EineWeltHaus, Großer Saal

Vortrag Dr. des. Claudia Barth mit Diskussion

Esoterik ist seit den 1990er Jahren in Deutschland en vogue. Obgleich traditionelle Glaubensvorstellungen im Rückzug begriffen sind, wird die Gesellschaft keineswegs säkularer. Neue, marktförmig organisierte religiös-spirituelle Denkweisen und Praktiken haben sich etabliert.

Die Nutzer/innen derartiger Angebote begreifen sich selbst meist weniger einer neuen Form von Religiosität zugehörig, sondern sehen sich als Entdecker eigener Formen von "Spiritualität", die in wechselnden Seminaren, Fortbildungen oder Gruppen praktiziert wird.

Esoterische Grundgedanken finden sich in einer Vielzahl von Spielarten, angefangen von alternativen Heilmethoden über bestimmte Formen der Familienaufstellung bis hin zu Astrologie oder Feng Shui.

In der Veranstaltung werden die charakteristischen Grundgedanken dieser modernen Glaubensform aufgezeigt und anhand konkreter Beispiele ihre praktische Umsetzung aufgezeigt.

Esoterische Weltbilder stehen oftmals in der Kritik, eine romantizistische Gesellschaftskritik zu transportieren, die anschlussfähig für rechte Weltbilder sei. Insbesondere im geschichtlichen Rückblick, in der Entstehung dieser relativ jungen Form von Religiosität, tritt dieser problematische Aspekt zu Tage.

Trotz dieser explizit gesellschaftspolitischen Relevanz der Thematik gilt Esoterik ihren Anhängern als zutiefst subjektive Form von Dasein und Hilfe zur Alltagsbewältigung. Jedoch spiegelt das massenhafte Auftreten esoterischer Techniken mit dem Ziel der Selbstfindung und inneren Neustrukturierung eine grundsätzliche Problematik der Lebensführung unter gegenwärtigen Anforderungen wider: Den Zwang zur Selbstoptimierung und Selbstverwertung, die Angst vor Selbstverlust und Entfremdung, welchem durch esoterische Techniken zu begegnen versucht wird.

Trägerkreis EineWeltHaus München e.V.
Förderung Kulturreferat München