Geleitwort zum Programm der Münchner Friedenswochen
„Deutschland muß kriegstüchtig werden“ - zu dieser Forderung unseres Verteidigungsministers paßt ein Text von Berta von Suttner:
„Meine Rüstung ist die defensive,
Deine Rüstung ist die offensive,
Ich muß rüsten, weil du rüstest,
Weil du rüstest, rüste ich,
Also rüsten wir,
Rüsten wir nur immer zu.“
Was dieses tödliche – und teure - Vorhaben konkret heißen kann, beschreibt der Rüstungsgegner Jürgen Grässlin im Vorwort zu seinem neuen Buch so„...wir leben in düsteren Zeiten: Die Klimakatastrophe schreitet voran, Kriege und Bürgerkriege wüten weltweit, Billionen von US-Dollar werden werden in Hochrüstung, Rüstungsexporte und Militarisierung fehlinvestiert – statt in die Absicherung sozialer Systeme, in Gesundheit und Bildung und in eine lebenswerte Welt....“
Der Forderung nach Kriegstüchtigkeit setzen wir von der Friedensbewegung die Forderung entgegen: „Friedensfähig werden!“
Was sagt das? Für uns bedeutet „Friedensfähigkeit“ vor allem eine gerechte Gesellschaft. Eine Gesellschaft mit einem Schulwesen, das Kinder und Jugendliche nach ihren Fähigkeiten fördert und nicht nach Herkunft und Elternhaus – mit einem Sozialwesen, in dem alle ein menschenwürdiges Auskommen haben – eine Gesellschaft, in der Menschen mit Migrationshintergrund nach dem bewertet werden, was sie für uns leisten und nicht vorrangig nach den Gewalttaten, die eine kleine Minderheit unter ihnen anstellt.
„Friedensfähig werden“ ist auch eine Forderung und eine lebenslange Aufgabe an un selbst: Konflikte in unserem Umfeld im Gespräch zu lösen versuchen und nicht mit Gewalt – zu Kompromissen bereit sein – nach einem Streit auch mal als Erste/r die Hand hinhalten – auf einen Vorteil verzichten zu Gunsten eines anderen, der ihn nötiger hat … sicher kennt jede und jeder von uns Beispiele, wie Friede im Kleinen zustande kam oder zerstört wurde.
Selbstverständlichkeiten? Vielleicht, aber wenn wir uns in unserem Umfeld um ein friedliches Zusammenleben bemühen, sind wir auch glaubwürdig und können uns eher vorstellen, dass es auch im Großen Ansätze dafür gibt.
Dass eine friedensfähige Gesellschaft nicht langweilig ist, sondern lebenswert sein kann, dazu eine Aufforderung von Günter Eich in seinem Hörspiel „Träume“:
„Tut das Unnütze, singt die Lieder,
die man aus eurem Mund nicht erwartet.
Seid unbequem,
seid Sand, nicht das Öl
im Getriebe der Welt!“
Die Friedenswochen laden wie immer dazu ein, sich über diese und weitere Fragen unseres Friedens zu informieren und Impulse für Friedensfähigkeit zu finden.