Ostermarsch Auftaktrede, 12.35 Uhr Königsplatz - Matthias Gast
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
vor 60 Jahren fand in München der erste Ostermarsch statt. Er begann an der KZ-Gedenkstätte in Dachau und endete genau hier – am Königsplatz. Zentrales Thema waren die Atomwaffen. In den 60ern lagerten ca. 6.000 Atomwaffen allein in Westdeutschland.
Dieses Jahr ist ein historisches Jahr für Atomwaffengegner. Am 22. Januar trat der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft. Damit sind Atomwaffen jetzt völkerrechtswidrig. Der Vertrag wurde 2017 von 122 Mitgliedsstaaten der UN-Generalversammlung verabschiedet und bis heute von 52 Staaten ratifiziert. Obwohl 92 % der Deutschen die US-Atomwaffen ablehnen und der Abzug der US-Atomwaffen in Büchel bereits 2010 im Bundestag beschlossen wurde, ist Deutschland dem Vertrag nicht beigetreten. Ein Grund mehr nach 60 Jahren wieder hier zu stehen!!
2021 ist auch das Jahr der Coronakrise und ich kann sagen: Wir hatten immer Recht. Wir haben andauernd gesagt: rüstet ab und steckt das Geld in die soziale Sicherheit. Die Bundesregierung ignorierte das. Für unsere Sicherheit kaufte sie Panzer, Flugzeuge und Drohnen. Deutschland hat in den Tod investiert, nicht in das Leben. Der Rüstungsetat liegt mittlerweile bei 53 Milliarden Euro. Deutschland ist bis an die Zähne bewaffnet und eine Hochburg der Rüstungskonzerne. Bereit jedem Feind zu trotzen. Und jetzt kommt ein Virus, für das menschliche Auge nicht mal sichtbar, und all ihre Waffen und Sicherheitskonzepte nützen gar nichts.
Mehr Geld für die Pflege hätte geholfen. Kinderfreundlichere Arbeitsbedingungen hätten geholfen. Und auch eine solidarische Gesellschaft hätte geholfen.
Liebe Bundesregierung, wir hatten Recht und ihr hattet Unrecht!!
Solidarität ist leider zum Fremdwort geworden. Hier ein paar Beispiele:
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Ausnahmen beim Patentrecht sind unmöglich, selbst wenn es dem Wohl der gesamten Menschheit dient, besonders der ärmeren Hälfte unserer Welt, weil man am Patent verdienen will.
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Die acht größten Lebensmittelkonzerne zahlten letztes Jahr zehnmal mehr an Aktionäre aus als die UNO benötigt, um den weltweiten Hunger zu stoppen.
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Moderne Sklaverei, 6.500 Tote bei den Bauarbeiten der Stadien oder die Unterdrückung der Frauen werden eine Fußball-WM in Katar nicht aufhalten.
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Während kleine angeschlagene Unternehmen auf ihre Hilfspakete warten, beabsichtigt die Bundesregierung Teile des Konjunkturpaketes in die Rüstung zu stecken.
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In Griechenland sitzen derzeit 27.000 Flüchtlinge an 18 Orten fest. Eigentlich eine verschwindend geringe Zahl. Man spricht aber schon wieder von einer Migrationskrise.
Ich sage: die einzige Krise, die wir haben, ist eine Solidaritätskrise auf Kosten der Armen und Schwachen!
Krieg, Hunger, Armut und Flucht sind praktisch aus den Medien verschwunden. Sie waren die ersten Opfer des Coronavirus. Der Völkermord im Jemen, Terrorismus im Irak, ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer oder Folter in Guantanamo. Die Tragödien dieser Welt sind alle noch da, aber nicht mehr präsent.
Stattdessen tagelange Berichterstattung über ein Containerschiff, dass den Suezkanal blockiert. Schließlich passieren hier ein Drittel der weltweit gehandelten Waren. Tagelang warteten unsere Waren aus Ausbeuterbetrieben in Asien darauf nach Deutschland zu kommen, damit sie letztlich in einem Lager von ausgebeuteten Amazon-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in kleine Schächtelchen verpackt werden und in Rekordzeit von ausgebeuteten Lieferbetrieben zugestellt werden können. Wenn sich dieses Rad nicht dreht, ist das eine wahrlich beachtete Tragödie. Eine Tragödie für Investoren!!
„Wozu ist Geld gut, wenn nicht, um die Welt zu verbessern?“, ein Zitat von Elizabeth Taylor. Unsere Welt basiert auf Konkurrenz und Konfrontation, nicht auf Solidarität und Kooperation. Die sieben führenden Industrienationen, bekannt als G7, werden in naher Zukunft von den sieben führenden Schwellenländern, die weniger bekannten E7, in ihrer Wirtschaftsleistung überholt. Wenn Konkurrenz nicht mehr hilft, ist die einzige Antwort, die unser System dafür vorsieht, die Konfrontation!
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Aus diesem Grund rüsten wir selbst in der Coronakrise auf. Letztes Jahr haben Union und SPD neue Rüstungsbeschaffungen im Wert von 9,3 Milliarden Euro durch den Bundestag gebracht.
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Aus diesem Grund möchte die NATO als Machtdemonstration gegenüber Russland trotz der Coronakrise 2021 ihr Großmanöver „Defender Europe“ durchführen. 28.000 Soldatinnen und Soldaten in über 30 Übungsgebieten in 12 Ländern. Selbstverständlich ohne Hygienekonzept.
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Aus diesem Grund verlängert die Bundesregierung im Rahmen der Rohstoffsicherheit die Auslandseinsätze der Bundeswehr. In Afghanistan für Lithium, in Mali für Uran, im Irak für Öl und die Sicherung der Handelsroute durch das Rote Meer.
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Aus diesem Grund kritisiert man die Pressefreiheit in Russland, nicht aber der Umgang mit Julian Assange, der wegen der Aufdeckung von Kriegsverbrechen und Korruption seit 11 Jahren kein freier Mann mehr ist.
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Aus diesem Grund beteiligt sich Deutschland mit Ramstein am US-Drohnenkrieg und stationiert in Büchel US-Atomwaffen. Der Abzug wäre leicht durchsetzbar, aber man ist zu feige der US-Regierung vor den Kopf zu stoßen. Liebe Bundesregierung, es ist Ostern, haben Sie doch endlich mal Eier!
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Aus diesem Grund möchte man den CO2-Ausstoß der Streitkräfte reduzieren, ohne auf Auslandseinsätze zu verzichten. Liebe Bundesregierung, Militär geht nicht umweltfreundlich. Krieg tötet Menschen, zerstört Lebensgrundlagen und Lebensräume. Krieg verbraucht enorme materielle und finanzielle Ressourcen. Krieg hinterlässt verbrannte Wälder, kontaminierte Böden und vergiftetes Grundwasser. Nicht zu vergessen, die verstrahlten Regionen durch Uranmunition.
Darum heißt unser Motto: Aktiv gegen Krieg! – Engagiert für den Frieden!
Liebe Freundinnen und Freunde, Ich danke euch!