzvergaben
- Einführung eines Zivilsteuergesetzes
- Eine aktive Politik der globalen Gerechtigkeit
- Demokratisierung der UNO
- Beachtung des Völkerrechts
- Ein funktionsfähiges internationales Gerichtswesen nach den Grundsätzen von Gleichheit und Gerechtigkeit
- Stärkung der Friedenselemente in der EU statt Ausbau zur Militärmacht
- Eindämmung von ökonomischem Egoismus und Wachstumswahn
- Ausbau, Stärkung und Vernetzung kollektiver ziviler Sicherheitssysteme (u.a. Friedensdienste, Soziale Verteidigung, OSZE)
- Dialoge, Verhandlungen und Aufbau von Strukturen für gewaltfreie Lösungen von Konflikten
- Stärkung der Zivilgesellschaft
- Gestaltung einer Kultur des Friedens
Kooperation
Zur Verwirklichung unserer Ziele
arbeiten wir mit anderen friedens- und gesellschaftspolitischen
Gruppierungen zusammen. Voraussetzung dafür ist, dass diese
Gruppierungen bereit sind, die wesentlichen Prinzipien ihrer Arbeit
mitzuteilen und dass ihre bisherigen Aktivitäten unseren oben
beschriebenen Vorstellungen nicht im Wesentlichen widersprechen.
- die jeweiligen Ziele
- Strategien, die den Zielen entsprechen
- die Adressaten für unsere Forderungen
- die gesellschaftlichen Gruppen, die wir erreichen wollen
- gewaltfreie Aktionsformen
- gewaltfreie Sprache
Wenn über die hier genannten Punkte keine ausreichende Verständigung erzielt werden kann, sind auch Verfahrensweisen möglich, die das gemeinsame Ziel im Auge haben, aber der Verschiedenheit der Gruppierungen Rechnung tragen, zum Beispiel:
- verschiedene Aufrufe zur selben Veranstaltung
- gemeinsame Auftaktveranstaltung und getrennte Fortführung bzw. umgekehrt
"Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden." (Hermann Hesse)