Redemanuskript-b von Irmgard Hofer

Weiterer Beitrag von Irmgard Hofer als Ergänzung aus aktuellem Anlaß, auch bei der Schlusskundgebung des Münchner Ostermarsches 26.3.2016 in München am Max-Joseph-Platz

PEACEOstermarsch München 2016

siehe anderen Redeteil

Irmgard Hofer am Max-Joseph-Platz

Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) www.wilpf.de

Und nun ein Wort in sozusagen eigener Sache,

abgesprochen mit dem Friedensbündnis.

Wie sicher viele hier wissen, hat der Stadtrat der Stadt München uns den Anita Augspurg Preis der Stadt München verweigert, welcher an Frauengruppen für „ausgezeichnetes Engagement für Frieden, Frauenbildung und Gleichberechtigung“ geht und nach einer unserer Gründerinnen benannt ist. Er düpierte damit nicht nur die Frauen der Gleichstellungskommission, sondern auch die der städtischen Gleichstellungsstelle, die sich beide einstimmig für die Frauenliga als Preisträgerinnen ausgesprochen hatten.

Die Münchner Gruppe der IFFF hat exemplarisch und in vielen Bündnissen gegen Gewalt an Frauen, gegen Zwangsprostitution, gegen Waffenschmieden und für Abrüstung, für die Beteiligung von Frauen an zivilen Konfliktlösungen gewirkt. Der Stadtrat hat uns den Preis verweigert mit dem Vorwurf des Antisemitismus. IFFF/WILPF ist international seit Jahrzehnten in Israel und Palästina engagiert. In Kooperation mit Friedenskräften und vielen Frauen aus dortigen Ligasektionen versuchen wir die Dialogstrukturen aufrecht zu erhalten, damit die Begegnung und der gegenseitige politische Austausch nicht verloren gehen.

Wir konnten dieses Wochenende im Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel Dokumente einsehen, die Zeugnis davon geben, dass die deutsche Sektion schon zur Weimarer Zeit über politische Vorgänge aufgeklärt hat und vor 1929 u.a. eine Kommission zur Bekämpfung des Antisemitismus gegründet hat1. Mit der langjährigen Repräsentantin der israelischen Sektion Aliah Strauß bin ich befreundet, wir fuhren beide im Friedenszug 1995 und haben auf mehreren Kongressen das Zimmer geteilt. Sie hat die Beschlüsse gegen die israelische Besatzungspolitik immer mit uns getragen, Informationen dazu selbst eingebracht. Die Kritik an der Besatzungspolitik Israels ist nicht antisemitisch, sondern richtet sich gegen Menschenrechtsverletzungen – und die Menschenrechte sind nun mal unteilbar und gelten auch für die in den besetzten Gebieten lebenden Männer, Frauen und Kinder.

Die gute Nachricht ist: Wir haben viele Solidaritätserklärungen und Zuspruch erhalten, dafür möchte mich von Herzen bedanken. Wir lassen uns auch nicht einschüchtern. Die IFFF hat die Verfolgung durch die Nazis, Ausweisung unserer Mitglieder, Kommunismusverdacht und Bespitzelung bis in die 70er Jahre überstanden, wir setzen uns weiterhin ein für „Frauen. Freiheit. Frieden.“ – so heißt unser Jubiläumsbuch. Dafür waren und sind wir preiswürdig!

Irmgard Hofer,
Vorsitzende der deutschen Sektion

  • 1. Broschüre „Völkerversöhnende Frauenarbeit“, 1/1929 Seite 37/38.